Die USA haben milliardenschwere Zölle auf Lebens- und Genussmittel aus der EU verhängt. Das ist schmerzlich für diverse Produzenten aus Italien, Deutschland und Frankreich, schlägt aber wohl bald auch auf amerikanische Hersteller zurück. SRF-Wirtschaftsredaktorin Charlotte Jacquemart zu den Zusammenhängen.
SRF News: Die Produzenten von Parmigiano, Olivenöl und Whisky sind in Aufruhr. Sie haben Angst, auf ihren Produkten sitzen zu bleiben, weil der Absatz in den USA einbricht.
Charlotte Jacquemart: Genau, die sind in Aufruhr, schon seit die Trump-Regierung die Zölle vor drei Wochen angekündigt hat, weil die USA für viele dieser Waren der grösste Exportmarkt sind. Und die USA haben sehr geschickt Lebensmittel ausgewählt, welche die Amerikaner besonders gern haben und den Europäern darum besonders weh tun.
Dazu gehört auch der italienische Parmigiano.
Genau. Und weil die Amerikaner diesen Parmigiano so gern haben, haben sie diesen zu hamstern begonnen. Sie haben in den letzten drei Wochen 220 Prozent mehr importiert, um genug an Lager zu haben, bevor die Strafzölle in Kraft treten. Für ein Kilo Parmigiano zahlte man in Boston beispielsweise 40 Dollar, ab heute sind es 45 Dollar.
Die USA haben sehr geschickt Lebensmittel ausgewählt, welche die Amerikaner besonders gern haben und den Europäern darum besonders weh tun.
Gibt es noch mehr Beispiele, die zeigen, wie man probiert hat, noch möglichst viele Waren in die USA zu bringen, bevor die Zölle heute einschlagen?
Der schottische Whisky. Da gibt es zwar nicht so genaue Zahlen wie beim Parmigiano. Aber man weiss, dass Produzenten von schottischem Whisky grosse Ladungen per Flugzeug in die USA geliefert haben und nicht wie normal per Schiff, weil der Whisky per Schiff nicht mehr heute morgen vor 6 Uhr angekommen wäre. Der Transport per Flugzeug ist zwar 10 Prozent teurer, aber mit Zöllen von 25 Prozent hat sich das gelohnt.
Der Whisky ist für Schottland wichtig. Er macht einen Drittel aus von allen Exporten über den Atlantik. Und ähnlich wichtig ist zum Beispiel das Olivenöl für Spanien oder die Butter für Irland. Sie alle werden ab heute für die Amerikaner massiv teurer.
Das ganze ist also eine Tit-for-Tat-Aktion, die zum Schluss nur Verlierer produziert.
Warum hat die Trump-Regierung nun auch noch Lebensmittel mit Strafzöllen belegt?
Die Amerikaner rächen sich mit diesen Strafzöllen dafür, dass Europa den Flugzeugbauer Airbus jahrelang subventioniert hat. Darum sind die Strafzölle im Gegensatz zu anderen jetzt auch von der WTO – der Welthandelsorganisation – explizit erlaubt worden. Nur: Die Amerikaner haben Boeing genau gleich subventioniert. Und dieser Fall ist bei der WTO noch hängig. Und jetzt schon ist klar: Europa darf irgendwann im 2020 auf US-Produkte ebenfalls Strafzölle einführen. Das ganze ist also eine Tit-for-Tat-Aktion, die zum Schluss nur Verlierer produziert.
Das Gespräch führte Philip Gerber.