Die Feuersbrunst in der Pariser Kathedrale Notre-Dame hat neben der weltberühmten Architektur auch Heiligtümer und Kunst aus mehreren Jahrhunderten in Gefahr gebracht. Zwar konnten Feuerwehrleute einen Grossteil der Heiligtümer retten – doch einige wurden ein Raub der Flammen. Eine Übersicht:
Gerettet
Die Dornenkrone, die Jesus der Überlieferung zufolge bei der Kreuzigung trug, konnte gerettet werden. Es handelt sich dabei um eine der wichtigsten Reliquien der katholischen Christenheit. Die Krone wurde bereits am Montagabend gerettet und ins nahe gelegene Pariser Rathaus gebracht. Gerettet wurde sie von dem Priester Jean-Marc Fournier. Dieser stürmte mit der Feuerwehr in die Kathedrale, um die Reliquie zu retten.
Gerettet wurde auch der symbolträchtige Waffenrock des Heiligen Ludwig und Königs von Frankreich. Der Kapetinger-Herrscher, der mit nur zwölf Jahren zum König gekrönt wurde, galt zu Lebzeiten als frommer Regent und wurde nach seinem Tod heiliggesprochen.
Zwei weitere Reliquien vom Kreuzweg Christi konnten in Sicherheit gebracht werden: ein Stück des Kreuzes und ein Nagel.
Die grosse Orgel ist eine von insgesamt drei Orgeln in Notre-Dame. Sie ist mit ihren fünf Manualen und knapp 8000 Orgelpfeifen das mit Abstand wichtigste Instrument des Gotteshauses. Die Nachrichtenagentur AFP berichtete unter Berufung auf den langjährigen Organisten der Kathedrale, Philippe Lefèvre, dass die grosse Orgel zwar nicht gebrannt habe, aber nun von Schutt und Staub bedeckt sei.
Im Südturm hängt die berühmte Glocke «Emmanuel», die die wohlklingendste Glocke Frankreichs sein soll. Der sogenannte «Grand Bourdon» ist die grösste Glocke der Notre-Dame und wurde vor mehr als 300 Jahren gegossen. Die 13 Tonnen schwere Glocke erklingt nur zu höchsten Festtagen wie Weihnachten und Ostern und zu besonderen Anlässen.
Das besondere Licht in der Notre-Dame war auch den drei bunt verglasten Fenstern in Blütenform – sogenannten Rosetten – zu verdanken. Sie wurden im 13. Jahrhundert geschaffen und mehrfach renoviert. Die beiden grössten Rosetten im Norden und Süden der Kirche haben einen Durchmesser von 13 Metern. In den Medaillons sind Propheten, Heilige, Engel und Könige zu sehen. Im Zentrum der drei Rosetten sind Maria, das Jesuskind und Christus auf dem Thron abgebildet. Kulturminister Franck Riester verkündete einen Tag nach der Brandkatastrophe, dass die drei Rosetten wohl «keinen katastrophalen Schaden» erlitten haben.
Zwischen 1630 und 1707 spendete die Zunft der Pariser Goldschmiede jeden 1. Mai ein Ölgemälde für die Notre-Dame. Von den insgesamt 76 sogenannten «Grands Mays» wurden zuletzt 13 in den Kapellen der Kirche ausgestellt. Sie haben wohl eher einen Rauch- als einen Brandschaden erlitten, so Riester. Sie sollen ins Louvre-Museum, zur Restaurierung.
37 Statuen der Jungfau Maria zierten die gotische Kathedrale. Am berühmtesten ist eine Skulptur der Jungfrau mit dem Jesuskind im Altarraum. Sie stammt aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Hinter dem Altar befand sich die monumentale Marienstatue des Bildhauers Nicolas Coustou, die dieser zwischen 1712 und 1728 im Auftrag von König Ludwig XIV. angefertigt hatte. Das Werk zeigt die Gottesmutter, wie sie um ihren vom Kreuz geholten toten Sohn trauert.
Offenbar wurde auch der Hahn wiedergefunden, der sich auf dem eingestürzten Spitzturm befand. In dem Hahn sind drei Heiligtümer eingelassen: ein Stück der Dornenkrone, eine Reliquie des heiligen Dionysius und eine Reliquie der heiligen Genovefa. Zuvor hatte es geheissen, der Hahn sei geschmolzen.
Zerstört
Die Flammen verwüsteten den Sakralbau, der Dachstuhl stand lichterloh in Flammen.