Mehr als 45 Grad in Phoenix im Südwesten der USA und auf Sizilien, mehr als 50 Grad in der nordwestchinesischen Provinz Xinjiang zeigte das Thermometer Mitte Juli dieses Jahres. Nach einem bereits rekordheissen Juni erlebten mehrere Regionen auf der Nordhalbkugel Hitzewellen mit erneuten Temperaturrekorden.
Das habe extrem viel mit dem Klimawandel zu tun, sagte Klimaforscherin Friederike Otto am Imperial College in London kürzlich an einer Medieninformation. Der Einfluss des Klimawandels sei geradezu überwältigend. Dies belegt eine aktuelle Studie, die Otto zusammen mit Kolleginnen und Kollegen der World Weather Attribution durchführte. Ziel dieser internationalen Initiative ist es, die Rolle des Klimawandels direkt nach extremen Wetterereignissen aufzuklären.
Früher wären solch extreme Temperaturen selten gewesen, heute aber nicht mehr.
In der aktuellen Analyse konzentrierten sie sich auf die Hitzewellen in Südeuropa, Nordamerika und China. Die dortigen Temperaturextreme verglichen sie mit Computersimulationen einer Welt ohne menschgemachtem Klimawandel. Das Resultat: Solche Hitzewellen gab es auch schon früher, doch sehr selten. In China käme ein solches Ereignis ohne Erderwärmung etwa einmal in 250 Jahren vor. In Südeuropa und Nordamerika wären sie praktisch unmöglich gewesen.
Klimamodelle haben sich bestätigt
Die Extremtemperaturen sind heute aber nicht nur häufig, sondern auch intensiver als früher: Sie sind laut Studie in Südeuropa 2.5 Grad höher, als ohne Klimawandel zu erwarten gewesen wäre. In Nordamerika sind es 2.0 Grad mehr, in China 1.0 Grad mehr. Überraschend seien die Resultate aber nicht, sagt Otto: Es sei genau das eingetroffen, was die Klimamodelle erwarten liessen.
Das bestätigt auch Sonia Seneviratne, Klimawissenschaftlerin an der ETH Zürich. Sie war an der Studie nicht beteiligt, beschäftigt sich aber ebenfalls mit Hitzewellen. Sie verweist auf die Erkenntnisse aus dem letzten Weltklimaratsbericht, wonach Hitzewellen und Hitzeextreme fast überall auf der Welt immer häufiger und intensiver werden. Grund dafür ist, dass die Temperaturen generell zunehmen – im Mittel, aber eben auch die Extreme.
Die Hoffnung: Globale Erwärmung zumindest begrenzen
In Zukunft dürfte das so weitergehen. Laut Seneviratne wird das weitere Szenario nun stark von den jetzigen Entscheidungen abhängen: Wenn die globalen CO₂-Emissionen bis 2030 halbiert und bis spätestens 2040 oder 2050 auf Null gebracht werden könnten, gebe es eine Chance, die globale Erwärmung auf etwa 1.5 Grad zu begrenzen.
«In diesem Fall hätten wir also trotzdem noch heissere Bedingungen. Sie lägen aber noch relativ nahe bei den jetzigen Erlebnissen», so die ETH-Forscherin. Falls dieses Ziel nicht erreicht wird, wären die Folgen viel schlimmer.
Solche Studien zeigen, wie stark der Klimawandel das beeinflusst, was wir derzeit erleben.
Schon heute sterben im Sommer viele Menschen aufgrund von Hitzewellen. Auch Tiere leiden, und es gibt Ernteausfälle und Waldbrände. Die Schäden von Hitzewellen seien dabei viel grösser als erwartet, bilanziert Studienautorin Otto. Genau darum seien solche Studien für die Gesellschaft von grosser Bedeutung, da sie den Einfluss des Klimawandels aufzeigten.