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Wie ausgelastet ist der Flugverkehr über Europa?
Aus SRF 4 News vom 26.07.2024. Bild: Keystone/MARTIAL TREZZINI
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Flugverkehr in Europa Warum gibt es aktuell so viele Verspätungen an den Flughäfen?

Verspätungs- und Ausfallmeldungen im europäischen Luftverkehr häufen sich. Woran liegt das?

Hohe Auslastung während des Sommers: Eurocontrol, die Organisation, die den europäischen Luftraum verwaltet, verzeichnete vom 15. bis 21. Juli durchschnittlich pro Tag 34’260 Flüge. Das sind 4 Prozent mehr als noch in der gleichen Zeit 2023. Gleichzeitig hat die Pünktlichkeit im Netz sich im Vergleich zur entsprechenden Woche im Jahr 2023 verschlechtert. Die Ankunftspünktlichkeit sank um 7.4 Prozentpunkte auf 58.4 Prozent und die Abflugspünktlichkeit um 8.4 Prozentpunkte auf 49.7 Prozent. Im Vergleich zur gleichen Woche im Jahr 2019 war der Rückgang noch stärker.

Kapazitäten erhöht: Die Airlines müssten den Spagat machen zwischen der Sicherheit und der Gewinnmaximierung. Das sagt Marion Venus, Aviatik-Journalistin und Expertin für Flugsicherheit. «Durch Erhöhung der Kapazität, gerade in der Hochsaison, sind auch die Turnaround-Zeiten am Boden so kurz wie möglich gehalten.» Jedes Flugzeug bekomme einen Slot zugewiesen, also eine ganz konkrete Abflugzeit zu einem bestimmten Ziel. «Wenn es dann auch nur die geringste Verspätung gibt, weil zum Beispiel ein Passagier zu spät kommt oder ein Koffer zu spät eingeladen wird, dann geht der Slot verloren und muss neu beantragt werden», so Venus. Dann müsse man abwarten, bis der Fluglotse dem Flieger wieder einen Slot zuteilt.

Viele haben ihren Job verloren oder sind zu ihrem Ursprungsberuf zurückgegangen.
Autor: Marion Venus Aviatik-Expertin und Journalistin

Fehlendes Personal: Dazu kommt noch der Mangel an Belegschaft in der Luftfahrt, der Ausfälle verursacht. So bei den Fluglotsen, beim Bodenpersonal, aber auch bei den Piloten. Der Grund dafür ist Covid, wie Expertin Venus sagt: «Viele haben ihren Job verloren oder sind zu ihrem Ursprungsberuf zurückgegangen.» Nun stünden sie für die Airlines nicht mehr zur Verfügung, weil sie in anderen Berufen eine höhere Arbeitsplatzsicherheit, weniger Stress und bessere Arbeitsbedingungen hätten.

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Klimaaktivisten blockieren Flughäfen
Aus Tagesschau vom 25.07.2024.
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Störung durch Klimaaktivisten: Mitten in der Urlaubssaison haben Klima-Demonstranten letzte Woche den Betrieb am Frankfurter Flughafen mit einer Klebeaktion für Stunden lahmgelegt. 270 Flüge fielen an Deutschlands grösstem Flughafen aus, wie ein Sprecher des Betreibers Fraport bekannt gab. Auch solche Störungen träfen das anfällige, hochtechnologische System des Flugbetriebs empfindlich, sagt Venus. «Wenn ein Problem auftritt, hat das oft sehr massive Auswirkungen, die man so gar nicht annehmen würde.» Das sah man auch vor Kurzem bei der IT-Panne von Crowdstrike.

Das müsste sich bessern: Die Expertin sagt: «Grundsätzlich wäre es ein guter Ansatz, nicht alles, was möglich ist, auch zu machen. Keine Gewinnmaximierung um jeden Preis und das vorhandene Personal bis an den Anschlag im gesetzlichen Maximum einzusetzen.» Ausserdem würden die aktuellen Arbeitszeitbeschränkungen und Ruhezeitgesetzgebung nicht ausreichen. «Dreiviertel der Piloten sind sehr stark übermüdet, was in weiterer Folge nicht nur die psychische, sondern auch die körperliche Gesundheit sehr stark beeinträchtigen kann.» Die Probleme würden grösser, wenn man an die Grenzen des gesetzlich Möglichen gehe. «Sinnvoll wäre es, den Flugbetrieb auf ein vertretbares Mass zu reduzieren. Das heisst nicht mehr grenzenlos, sondern reflektiert wachsen.»

Airlines gefordert: Laut Venus sei das Problem nicht der Mangel an Personal. «Ich würde sagen, die richtige Formulierung ist: Es gibt zu wenige Fluglinien, die bereit sind, hoch qualifiziertes Personal gut zu bezahlen und ihnen gute Arbeitsbedingungen anzubieten.»

Mitarbeit: Can Külahcigil

SRF 4 News, 26.07.2024, 16:47 Uhr ; 

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