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Vor den Bundestagswahlen Welche Rolle spielt KI im deutschen Wahlkampf?

In einem Monat sind in Deutschland Bundestagswahlen. Die Parteien buhlen um Wählerinnen und Wähler – auch mithilfe von künstlicher Intelligenz.

Wie kann KI den Wahlkampf beeinflussen? Der sichtbarste Einsatz seien Deepfakes – generierte Bilder und Videos mit KI-Modellen, erklärt Katja Muñoz, wissenschaftliche Mitarbeiterin der deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. So können beispielsweise auf Wahlplakaten nichtexistierende Personen dargestellt werden oder es kann polarisierender Content erstellt und verbreitet werden. Muñoz erklärt, dass KI gezielt eingesetzt werden könnte, um Kandidierende oder ihre politischen Ideen über längere Zeiträume hinweg schlecht darzustellen. Eine Gefahr liegt also in der strategischen Manipulation.

Welche Rolle spielt KI im deutschen Wahlkampf? Künstliche Intelligenz nimmt im Wahlkampf bisher eine experimentelle Rolle ein. Muñoz glaubt nicht, dass sie ausschlaggebend sein wird für die Wahl. «Die Parteien probieren noch sehr viel herum.»

Gefahren von KI

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KI kann sowohl für positive als auch für schädliche Zwecke genutzt werden. Cyberkriminalität werde durch KI effizienter, gefälschte Audios könnten in kürzester Zeit generiert werden, sagt Katja Muñoz. Vor allem, wenn es sich um bekannte Persönlichkeiten handelt, von denen sehr viel Ton- und Videomaterial im Umlauf ist, kann täuschend echter Inhalt generiert werden, der kaum mehr vom echten zu unterscheiden ist.

Welche Parteien setzen KI am sichtbarsten ein? Vor allem die AfD nutzt KI, um Beiträge für die sozialen Medien zu generieren. Das reicht von Bildern über Videos bis hin zu Musik. «Sie setzen damit eine Art kohärentes Branding auf», erklärt Muñoz, indem sie Comic-Avatare ihrer Politikerinnen und Politiker setzen oder Windränder «monstergleich» darstellen. Auch das Bündnis Sahra Wagenknecht setzt KI ein, vor allem zur Unterstützung ihrer Social-Media-Inhalte. So untermale die Partei zum Beispiel Beiträge mit KI-generierter Musik, weil sich so mehr Reichweite erreichen lässt. «Sie nutzen KI nicht nur, um Bilder zu generieren, sondern sie zeigen damit Plattformkompetenz.»

Wahlen in Deutschland 2025

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Legende: KEYSTONE/DPA/Anna Ross)

Deutschland soll am 23. Februar 2025 einen neuen Bundestag wählen. Anschliessend wird eine neue Regierung ernannt. Alle News und Hintergründe zu den Wahlen in Deutschland finden Sie hier.

Hinken die grossen Parteien hinterher? Grosse Parteien wie die CDU oder die SPD haben zwar sehr viele Ressourcen. Doch aufgrund ihrer komplexen Strukturen sind sie laut Muñoz langsamer in ihren Umsetzungen und Entscheidungsprozessen. Doch auch sie würden mit KI experimentieren. So will die CDU einen Chatbot auf ihrer Website einbinden, um Informationen zum Wahlprogramm bereitzustellen. «Ob das gut laufen wird, wird sich zeigen. Aber der Wille ist definitiv da, mehr KI zu nutzen, auch um Bürgernähe zu schaffen.»

Kanzler Scholz, im Hintergrund Statue von Willy Brandt.
Legende: Die (einstigen) Volksparteien haben eine grosse Tradition im Rücken. Beim Einsatz von zukunftsgerichteten Technologien wie KI zeigen sie sich aber wenig agil. Keystone/EPA/Clemens Bilanz

Wo gibt es Potenzial für den weiteren Einsatz von KI im Wahlkampf? Katja Muñoz sieht Potenzial im Medientraining und der Argumentationsprüfung für Politikerinnen und Politiker. Ein weiterer Bereich sei die personalisierte Kommunikation. KI könnte dazu beitragen, dass Wählerinnen und Wähler gezielter angesprochen werden, wenn zum Beispiel Reden simultan übersetzt und auch Mimik und Gestik entsprechend der Zielgruppe mittels KI angepasst würden.

Wie kann der Täuschung durch KI entgegengewirkt werden? Die Technologie entwickelt sich schneller als die Medienkompetenz der Bevölkerung. «Es müssten Strategien entwickelt werden, um den Menschen Technik- und Medienkompetenz weiterzugeben», sagt Muñoz. Dazu gehöre auch, Sicherheitsmassnahmen wie die Zwei-Faktor-Authentifizierung zu fördern und eine kritische Haltung zu vermeintlich authentischen Inhalten zu entwickeln. Es sei auch wichtig, zwischen Politik und der Bevölkerung wieder mehr Bürgernähe zu schaffen und Kommunikation und Vertrauen – auch in die Medien – zu fördern.

SRF 4 News, 24.01.2025, 07:26 Uhr ; 

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