- Ein UNO-Vermittler berichtet im Sicherheitsrat: Wahllose Angriffe gefährden das Leben von Zivilisten im Sudan.
- Die ausgehandelte Feuerpause wird in einigen Teilen des Landes eingehalten, in Khartum gehen die Kämpfe weiter, so UNO-Vertreter Volker Perthes.
- Es gebe keine Anzeichen, dass die Kriegsparteien bereit seien, ernsthaft zu verhandeln, so Perthes.
Perthes sagte im UNO-Sicherheitsrat in einer Dringlichkeitssitzung am Dienstag in New York, im Sudan würden beide Seiten die Gesetze und Normen des Angriffs auf dicht besiedelte Gebiete missachten. Sie nähmen wenig Rücksicht auf die Zivilbevölkerung, auf Spitäler und griffen sogar Fahrzeuge an, die Verwundete und Kranke transportieren.
Er forderte die kämpfenden Parteien auf, das humanitäre Völkerrecht zu achten und den Schutz der Zivilbevölkerung und der zivilen Infrastruktur sicherzustellen. Zudem gebe es beunruhigende Berichte über versuchte sexuelle Übergriffe.
Der von den USA vermittelte Waffenstillstand im Sudan hält zwar nach Auffassung der Vereinten Nationen «in einigen Teilen» des Landes noch. In der Hauptstadt Khartum aber würden die Kämpfe unter anderem um den Palast der Republik, den internationalen Flughafen und die Hauptquartiere sowie Stützpunkte von Armee und RSF «weitgehend fortgesetzt oder in einigen Fällen intensiviert».
Luftangriffe und schwerer Beschuss insbesondere in den Städten Omdurman und Bahri unmittelbar bei Khartum gingen weiter. Der Flughafen sei Berichten zufolge zwar wieder in Betrieb, die Vorfelder seien aber beschädigt. Doch Perthes sagte weiter: Es gebe keine Anzeichen, dass die Kriegsparteien bereit seien, ernsthaft zu verhandeln.
In Kontakt mit Kriegsparteien
Nach eigenen Angaben steht der UNO-Vermittler weiterhin in regelmässigem Kontakt mit den rivalisierenden Generälen im Sudan. Sowohl Armee-Oberbefehlshaber Abdel Fattah al-Burhan als auch Mohammed Hamdan Daglo, Anführer der einflussreichen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF), würden aber noch immer gegenseitige Anschuldigungen erheben und damit wenig Hoffnung auf eine baldige Lösung der Krise machen.
Es gebe zudem zahlreiche Berichte über Wohnungseinbrüche, Plünderungen von Häusern und Geschäften sowie an Kontrollpunkten entwendete Autos. Viele Menschen hätten zudem Tage lang auf dem Fussboden verbracht und es nicht einmal gewagt, den Kopf zu heben, da es immer wieder zu unkontrolliertem Beschuss gekommen sei, sagte ein Mitglied des Krisenmanagement-Teams der Hilfsorganisation SOS-Kinderdorf.
Zu den Opfern gehörten sudanesische Bürgerinnen und Bürger wie auch Mitarbeitende der Vereinten Nationen, humanitäre Helferinnen und Helfer sowie diplomatisches Personal. Die Angst vor zunehmender Kriminalität wachse. UNO-Generalsekretär António Guterres appellierte vor dem Sicherheitsrat für ein Ende der Gewalt und warnte vor dem Ausbruch eines vollumfänglichen Krieges.
Im Sudan will De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, mithilfe des Militärs seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo entmachten, den Anführer der einflussreichen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF).