Der Direktor von Interlaken Tourismus beobachtet die Entwicklung aufmerksam. Bisher seien die Folgen des chinesischen Gruppenreiseverbots ins Ausland aber überschaubar, sagt Daniel Sulzer. In den vergangenen Tagen seien nur «ganz vereinzelt» Annullationen bei Hotels eingegangen.
Ähnlich tönt es bei Sulzers Kollege Marcel Perren, Tourismus-Direktor von Luzern. Immerhin: Für die nächsten Monate rechnet Perren mit «weniger Reisetätigkeit» wegen des Reisestopps in China. «Wir werden das spüren – wie der Tourismus in Europa und sogar weltweit», glaubt er.
Derzeit ist keine Prognose möglich
In Luzern ist die Hälfte der chinesischen Touristinnen und Touristen im Rahmen von Pauschalreisen unterwegs. Was deren Wegbleiben für die Leuchtenstadt bedeute, hänge davon ab, wie sich die Verbreitung des Virus weiter entwickelt, so Perren. Eine Prognose sei vorerst reine Spekulation.
Was der Luzerner Tourismusdirektor aber feststellt, ist eine gewisse Unsicherheit, zum Beispiel in der Hotellerie. Es würden sich viele Hoteliers melden. Deshalb habe man auf der Website die neusten Informationen aufgeschaltet, damit sie sich informieren könnten. «Dabei weisen wir vor allem auch auf die aktuellen Infos des Bundesamts für Gesundheit hin.»
Massiv weniger Gäste aus China erwartet
Dieses empfiehlt derzeit verstärkte Hygienemassnahmen wie häufiges Händewaschen sowie besondere Aufmerksamkeit bei Gästen mit Erkältungssymptomen. Das sei auch der Tenor in Interlaken, sagt Tourismus-Direktor Sulzer. Weitere Massnahmen seien derzeit nicht geplant.
Schweiz Tourismus rechnet damit, dass in nächster Zeit 30 bis 50 Prozent weniger Gäste aus China in die Schweiz kommen werden. Der Tourismusverband empfiehlt den Dienstleistern auf der Homepage, den chinesischen Gästen, die dennoch in die Schweiz kommen, «respektvoll und herzlich zu begegnen».
Hoffen auf Japaner und Südkoreaner
Die beiden Touristiker aus Interlaken und Luzern sind darauf bedacht, die Situation nicht zusätzlich zu dramatisieren. Denn das wäre schlecht fürs Geschäft. So dürfte auch die These von Urs Kessler von den Jungfraubahnen eine willkommene Hoffnung sein: Weil viele asiatische Nachbarn derzeit nicht nach China reisen dürften, erwartet er in nächster Zeit, dass vermehrt Japaner und Südkoreaner nach Europa kommen werden.
Ob das reiner Zweckoptimismus ist, bleibt vorerst offen. Klarheit werden erst die Entwicklungen der nächsten Tage und Wochen schaffen.