Das Meer gehört untrennbar zur südukrainischen Hafenstadt Odessa. Die Einheimischen wollen nach der Arbeit an den Strand und baden oder fischen gehen, so wie sie das immer getan haben.
Trotz Krieg, trotz Gefahr aus der Luft durch russische Raketen und Drohnen. Doch die Zerstörung des Kachowka-Staudammes hat auch das Schwarze Meer kontaminiert. Deshalb wurde das Baden und Fischen in Odessa letzten Sommer untersagt.
-
Bild 1 von 18. Am frühen Morgen wird die Zerstörung des Kachowka-Staudamms gemeldet. (6. Juni 2023). Bildquelle: IMAGO/Ukrhydroenergo.
-
Bild 2 von 18. Satellitenaufnahme nach dem Dammbruch: Wasser aus dem Stausee fliesst unkontrolliert ab. (6.6.2023). Bildquelle: Keystone/AP/Planet Labs.
-
Bild 3 von 18. Die Überschwemmung schränkt die Trinkwasserversorgung von mehreren Hunderttausend Menschen ein. (7. Juni 2023). Bildquelle: Keystone/EPA/MYKOLA TYMCHENKO.
-
Bild 4 von 18. Teile von Cherson stehen ganz unter Wasser. (7. Juni 2023). Bildquelle: Keystone/EPA/MYKOLA TYMCHENKO.
-
Bild 5 von 18. Bis am Mittwochnachmittag werden rund 2000 Menschen aus den von den Ukraine kontrollierten Gebiete evakuiert. (7. Juni 2023). Bildquelle: REUTERS/Alina Smutko.
-
Bild 6 von 18. Rettungskräfte und Helfer evakuieren Menschen aus der überfluteten Stadt Cherson. (7. Juni 2023). Bildquelle: Keystone/AP Photo/Roman Hrytsyna.
-
Bild 7 von 18. Die Strassen der Gebietshauptstadt Cherson sind überflutet. Helfer fahren mit einem Schlauchboot die Häuser ab. (7. Juni 2023). Bildquelle: REUTERS/Vladyslav Musiienko.
-
Bild 8 von 18. Ein Bewohner von Cherson hilft bei der Evakuation mit. (7. Juni 2023). Bildquelle: REUTERS/Ivan Antypenko.
-
Bild 9 von 18. Auch einen Tag nach dem Bruch ist die Flut in Cherson noch nicht abgeklungen. (7. Juni 2023). Bildquelle: Keystone/AP Photo/Roman Hrytsyna.
-
Bild 10 von 18. Der Seehafen in Cherson. (7. Juni 2023). Bildquelle: REUTERS/Ivan Antypenko.
-
Bild 11 von 18. Nach ukrainischen Angaben befinden sich rund 80 Siedlungen im Überschwemmungsgebiet. (7. Juni 2023). Bildquelle: Keystone/AP Photo/Libkos.
-
Bild 12 von 18. Mit der Flut verbreiten sich ansteckende Krankheiten und giftige Stoffe. (7. Juni 2023). Bildquelle: REUTERS/Ivan Antypenko.
-
Bild 13 von 18. Der Kulturpalast in Nowa Kachowka. Der Ort liegt nahe des zerstörten Staudamms. (7. Juni 2023). Bildquelle: Imago/Alexei Konovalov/TASS/Sipa.
-
Bild 14 von 18. Ein Einwohner von Nowa Kachowka schaut sich sein Haus an. (7. Juni 2023). Bildquelle: REUTERS/Alexander Ermochenko.
-
Bild 15 von 18. Auf der ukrainisch kontrollierten Uferseite wird mit der Überschwemmung von 10'000 Hektar Nutzfläche gerechnet. (7. Juni 2023). Bildquelle: REUTERS/Vladyslav Musiienko.
-
Bild 16 von 18. Die Evakuation von Cherson beginnt am 6. Juni 2023, nachdem der Kachowka-Staudamm gebrochen war. Bildquelle: IMAGO/Kyodo News.
-
Bild 17 von 18. Menschen in Cherson bringen ihr Hab und Gut in Sicherheit. (6. Juni 2023). Bildquelle: REUTERS/Alina Smutko.
-
Bild 18 von 18. Ein Strand bei Saporischja: Der Wasserpegel des Stausee sinkt im Verlauf des Tages deutlich ab. (6. Juni 2023). Bildquelle: IMAGO/Albert Koshelev.
Für die Sprengung am 6. Juni 2023 waren sehr wahrscheinlich russische Besatzer verantwortlich. Die Katastrophe war für Mensch und Natur verheerend.
«Dauerte nur wenige Stunden»
Das Angebot an frischem und geräuchertem Fisch auf dem zentralen Lebensmittelmarkt «Priwos» ist jetzt, im Frühsommer, trotzdem gross. Man könne den hiesigen Fisch wieder essen, denn das salzige Meerwasser reinige sich nach zwei Wochen von selbst, so eine Marktfrau.
Doch so einfach ist es nicht. Das zeigt der Besuch beim Meeresbiologen Viktor Komorin. Komorin erinnert sich genau an den vergangenen 6. Juni. Alles sei sehr schnell gegangen, sagt er: «Es dauerte nur wenige Stunden, und die verschmutzten Fluten erreichten die Mündung des Flusses Dnipro. Dann ergossen sie sich ins Schwarze Meer. Zwei Tage später war der Dreck vor der Küste von Odessa angekommen.»
Man habe den angeschwemmten Müll mit blossem Auge erkennen können: Dächer, Bäume, tote Tiere. In der Brühe befand sich aber auch ausgeflossenes Maschinenöl, Pestizide und andere gefährliche Stoffe.
Innert weniger Tage seien Meerestiere zugrunde gegangen. Mehr als die Hälfte der Muscheln in Küstennähe sei abgestorben. Ausserdem hätten sie einen toten Delfin gefunden, der an den angeschwemmten Giftstoffen verendet sei.
Die toxische Brühe floss indes unaufhaltsam weiter und breitete sich aus. Satellitenaufnahmen zeigten, dass das verschmutzte Wasser innerhalb von nur einer Woche die Mündung der Donau erreichte, im Grenzgebiet von Rumänien und der Ukraine.
Ausserdem gab es Ende Juni eine aussergewöhnliche Algenblüte in Küstennähe, von der Region Odessa bis zu den türkischen Gewässern. Auch das eine Folge der Verschmutzung.
Abgelagerte Giftstoffe
Doch nun, ein Jahr später, sind die Gewässer vor Odessa wieder viel sauberer. Allerdings nur oberflächlich, so Komorin. Viele der Giftstoffe hätten sich in den Sedimenten im Meeresgrund abgelagert. Durch Stürme würden sie jeweils im ganzen Meer verteilt, das ganze Ökosystem sei kontaminiert. Manche der Giftstoffe würden erst nach 20 bis 30 Jahren abgebaut.
Genauere Aussagen über die Auswirkungen auf das Ökosystem des Schwarzen Meers aber kann das Team von Komorin nicht machen. Denn die Ukrainer haben ein grosses Handicap: Sie können lediglich in Küstennähe Proben nehmen, Expeditionen aufs offene Meer sind nicht möglich, und damit auch keine Probenentnahmen in tieferen Schichten des Wassers. Aufgrund schwimmender Minen und potenzieller Angriffe der Russen ist es zu gefährlich.
Fisch essen? Eher nein
Und so bleiben Komorin neben den Analysen in Küstennähe die Auswertung von Satellitenbildern und mathematischen Modelle.
Und was ist nun mit dem Fisch in Küstennähe – kann man den essen? Komorin meint: Er würde davon abraten. Aber viele Odessiten hätten ihr Leben lang Fische gefangen und verzehrt und wollten das weiterhin tun.