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Der Virus und die Schweiz Spitäler rüsten sich für Coronavirus-Fälle

  • Das Coronavirus verbreitet sich: Zwei bestätigte Fälle gibt es in Frankreich, einen in Deutschland.
  • Obwohl bislang in der Schweiz noch keine Fälle bekannt wurden, rüsten sich die Spitäler.
  • Laut einem Experten müsse sich die Bevölkerung aber keine grossen Sorgen machen.

Im Universitätsspital Basel liegt eine Person mit dem Verdacht der Infektion durch das Coronavirus. Das berichtet «10vor10». Für solche Fälle steht dort ein spezielles Zimmer zur Verfügung, in dem ein künstlicher Unterdruck hergestellt werden kann.

Deutschland vermeldet ersten Infektions-Fall

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In Deutschland ist erstmals eine Infektion mit dem Coronavirus bestätigt worden. Ein Mann aus Bayern habe sich infiziert, teilen die Münchner Gesundheitsbehörden mit. Der Patient befindet sich nach Angaben der «Task Force Infektiologie» klinisch in einem guten Zustand. Er werde medizinisch überwacht und ist isoliert.

Der 33-jährige Mann habe an einer Schulung seines Arbeitgebers teilgenommen, an der auch eine Kollegin aus dem Werk des Unternehmens in Schanghai teilgenommen habe. Die Frau habe vor ihrer Reise nach Deutschland Besuch von ihren Eltern gehabt, die aus der betroffenen Region Wuhan stammen. Die Frau sei ohne Symptome nach Deutschland eingereist und habe erst auf dem Heimflug Anzeichen der Krankheit bemerkt.

Der erkrankte Deutsche hatte nach Angaben der Taskforce engen Kontakt mit mindestens 40 Kollegen und Familienangehörigen. «Die Zahl kann noch steigen.» Es sei nicht auszuschliessen, dass eine dieser Kontaktpersonen erkranke. In diesem Zusammenhang wird auch ein Kindergarten überprüft, den die Kinder des Mannes besuchen.

Andreas Widmer, Leiter Spitalhygiene Universitätsspital Basel, erklärt, warum der Unterdruck wichtig ist: «Wenn man eine Klimaanlage hat, gibt es häufig Umluft. Die Keime würden dann alle herumgeschleudert werden. Das wollen wir auf jeden Fall verhindern.»

Wie aber wird abgeklärt, ob es sich überhaupt um das Coronavirus handelt? «Das ist nicht einfach», sagt Widmer. «Wir kennen das Virus erst seit Anfang Dezember.» Man müsse jedenfalls alle Vorsichtsmassnahmen treffen, um die anderen Patienten zu schützen.

Christoph Fux ist Chefarzt für Infektiologie und Spitalhygiene am Kantonsspital Aarau. Abgeklärt werden könne eine mögliche Infektion durch einen Abstrich aus dem Nasen-Rachen-Raum. Die Probe würde dann nach Genf ins nationale Referenzzentrum geschickt werden. «Innert eines Tages erhalten wir das Resultat», sagt er.

«Das Virus hat Potenzial für eine Pandemie»

Epidemiologe Christian Althaus von der Universität Bern weiss, wie sich Infektionskrankheiten ausbreiten. Erst letzte Woche hat er eine Studie zum neuen Virus publiziert. «Wir konnten in der Analyse zeigen, dass eine durch das Coronavirus infizierte Person im Schnitt bis 1.5 bis 3.5 weitere Personen infiziert. Das bedeutet, dass das Virus Potenzial hat für eine globale Pandemie hat – wenn nicht starke Massnahmen getroffen werden.»

Die Ansteckungsgefahr ist durch das Coronavirus damit doppelt so gross wie bei der saisonalen Grippe. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) wollte sich heute nicht zur Zahl der Verdachtsfälle und zu möglichen Szenarien äussern. Es gebe bislang keine bestätigte Infektion, erklärt das BAG.

Die Bevölkerung muss sich keine Sorgen machen. Wer sich Sorgen machen muss, sind Familienmitglieder eines bestätigten Falles.
Autor: Andreas Widmer Leiter Spitalhygiene, Universitätsspital Basel

Besonders am Corona-Virus sei die Altersgruppe, die es betreffe, sagt der Infektiologe Andreas Widmer vom Universitätsspital Basel. «Bei der Influenza, der eigentlichen Grippe, sind es oft Menschen über 65. Beim Corona-Virus liegt das Durchschnittsalter zwischen 45 und 55.» Trotzdem sei die normale Grippe nach wie vor deutlich gefährlicher.

«Die Bevölkerung muss sich keine Sorgen machen – mit Ausnahme von Familienmitgliedern eines bereits bestätigten Falles. Oder auch Spitalmitarbeiterinnen und -mitarbeiter, hier sind im Moment maximale Sicherheitsmassnahmen geboten. In China ist sogar ein Arzt gestorben und das ist doch äusserst beunruhigend.»

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