Emmanuel Macron, seine Frau Brigitte und eine Delegation von über 100 Personen reisen nach Marokko. Die dreitägige Visite markiert einen Wendepunkt in den belasteten Beziehungen der beiden Länder.
Der Konflikt um die Westsahara war lange einer der Hauptgründe für die Spannungen. Doch kürzlich hat Frankreich seine Haltung in der Westsahara-Frage geändert und sich auf die Seite Marokkos gestellt. Dieser Kurswechsel dürfte massgeblich zum Zustandekommen des Besuchs beigetragen haben.
Marokko beansprucht das Westsahara-Gebiet für sich – eine Position, die Frankreich lange nicht unterstützte. Dass Frankreich nun Marokkos Linie folgt, sei aus Sicht des Königreichs ein bedeutsamer Schritt, erklärt SRF-Auslandredaktorin Veronika Meier: «Der völkerrechtliche Status der Westsahara ist zwar nach wie vor nicht geklärt. Aber Marokko beansprucht das Gebiet trotzdem für sich und richtet seine gesamte Aussenpolitik danach aus. So in der Art: Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns.»
Neben dem Versuch, die bilateralen Beziehungen zu verbessern, dürften für Paris und Rabat weitere Themen auf der Agenda stehen: darunter etwa die Migration sowie wirtschaftliche und sicherheitspolitische Kooperationen.
Französische Unternehmen interessieren sich für Investitionen in Marokko, beispielsweise im Energiesektor, beim Transport oder bei Infrastrukturprojekten. Die Rede ist auch davon, dass Marokko und Frankreich im Bereich der Verteidigung grosse Geschäfte abschliessen wollen. So ist Frankreich am Verkauf von Armeehelikoptern an Marokko interessiert.
Für beide Seiten sei ein gutes Verhältnis sinnvoll, sagt Redaktorin Meier: «Frankreich hat in den letzten Monaten und Jahren viel politischen Kredit und Einfluss auf dem afrikanischen Kontinent verloren. Es profitiert von guten Beziehungen zu Marokko, das in der Region einiges an Einfluss geniesst. Und die marokkanische Seite hat mit dem Umschwenken Frankreichs in der Westsahara-Frage schon sehr viel gewonnen und dürfte in Zukunft in der Hinsicht auch weitere Unterstützung aus Frankreich erwarten können.»
Algerien sieht die Wiederannäherung kritisch
Im Gegenzug dazu verstimmt die Annäherung zwischen Frankreich und Marokko Algerien, Marokkos Erzfeind. Algerien unterstützt die Sahrauis, die Bevölkerung der Westsahara, in ihrem Kampf um Selbstbestimmung.
Entsprechend empört reagierte die algerische Regierung bereits im Sommer auf Frankreichs Positionswechsel: Algerien rief daraufhin den französischen Botschafter zurück, und Präsident Abdelmadjid Tebboune sagte einen geplanten Besuch in Paris ab.
Die Entwicklungen in Rabat dürften in Algier deshalb mit Argwohn verfolgt werden.