Ebola nicht unter Kontrolle: Vor genau einem Jahr brach in Kongo-Kinshasa eine Ebola-Epidemie aus – sie wütet bis heute im Osten des Landes. Inwischen sind 2700 Menschen mit dem hochansteckenden und meist tödlichen Virus infiziert worden, mehr als 1800 von ihnen starben an der Krankheit. Die WHO hat eine «gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite» ausgerufen. Grund dafür ist, dass jetzt auch in der Millionenstadt Goma Ebola-Fälle festgestellt worden sind.
Angst vor explosionsartiger Ausbreitung: Eine Ausbreitung des Ebola-Virus in Goma könnte Helfern zufolge verheerend sein. In der Stadt an der Grenze zu Ruanda leben laut Schätzungen rund zwei Millionen Menschen. Die Grossstadt ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in Afrika. Bereits schloss das benachbarte Ruanda die Grenzen zum Kongo – aus Furcht vor einem Überspringen der Krankheit. Ein am Mittwoch in Goma an Ebola verstorbener Mann war erst am elften Tag seiner Erkrankung in ein Behandlungszentrum gebracht worden. Entsprechend wird befürchtet, dass er zahlreiche Menschen angesteckt haben könnte. Bereits wurden die Ehefrau sowie eine einjährige Tochter des zehnfachen Familienvaters positiv auf das Virus getestet.
Grosses Misstrauen: Neben der Tatsache, dass sich die Bekämpfung des Ebola-Ausbruchs im Osten Kongos wegen kriegsähnlicher Zustände in der Region als sehr schwierig erweist – zahlreiche Milizen treiben dort ihr Unwesen –, haben viele Menschen in dem Gebiet nur wenig Vertrauen in die Gesundheits-Nothelfer. Die Behörden appellieren denn auch immer wieder an die Bevölkerung, Ebola-Verdachtsfälle nicht zu verstecken, sondern umgehend zu melden: «Das Ebola-Behandlungszentrum ist kein Sterbehaus, die Kranken müssen rechtzeitig hierher gebracht werden», sagte der Ebola-Koordinator der Provinz Nord-Kivu, Aruna Abedi.
Bevölkerung besser informieren: Auf medizinischer Seite werde getan, was möglich sei, sagt Tariq Riebl, der für die Nichtregierungsorganisation IRC in der Region arbeitet. «Was aber noch besser werden kann, ist die Aufklärung der Bevölkerung.» Dieses Problem stelle sich grundsätzlich bei jeder Epidemie. «Auch bei Aids dauerte es zwei Jahrzehnte, bis die Bevölkerung überall auf der Welt darüber aufgeklärt war», so Riebl. Im Kongo komme hinzu, dass die nationale Wahl in der Epidemie-Region ausgesetzt wurde, was bei vielen Leuten zu zusätzlicher Skepsis geführt habe.
Kaum Heilungschancen: Gegen Ebola gibt es keine Medikamente, die nach einer Erkrankung wirken. Die Hoffnung ruht deshalb auf einer Impfung, die seit Kurzem verfügbar und recht effizient ist. Die medizinischen Teams im Krisengebiet versuchen denn auch, zumindest jene Menschen zu impfen, die mit Infizierten in Kontakt gekommen sind. «Man möchte gerne alle Bewohner der Region impfen – aber dafür gibt es zu wenig Impfstoff», sagt Thomas Häusler von der SRF-Wissenschaftsredaktion. Bis Nachschub produziert und herangeschafft sei, dürfte es noch Monate dauern.