Haiat Tahrir al-Scham (HTS): Die ehemalige Al-Nusra-Front hatte sich 2014 zunächst vom IS abgespalten und Al-Kaida die Treue geschworen. Zwei Jahre später erklärte sich das Komitee zur Befreiung der Levante, wie es sich nun nennt, für unabhängig. Dennoch stufen mehrere Staaten, darunter die USA, die HTS bis heute als Terrororganisation ein. Anführer Abu Mohammed al-Golani bemüht sich seit dem Sturz Assads um ein gemässigtes Auftreten. Aus der Provinz Idlib, die HTS zeitweise kontrollierte, gibt es aber auch Berichte über Folterungen von Oppositionellen.
Syrische Nationale Armee (SNA): Die Gruppe bestand ursprünglich zu einem grossen Teil aus desertierten Armeesoldaten, die sich in der Free Syrian Army (FSA) zusammengeschlossen hatten. Sie wird stark von der Türkei unterstützt und ihr Ziel war und ist neben dem Sturz des Regimes auch der Kampf gegen die kurdischen Autonomiebestrebungen im Norden und Osten. Gegenwärtig liefern sich Kämpfer der SNA denn auch Gefechte mit kurdischen Truppen in diesen Regionen.
Southern Operation Room: Noch vor den HTS-Kämpfern erreichten die Kräfte aus dem Süden nach dem Sturz Assads die Hauptstadt Damaskus. In den drei südlichen Regionen des Landes kämpften sie bislang hauptsächlich gegen die Dschihadisten des IS. Der Sammelbegriff bezeichnet ein Netzwerk aus verschiedenen kleinen und Kleinstgruppen. Im Südwesten engagierten sich dabei auch Kampfeinheiten der religiösen Minderheit der Drusen.
Die Islamisten und Dschihadisten: Anfang der 2010er-Jahre wollte Al-Kaida Syrien als Rückzugsgebiet nutzen. Mit dem Islamischen Staat (IS) ist ihr jedoch um 2014 ein starker innerislamischer Gegner erwachsen. Inzwischen ist der IS in seinem Kerngebiet südlich der zentralsyrischen Stadt Rakka durch eine westliche Allianz unter Führung der USA stark unter Druck geraten. Welche Rolle der IS künftig in Syrien spielen kann, scheint derzeit unklar. Der Islamwissenschaftler Reinhard Schulze geht von 8000 bis 20'000 Kämpfern aus.
Die Kurden: Innerhalb der kurdischen Gemeinschaft haben sich zwei Lager aufgetan. Auf der einen Seite stehen die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF). Auf der anderen Seite kämpft die kurdische Miliz YPG, die auch Verbindungen zur PKK hat, in der die Türkei wiederum eine terroristische Vereinigung sieht. Während der Assad-Jahre hatte die YPG zuweilen den Ruf, vom Regime geduldet zu werden. Die Kurden werden auf eine weitgehende Autonomie in den nördlichen Gebieten bestehen. Ob die anderen Akteure dabei mitspielen, ist fraglich.
Die alten Eliten des Regimes: Die Familie Assad entstammt der kleinen Volksgruppe der Alawiten, deren Kernland an der Küste liegt. In Gestalt der Baath-Partei – einem transarabischen, sozialistisch angehauchten Überbleibsel aus der Zeit des Kalten Krieges – konnten zunächst sein Vater Hafez und dann Baschar al-Assad 54 Jahre lang herrschen. Neben einem brutalen, geheimdienstlich gelenkten Unterdrückungsstaat profitierten sie auch von der Unterstützung einzelner sunnitischer Eliten. Die syrische Armee hingegen war relativ schwach. Das zeigte sich auch darin, dass die Städte mehr oder weniger kampflos den Rebellen überlassen wurden. Dennoch sagt Syrien-Kenner Reinhard Schulze: «Die Zugehörigkeit zum alten System ist nicht ganz weg. Man wird erwarten dürfen, dass diese alten baathistischen Gruppen versuchen werden, eine Gegenmacht aufzubauen - aber ohne Assad.»