- Der Westen Afghanistans ist am frühen Mittwochmorgen erneut von einem schweren Erdbeben erschüttert worden.
- Laut der US-Erdbebenwarte USGS hatte das Beben eine Stärke von 6.3 und ereignete sich rund 28 Kilometer nordwestlich der Stadt Herat in einer Tiefe von zehn Kilometern.
- Die staatliche Nachrichtenagentur Bachtar berichtete von schweren Schäden, zerstörten Häusern sowie mindestens 100 Verletzten.
- Erst am vergangenen Wochenende waren bei mehreren schweren Erdbeben in der Region fast 2500 Menschen gestorben.
Am Samstagmorgen hatten mindestens acht Beben innerhalb kurzer Zeit die Grenzregion nahe Irans erschüttert. Die US-Erdbebenwarte USGS bezifferte die Stärke auf Werte zwischen 4.6 und 6.3. Die Erdstösse ereigneten sich nordwestlich von Herat in einer geringen Tiefe von rund zehn Kilometern. Am Montag wurden Nachbeben der Stärke 5.1 registriert.
Immer wieder gibt es schwere Erdbeben in der Region, wo die Arabische, die Indische und die Eurasische Platte aufeinandertreffen. Bei einem verheerenden Beben kamen 2022 in Afghanistan mehr als 1000 Menschen ums Leben. Nach mehreren Jahrzehnten Krieg und Konflikten sind viele Häuser schlecht gebaut. Erdbeben richten daher oft grosse Schäden an.
Hungersnot befürchtet
Derweil warnte das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) wegen drastisch gesunkener Finanzmittel vor einer Hungersnot in Afghanistan.
«Die Lage ist ziemlich hoffnungslos», sagte der WFP-Regionaldirektor für Asien und den Pazifik, John Aylieff, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Die Programme für humanitäre Hilfe seien «drastisch unterfinanziert». Das WFP habe für Afghanistan 80 Prozent weniger Geld als vergangenes Jahr, sagte Aylieff.
«15 Millionen Menschen in Afghanistan leiden aktuell Hunger, 13 Millionen wollten wir mindestens erreichen. Wegen fehlender Finanzierung mussten wir zehn Millionen Menschen die Hilfe streichen», so Aylieff.
«Brutaler» Winter erwartet
Durch den nahenden «brutalen» Winter in Afghanistan werde es «besonders kritisch»: «Manche Bergdörfer sind durch den Schnee für bis zu sechs Monate von der Aussenwelt abgeschnitten. Ohne Vorräte können sie nicht überleben», sagte Aylieff. Er erwartet drastische Folgen: «Natürlich werden Menschen fliehen. Aber vor allem werden mehr Menschen sterben.»
Der UNO-Vertreter forderte die internationale Staatengemeinschaft auf, ihre Unterstützung für Afghanistan zu erhöhen. «Auch wenn die Taliban viele hochproblematische Entscheidungen treffen, muss die Humanität an erster Stelle stehen», sagte er.
Die Unterstützung für Afghanistan sei im Vergleich zu den Hilfen für andere Länder deutlich stärker gesunken. «Das entspricht dem Bedarf in keiner Weise.»