Darum geht es: Israel bietet angesichts der Gaslieferausfälle aus Russland an, bald mehr Erdgas nach Europa zu liefern. Regierungschef Jair Lapid sagte bei seinem Besuch in Berlin, dies könnte ab nächstem Jahr möglich sein. Israel könne dereinst etwa zehn Prozent des russischen Gases ersetzen, so Lapid.
Deshalb Israel: Das Land fördert viel mehr Erdgas als es selber verbraucht. Die Gasfelder liegen vor der israelischen Küste im Mittelmeer und wurden vor rund zehn Jahren entdeckt. «Das hat Israel, das bis anno dato über keine natürlichen Rohstoffe verfügt hatte, plötzlich auf die Karte der Energieproduzenten gesetzt», sagt die in Tel Aviv lebende Journalistin Gisela Dachs.
Es stellt sich die Frage, ob die ägyptischen Anlagen mit den Exportplänen mithalten können.
Wichtig für Israel: «Die Gasvorkommen haben Israel nicht nur unabhängiger gemacht, sie stärken auch die regionalen Beziehungen – wie etwa zu Ägypten oder Jordanien», stellt Dachs fest. Israel werde dadurch stärker in die Region eingebunden – und mit den geplanten Gaslieferungen nach Europa würden auch diese Beziehungen gestärkt. «Beides ist für Israel sehr wichtig», betont die Journalistin.
Das sind die Pläne: Das Gas aus Israel soll per Pipeline nach Ägypten gelangen, dort verflüssigt und in Gastankern nach Europa geschifft werden. Eine Pipeline nach Ägypten ist bereits in Betrieb. Auch wurde im Juni zwischen Israel, Ägypten und der EU eine Absichtserklärung der Exportpläne nach Europa abgeschlossen. «Es stellt sich allerdings die Frage, ob die ägyptischen Anlagen mit den geplanten Exportmengen an Gas aus Israel mithalten können», sagt Dachs.
Weiteres Projekt: Schon 2020 wurde ausserdem zwischen Israel, Zypern und Griechenland ein Abkommen zum Bau der sogenannten East-Met-Pipeline unterzeichnet. Sie soll dereinst Gas aus Israel über Zypern nach Griechenland und weiter nach Italien befördern. Mit dem Bau der Leitung – es soll gemäss den Plänen sieben Jahre dauern – wurde allerdings noch nicht begonnen. Die Verzögerung habe auch geopolitische Gründe, so Journalistin Dachs: «Die Türkei will bei Zypern mitreden und es gibt libanesische Ansprüche im Mittelmeer.»