Die 27-jährige Bernerin lebt auf dem Campus der Central China Normal University und erzählt: «Seit letzten Mittwoch bin ich nur noch in meinem Zimmer und gehe nur raus, um Wasser zu kaufen.»
Ursprünglich wollte Fabienne Blaser am Donnerstag 23. Januar zu ihrem Freund nach Nanjing in die Provinz Jiangsu reisen. Das Zugticket war gekauft, dann riegelten die Behörden um 10 Uhr morgens die Stadt ab. Seither sind Flüge, Züge und Fernbusse nach Wuhan gestrichen, die Strassen gesperrt. Fabienne Blaser sitzt seither fest.
Rund 51 Millionen leben im fast vollständig abgeriegelten Hubei
Wie der Schweizerin geht es zur Zeit Millionen von Menschen. Mittlerweile ist fast die ganze Provinz Hubei abgeriegelt. Dort leben knapp 51 Millionen. In der Provinzhauptstadt Wuhan ist das neue Coronavirus zum ersten Mal aufgetaucht.
Fabienne Blaser hat einen Bachelor in Sprachwissenschaften und Germanistik und ist letzten September nach Wuhan gekommen: «Chinesisch hat mich schon immer fasziniert, weil es so komplett anders funktioniert als andere Sprachen.» Nach einem Semester entschied sie sich ihren Aufenthalt zu verlängern: «Ich brauche mehr Zeit. Will ich Chinesisch lernen, muss ich das jetzt machen.»
«Das Gescheiteste ist das nächste Semester aufzugeben»
Übers Wochenende hat sie sich entschieden abzubrechen: «In der Situation, in der ich jetzt bin, ist das Gescheiteste das geplante nächste Semester einfach aufzugeben und möglichst schnell nach Hause zu gehen.»
Heute Dienstag hat Fabienne Blaser mit der Schweizer Botschaft in Peking telefoniert und ihren Wunsch mitgeteilt: «Die Botschaft sagte mir, sie hätten noch keine Möglichkeit die Schweizer heimzuschicken.» Man würde aber mit den Deutschen und Franzosen zusammenarbeiten, weil es schwierig sei als Schweiz alleine etwas zu erreichen.
Statt Hände desinfizieren ein Shot Alkohol
Die Central China Normal University rät ihren Studenten den Campus nicht zu verlassen. Aber, sagt Fabienne Blaser: «Der grössere Supermarkt auf dem Unigelände hat zu.» Zu Essen hat sie trotzdem genug. Ihre chinesischen Freunde haben für sie im Internet Gemüse bestellt. Broccoli, Kohl und Kartoffeln lagert sie jetzt auf dem Balkon ihrer Einzimmerwohnung im Studentenwohnheim. Wasser kann sie im Heim kaufen: «Davon hat es genug.»
Meistens ist Fabienne Blaser alleine. Ihre chinesischen Freunde sind frühzeitig abgereist, bevor Wuhan abgeriegelt wurde. Zurückgeblieben sind vor allem die internationalen Studenten. «Es kursieren viele Gerüchte», erzählt sie. «Statt sich die Hände zu desinfizieren, glauben manche es sei wirkungsvoller jeden Abend einen Shot Alkohol zu trinken.»
Trotz allem ist Fabienne Blaser zuversichtlich: «Am schwersten ist es für meine Familie. Sie haben mehr Angst als ich.»