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Ende des Assad-Regimes Diese Lager kämpfen um Einfluss und Macht in Syrien

Der gemeinsame Feind vereinte eine sehr heterogene Gruppe an Akteuren. Wer sind sie? Und was sollen sie? Die Übersicht.

Haiat Tahrir al-Scham (HTS): Die ehemalige Al-Nusra-Front hatte sich 2014 zunächst vom IS abgespalten und Al-Kaida die Treue geschworen. Zwei Jahre später erklärte sich das Komitee zur Befreiung der Levante, wie es sich nun nennt, für unabhängig. Dennoch stufen mehrere Staaten, darunter die USA, die HTS bis heute als Terrororganisation ein. Anführer Abu Mohammed al-Golani bemüht sich seit dem Sturz Assads um ein gemässigtes Auftreten. Aus der Provinz Idlib, die HTS zeitweise kontrollierte, gibt es aber auch Berichte über Folterungen von Oppositionellen.

Syrische Nationale Armee (SNA): Die Gruppe bestand ursprünglich zu einem grossen Teil aus desertierten Armeesoldaten, die sich in der Free Syrian Army (FSA) zusammengeschlossen hatten. Sie wird stark von der Türkei unterstützt und ihr Ziel war und ist neben dem Sturz des Regimes auch der Kampf gegen die kurdischen Autonomiebestrebungen im Norden und Osten. Gegenwärtig liefern sich Kämpfer der SNA denn auch Gefechte mit kurdischen Truppen in diesen Regionen.

Karte von Syrien mit farblich markierten Konfliktzonen.
Legende: SRF

Southern Operation Room: Noch vor den HTS-Kämpfern erreichten die Kräfte aus dem Süden nach dem Sturz Assads die Hauptstadt Damaskus. In den drei südlichen Regionen des Landes kämpften sie bislang hauptsächlich gegen die Dschihadisten des IS. Der Sammelbegriff bezeichnet ein Netzwerk aus verschiedenen kleinen und Kleinstgruppen. Im Südwesten engagierten sich dabei auch Kampfeinheiten der religiösen Minderheit der Drusen.

Diese Glaubensrichtungen gibt es in Syrien

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Sunniten: Etwa 85 Prozent der Muslime weltweit gehören zum sunnitischen Islam. Der Begriff Sunniten stammt vom arabischen Wort für Überlieferung ( Sunna ). Sunniten glauben, dass der Kalif durch Konsens und Wahl aus der Gemeinschaft bestimmt werden sollte. Vor dem Syrienkonflikt 2011 machten Sunniten Schätzungen zufolge etwa drei Viertel der syrischen Bevölkerung aus.

Schiiten: Im Gegensatz zu den Sunniten sind sie überzeugt, dass die Nachfolge in der Familie des Propheten bleiben muss, insbesondere bei Ali, dem Schwiegersohn von Mohammed. Das grösste mehrheitlich schiitische Land ist der Iran.

Alawiten: Die religiöse Minderheit mit schiitischen Wurzeln lebt heute vor allem in Syrien. Ihr Glauben verbindet verschiedene Einflüsse miteinander, darunter Elemente aus dem Islam, Christentum und älteren Religionen. Ihre Religion reicht bis ins 9. Jahrhundert zurück. Glaubenslehren und religiöse Rituale sind nur eingeweihten Männern zugänglich.

Drusen: Die Religion ist zu Beginn des 11. Jahrhunderts aus dem ismailitischen Islam schiitischer Prägung hervorgegangen, gilt aber nicht als islamische Richtung, sondern als eigenständige Religion. Die Drusen sind überzeugt, dass alles von Gott vorbestimmt wird. Man kann nur als Druse geboren werden, Missionierung oder Konvertierung wird kategorisch abgelehnt.

Jesiden: Der Glaubensgemeinschaft gehören weltweit geschätzt eine Million Menschen an. Die monotheistische Religion ist rund 4000 Jahre alt und vereint Elemente altorientalischer Religionen. Jesiden kennen keine heilige Schrift, sie geben ihren Glauben mündlich weiter. Im Mittelpunkt ihrer religiösen Symbolik steht die Figur des Pfauenengels (Melek Taus) als Gottes Stellvertreter auf Erden, dessen Geschichte der des gefallenen Engels ähnelt, was dazu geführt hat, dass die Jesiden fälschlicherweise als Teufelsanbeter bezeichnet werden.

Christen: Schätzungen vor und während des Bürgerkriegs in Syrien gingen davon aus, dass bis zu zehn Prozent der syrischen Bevölkerung Christen sind. Laut einem Bericht des US-Aussenministeriums wurden sie jedoch sowohl vom Assad-Regime als auch von islamistischen Gruppen verfolgt. Viele Christen seien deshalb geflohen, und der Bevölkerungsanteil sei stark zurückgegangen. Die amerikanische NGO Open Doors USA geht von 2.5 Prozent oder rund 638'000 Menschen aus.

Quellen: DPA

Die Islamisten und Dschihadisten: Anfang der 2010er-Jahre wollte Al-Kaida Syrien als Rückzugsgebiet nutzen. Mit dem Islamischen Staat (IS) ist ihr jedoch um 2014 ein starker innerislamischer Gegner erwachsen. Inzwischen ist der IS in seinem Kerngebiet südlich der zentralsyrischen Stadt Rakka durch eine westliche Allianz unter Führung der USA stark unter Druck geraten. Welche Rolle der IS künftig in Syrien spielen kann, scheint derzeit unklar. Der Islamwissenschaftler Reinhard Schulze geht von 8000 bis 20'000 Kämpfern aus.

Drei Männer in Tarnkleidung, einer maskiert, auf Fahrzeug sitzend.
Legende: Laut Reinhard Schulze dürften die IS-Kämpfer versuchen, sich vom Zentrum des Landes nach Westen auszubreiten – dabei wohl aber auf Widerstand stossen. REUTERS/Mohamed Azakir

Die Kurden: Innerhalb der kurdischen Gemeinschaft haben sich zwei Lager aufgetan. Auf der einen Seite stehen die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF). Auf der anderen Seite kämpft die kurdische Miliz YPG, die auch Verbindungen zur PKK hat, in der die Türkei wiederum eine terroristische Vereinigung sieht. Während der Assad-Jahre hatte die YPG zuweilen den Ruf, vom Regime geduldet zu werden. Die Kurden werden auf eine weitgehende Autonomie in den nördlichen Gebieten bestehen. Ob die anderen Akteure dabei mitspielen, ist fraglich.

Quellen und weitergehende Hintergründe

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Die alten Eliten des Regimes: Die Familie Assad entstammt der kleinen Volksgruppe der Alawiten, deren Kernland an der Küste liegt. In Gestalt der Baath-Partei – einem transarabischen, sozialistisch angehauchten Überbleibsel aus der Zeit des Kalten Krieges – konnten zunächst sein Vater Hafez und dann Baschar al-Assad 54 Jahre lang herrschen. Neben einem brutalen, geheimdienstlich gelenkten Unterdrückungsstaat profitierten sie auch von der Unterstützung einzelner sunnitischer Eliten. Die syrische Armee hingegen war relativ schwach. Das zeigte sich auch darin, dass die Städte mehr oder weniger kampflos den Rebellen überlassen wurden. Dennoch sagt Syrien-Kenner Reinhard Schulze: «Die Zugehörigkeit zum alten System ist nicht ganz weg. Man wird erwarten dürfen, dass diese alten baathistischen Gruppen versuchen werden, eine Gegenmacht aufzubauen - aber ohne Assad.»

Tagesschau, 11.12.2024, 12:45 Uhr ; 

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