Traurige Tage seien das, für Sudan, sagt Abdalla Hamdok. Vor drei Jahren kehrte der Ökonom ins Land zurück – um mit Akteuren aus Militär und Zivilgesellschaft Sudan in eine Demokratie zu führen.
Unvorstellbar, wenn es einen Bürgerkrieg gäbe in diesem riesigen Land. Es wäre ein Alptraum für die Welt.
Damals herrschte Hoffnung. Heute befürchtet Hamdok das Schlimmste: «Unvorstellbar, wenn es einen Bürgerkrieg gäbe in diesem riesigen Land. Es wäre ein Alptraum für die Welt.»
Zwietracht nach Putsch
Danach sah es vor vier Jahren nicht aus. Nach anhaltenden Protesten der Bevölkerung putschte das Militär gegen Langzeitherrscher Umar al-Baschir. Und der Versuch der Generäle, die Macht ganz zu übernehmen, scheiterte.
Hamdok: «Doch als das Regime weg war, dachten alle wieder nur an Parteiinteressen oder an ihre Region. Diese Fragmentierung schwächte die Zivilgesellschaft – eine sehr schwierige Aufgabe.»
Ein fast zusammenbrechendes Land
Abdalla Hamdok war als Ministerpräsident das zivile Gesicht von Sudans Übergangsregierung aus Armee und Zivilistinnen. Heute gesteht er: Die Fäden im Hintergrund zogen die Militärs.
Lange hatte der Ex-Ministerpräsident die Zusammenarbeit mit den Generälen verteidigt, heute hat er Zweifel: «Es war nicht richtig oder falsch, sondern irgendwo dazwischen. Wir mussten aber Entscheidungen treffen, in einer Zeit, als das Land beinahe zusammenbrach.»
Eine weitere Herausforderung war laut Hamdok, die Institutionen des Baschir-Regimes aufzulösen: «Wir arbeiteten so hart daran, den Parteistaat durch einen Nationalstaat zu ersetzen. Das war auch im Arabischen Frühling eines der Probleme: Nach dem Wandel fehlt eine politische Struktur. Es dauert ewig, etwa Entscheide zu treffen.»
Eine Waffenruhe ist möglich, doch wir müssen den Druck aufrechterhalten.
Die Revolution im Sudan ist gescheitert. Von Demokratie spricht heute niemand mehr. Vielmehr brauche es eine humanitäre Waffenruhe. Hamdok sagt aber: «Eine Waffenruhe ist möglich, doch wir müssen den Druck aufrechterhalten.»
Ein Druck, erklärt Hamdok auf dem Podium in der kenianischen Hauptstadt Nairobi, der von allen internationalen Akteuren ausgehen muss: den Nachbarstaaten, der Afrikanischen Union, der UNO, der EU, der Arabischen Liga und so weiter.
Verhandlungen mit Generälen
Doch kann das klappen? Aus dem Publikum meldet sich ein Mann zu Wort: Es ist Moussa Faki, Vorsitzender der Afrikanischen Union. Er habe schon vor einer Woche eine koordinierte Reaktion gefordert. «Wir forderten ein Treffen aller Akteure. Sodass die internationale Gemeinschaft mit einer Stimme spricht», sagt Faki.
Und der Vorsitzende der Afrikanischen Union ergänzt: sobald möglich, wolle er persönlich nach Khartum an einen Tisch mit den Streitgenerälen. «Sogar auf dem Landweg, wenn es sein muss. Damit wir mit den Generälen verhandeln können.»
Das tönt nach einem möglichen Ausweg aus dem Konflikt zwischen Sudans Armee und den paramilitärischen Rapid Support Forces. Doch in Khartum spielen sich die Generäle den Ball zu, niemand macht den ersten Schritt zum Frieden, auch heute wird weiter gekämpft.
Militärisches Machtstreben
Am Ende gebe es nach Putschs nur eine Lösung, erklärt Ex-Ministerpräsident Abdalla Hamdok. «Wir müssen über die Rolle des Militärs in der Politik reden. Die Soldaten sollen tun, wofür sie trainiert wurden. Und sich nicht in die zivile Politik einmischen.»
Die Soldaten sollen tun, wofür sie trainiert wurden. Und sich nicht in die zivile Politik einmischen.
In den letzten Jahren zeigte die Tendenz in Afrika in die andere Richtung. Wie auch jetzt in Sudan.