Von der Regierung Marokkos kam bislang noch keine direkte Botschaft an die Bevölkerung zu dem verheerenden Erdbeben im Gebiet rund um Marrakesch. König Mohammed soll erst am Samstag aus den Ferien zurückkommen. Danach soll eine Krisensitzung stattfinden.
Zudem hat Marokko bislang nur zögerlich Hilfe von anderen Ländern angenommen. Etwa sind Rettungskräfte aus Spanien und Katar eingetroffen – Hilfe aus Frankreich nahm das Land jedoch nicht an.
Marokko will nicht als Entwicklungsland dastehen, das nicht selber mit solchen Naturkatastrophen fertig werden kann.
Dies könnte geopolitische Gründe haben, erklärt Maghreb-Experte Beat Stauffer gegenüber SRF News: «Marokko will offensichtlich Frankreich gegenüber ein Zeichen setzen, dass man unabhängig ist, dass man die alte Kolonialmacht nicht mehr braucht.» Die sei bedauerlich, weil Fachleute sagten, Frankreich hätte am besten helfen können, weil es die Gegend besser kennt als andere Länder.
Ein weiterer Grund, dass Marokko die Hilfe teilweise noch nicht angenommen habe, könne auch sein, dass Marokko einen ausgeprägten Stolz habe. «Marokko will nicht als Entwicklungsland dastehen, das nicht selber mit solchen Naturkatastrophen fertig werden kann», so Stauffer.
Die Bevölkerung hilft sich selbst
Da die Rettungsarbeiten der Regierungen langsam angehen, helfen sich die Leute mittlerweile selbst. Zum Beispiel bringen viele Menschen Lebensmittel, Decken und andere Hilfsgüter zu einem Sammelplatz bei Marrakesch, die von dort in abgelegenere Regionen verteilt werden. Auch Touristen, die vor Ort sind, helfen mit. «Wenn sich eine solche Krise vor Deinen Augen abspielt, kann man nicht einfach wegschauen», sagt etwa ein Tourist gegenüber SRF.
Viele Hilfskonvois sind unterwegs, aber man weiss eigentlich nicht, wer wohin fährt. Es ist also sehr viel guter Wille vorhanden, aber viel zu wenig Koordination.
Zwei Brüder aus Marokko haben Spenden gesammelt, um die Menschen in den Bergen zu unterstützen. Kritik an der Regierung äussern sie aber nicht. Die Behörden würden mittlerweile auch Lastwagen mit Hilfsgütern in die Region schicken, sagen sie.
Viele betroffene Dörfer sind sehr schwer zu erreichen, was die Rettungsarbeiten schwieriger machen, wie SRF-Sonderkorrespondent Daniel Glaus erläutert. «Die Wege sind einfach sehr weit, oft steckt man lange fest, weil die Strassen nur einspurig befahrbar sind, teilweise sind sie noch verschüttet.» Dazu komme, dass bei der Hilfe oft die Koordination fehle. «Viele Hilfskonvois sind unterwegs, aber man weiss eigentlich nicht, wer wohin fährt. Es ist also sehr viel guter Wille vorhanden, aber viel zu wenig Koordination.»