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Dürre im südlichen Afrika: Namibia lässt Wildtiere schlachten
Aus SRF 4 News aktuell vom 06.09.2024. Bild: Getty Images/Thomas Sbampato
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Elefanten, Flusspferde, Zebras Namibia lässt Wildtiere schlachten, um Menschen zu retten

Das afrikanische Land leidet unter einer verheerenden Dürre. Nun greift die Regierung zu einem drastischen Schritt.

Bizarre Bergformationen, atemberaubende Wüstenlandschaften und Safaris, auf denen man die «Big Five» der afrikanischen Tierwelt bestaunen kann: Namibia erfreut sich immer grösserer Beliebtheit als Reiseziel. Weniger bekannt ist, dass das Land im Südwesten Afrikas derzeit die schlimmste Dürre seit Jahrzehnten erlebt.

Schlachtung Hunderter Wildtiere

Nun hat die Regierung in Windhoek beschlossen, mehr als 700 Wildtiere zum Abschuss freizugeben. Das Fleisch der Elefanten, Flusspferde, Zebras und Antilopen wird an Bedürftige verteilt. Für die Tötung der Tiere hat die Regierung professionelle Jäger angeheuert.

Die Schlachtung der Ikonen der afrikanischen Savanne mag manche Menschen verstören. SRF-Korrespondentin Sarah Fluck verweist aber darauf, wie angespannt die humanitäre Lage im Land ist: «Die Hälfte der Bevölkerung leidet unter der Dürre, und die Nahrungsmittelvorräte sind praktisch vollständig erschöpft.»

Wie viele andere südafrikanische Staaten kämpft Namibia seit Monaten mit einer schweren Dürre. Die Situation dürfte sich weiter zuspitzen. Die durch das Wetterphänomen El Niño bedingte Dürreperiode ist erst der Anfang. Jetzt beginnt die alljährliche Trockenzeit.

Wenn wir nicht eingreifen, sind Konflikte zwischen Menschen und Wildtieren unausweichlich.
Autor: Romeo Muyunda Sprecher der namibischen Umwelt- und Tourismusbehörde

Die Abschüsse sollen laut dem Sprecher des Umweltministeriums auch dabei helfen, den Mangel an Wasser und Weideflächen in den Griff zu bekommen. In einigen Nationalparks leben laut der Regierung mehr Tiere, als dort Nahrung finden können. Viele von ihnen würden ohnehin sterben.

Elefant in Namibia
Legende: Die fünf betroffenen Parks weisen laut der Regierung einen nachhaltigen Wildbestand auf. Tierschutzorganisationen kritisieren die Tötungen allerdings: Es brauche eine nachhaltige Strategie, um den wiederkehrenden Dürren beizukommen. Getty Images/Martin Harvey

Gerade Elefanten seien akut bedroht. Denn sie benötigen enorme Mengen an Wasser und Nahrung. «Wenn wir nicht eingreifen, sind auch Konflikte zwischen Menschen und Wildtieren unausweichlich», so der Sprecher des Umweltministeriums.

Hunderte Tonnen Fleisch für die Bevölkerung

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Legende: Getty Images/AC Productions

Insgesamt sollen 723 Wildtiere geschlachtet werden, darunter 83 Elefanten, 30 Flusspferde, 60 Büffel, 300 Zebras und jeweils 100 Impala-Antilopen und Streifengnus. Bislang wurden über 150 Tiere getötet. So konnten bereits rund 60 Tonnen Fleisch an die notleidende Bevölkerung verteilt werden.

In dem riesigen Schutzgebiet in den südafrikanischen Ländern Simbabwe, Sambia, Botswana, Angola und Namibia leben schätzungsweise 200'000 Elefanten. Die Region beheimatet damit eine der grössten Populationen der Dickhäuter auf der Welt.

In Botswana fielen im vergangenen Jahr rund 300 Elefanten der Dürre zum Opfer. In Simbabwe sind seit Januar 160 Elefanten verendet. «Konkrete Zahlen zur Situation in Namibia fehlen zwar», berichtet SRF-Korrespondentin Sarah Fluck. «Man nimmt aber an, dass die Lage dort ähnlich kritisch ist.»

Mit der Massnahme könne die Regierung die Wasser- und Weideressourcen zwar etwas entlasten, schätzt Korrespondentin Fluck. «Kritikerinnen und Kritiker betonen aber zu Recht, dass dies ein sehr kurzfristiger Blick auf die Situation ist.»

Politisches Kalkül vor den Wahlen?

Tierschutzorganisationen erinnern daran, dass die benachbarten Länder Botswana und Simbabwe in den 1980er- und 90er-Jahren zu ähnlichen Massnahmen gegriffen haben. Die damaligen Tötungen von Wildtieren hätten zu einem Rückgang der Biodiversität geführt, der bis heute spürbar sei. Namibia drohe nun das gleiche Schicksal.

Die Regierung in Windhoek sieht sich auch Kritik ausgesetzt, dass politisches Kalkül bei den Abschüssen mitschwingen soll: Denn Ende November wird in Namibia gewählt. Das Timing der Massnahme sei tatsächlich verdächtig, schätzt Fluck. «Auch wird das Fleisch vor allem in den ländlichen Regionen Kavango und Caprivi verteilt. Gerade dort hat die regierende Partei zuletzt stark an Unterstützung verloren.»

Frau auf ausgetrocknetem Boden, vor ihr Schädel eines Wildtiers.
Legende: Laut Angaben der UNO hat Namibia im vergangenen Monat 84 Prozent seiner Lebensmittelreserven aufgebraucht. Fast die Hälfte der rund drei Millionen Einwohnerinnen und Einwohner Namibias sind laut dem Welternährungsprogramm von der Nahrungsmittelkrise betroffen. Keystone/AP/(AP Photo/Jordi Mata (Archiv)

Auch die namibische Tierschutzorganisation «Elefant Human Relations Aid», die sich für ein friedliches Zusammenleben von Menschen und Tieren einsetzt, kritisiert die Regierung. So gebe es auch andere Möglichkeiten, um Gemeinden in Zeiten extremer Trockenheit zu helfen. Allerdings: Es fehlt an umfassenden Daten und Umweltberichten, um eine langfristige Strategie zur Bewältigung der wiederkehrenden Dürren zu entwickeln. Auch hier muss sich die Regierung Versäumnisse vorwerfen lassen.

Nachhaltige Lösungen brauchen aber vor allem eines: Zeit. Und diese habe Namibia angesichts der dramatischen Lage nicht, schliesst Fluck. «Es braucht jetzt schnelle Lösungen, um noch Schlimmeres zu verhindern.»

SRF 4 News, 06.09.2024, 6:45 Uhr ; 

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