- Tunesiens Präsident Beji Caid Essebsi ist im Alter von 92 Jahren gestorben. Das teilte das Präsidialamt mit.
- Essebsi war am Mittwoch erneut in ein Militärspital eingewiesen worden. Er musste erst im Juni für eine Woche in eine Klinik – wegen einer «schweren Gesundheitskrise», wie es damals hiess.
- Essebsi spielte ab 2011 eine wichtige Rolle beim Übergang des Landes zur Demokratie.
Beji Caid Essebsi war der erste demokratisch gewählte Präsident Tunesiens und ein Politikveteran. Bei den ersten freien Wahlen nach dem Sturz des Langzeitmachthabers Zine el-Abidine Ben Ali wurde Caid Essebsi Ende 2014 an die Spitze des tunesischen Staates gewählt.
Schon früh in der Politik
Er hatte sich bereits 1942 dem Kampf um die Unabhängigkeit Tunesiens von den Franzosen angeschlossen und wurde ein enger Vertrauter des ersten tunesischen Präsidenten Habib Bourguiba. In dieser Zeit war Caid Essebsi unter anderem auch Innen- und Aussenminister. Als Bourguiba Ende der 1980er-Jahre aus dem Amt geputscht wurde, zog sich Caid Essebsi aus der Politik zurück und arbeitete wieder als Anwalt.
Nach dem Sturz des langjährigen Diktators Ben Ali im Januar 2011 wurde er zunächst zum vorläufigen Ministerpräsidenten ernannt. Bei den Parlamentswahlen 2014 punktete seine zuvor neu gegründete säkulare Partei Nidaa Tounes (dt. Tunesiens Appell) und Essebsi wurde anschliessend in freier Wahl zum Präsidenten Tunesiens gewählt.
Essebsi, der Brückenbauer
In seiner Amtszeit versuchte Essebsi vor allen Dingen, die unterschiedlichen politischen Akteure an einen Tisch zu bringen und die teils tiefen Gräben zwischen Liberalen, Konservativen, Islamisten und Gewerkschaften zu überbrücken. Zuletzt hatte er sich verstärkt für die gleichen Rechte von Frauen und Männern in dem muslimischen Land eingesetzt. Zuletzt führten Streitigkeiten in seiner Partei allerdings zur Spaltung der Regierungspartei und zum Bruch mit Regierungschef Youssef Chahed.
Tunesien ist das einzige Land der Region, das nach dem sogenannten Arabischen Frühling weitgehende demokratische Reformen umgesetzt hat. Allerdings kämpft das Land mit grossen wirtschaftlichen Problemen. Am Donnerstag heizten zudem mehrere Anschläge auf Sicherheitskräfte die Diskussion um die Sicherheit in dem nordafrikanischen Urlaubsland an.