Seit zwei Jahren kämpfen die Menschen in mehreren Ländern am Horn von Afrika gegen die Dürre. Mehrere Regenperioden sind ausgefallen. Mittlerweile sind über 20 Millionen Menschen betroffen. Besonders schlimm ist es für die ländliche Bevölkerung in der Bay-Region von Somalia, die wieder auf eine Hungerkatastrophe zusteuert.
Neben der Dürre habe auch die Corona-Pandemie die Menschen stark getroffen, erklärt Unicef-Mitarbeiterin Isabel Burchard, die in der kenianischen Hauptstadt beim UNO-Kinderhilfswerk für Ost- und Südafrika zuständig ist. Zugleich habe die starke Preissteigerung für Nahrung und Wasser den Menschen die letzten Reserven genommen.
Eine Million Menschen auf Flucht vor Hunger
«In Somalia haben bereits über eine Million Menschen ihr Zuhause auf der Suche nach sauberem Wasser, Nahrung und ärztlicher Hilfe verlassen», sagt Burchard. Zwar habe Unicef in den letzten zwei Jahren mit Impfkampagnen gegen Masern und der ärztlichen Versorgung von über 220'000 vor dem Hungertod stehenden Kindern geholfen.
Wir befürchten, dass es schlimm werden könnte wie 2011. Damals starben über 250'000 Menschen, die meisten waren Kinder.
Doch jetzt sei man an einem Wendepunkt: «Wir befürchten, dass es schlimm werden könnte wie 2011 oder noch schlimmer. Damals starben über 250'000 Menschen, die meisten von ihnen waren Kinder.» Von einer Hungersnot ist die Rede, wenn ein Drittel der Kinder von akutem Hunger bedroht ist. Weitere Kriterien sind die Sterblichkeitsrate und die Nahrungsmittelversorgung der Haushalte.
Kommt die internationale Hilfe an?
Die sich in Somalia anbahnende Katastrophe ist nicht erst seit gestern bekannt. So liess etwa die Kinderrechtsorganisation «Safe the Children» verlauten, dass bis Ende Oktober jedes fünfte Kind schwer unterernährt sein werde. Auch anderen Organisationen schlagen Alarm.
Die internationale Hilfe komme an, sei aber einfach nicht ausreichend, sagt Burchard: «Die letzten Reserven sind tatsächlich ausgeschöpft.» Dass die Nothilfe am Horn von Afrika eher schleppend anläuft, erklärt sich Burchard auch mit dem Ukraine-Krieg und den Folgen für Europa bezüglich Energie und Inflation.
Dringlicher Hilfsaufruf
Somalia bezog im Jahr 2020 laut UNO-Angaben 100 Prozent seines Weizens aus der Ukraine und Russland. «Auch die Spezialnahrung zur Rettung verhungernder Kinder ist um 17 Prozent teurer geworden. Wir brauchen ganz dringend die finanziellen Mittel für sauberes Wasser, Nahrungsmittel und ärztliche Versorgung», so Burchard.
Die letzten Reserven sind tatsächlich ausgeschöpft.
Die USA wollen Somalia mit Hilfsgütern im Wert von 708 Millionen Dollar bei der bevorstehenden Hungersnot unterstützen. Das teilte die amerikanische Behörde für Entwicklungszusammenarbeit, USAID, am Dienstag mit.