Nach dem Absturz der aserbaidschanischen Passagiermaschine mit 67 Menschen an Bord in Kasachstan am Mittwoch fordert Präsident Ilham Alijev ein klares Schuldeingeständnis von Russland.
Die Maschine sei im russischen Luftraum über der russisch-tschetschenischen Stadt Grosny vom Boden aus beschossen worden, sagte Alijev in Baku gegenüber dem aserbaidschanischen Staatsfernsehen AzTV.
Zwar gehe er nicht davon aus, dass die russische Flugabwehr die Maschine vom Typ Embraer 190 absichtlich habe treffen wollen.
Russische Vertuschungsversuche
Bestimmte russische Kreise hätten aber versucht, die Absturzursache zu vertuschen, so Alijev. Sicher ist: Zum Zeitpunkt des Landeanflugs des Flugzeugs auf Grosny am Mittwoch war dort die russische Flugabwehr aktiv, weil sie anfliegende Fluggeräte aus der Ukraine bekämpfte.
Leider haben wir von Russland in den ersten drei Tagen nichts als idiotische Versionen gehört.
Es sei klar, dass die endgültige Version erst nach Auswertung der Blackboxes bekannt werde, sagte der aserbaidschanische Präsident weiter.
Aber schon jetzt ergäben die Fakten ein Bild: Demnach verlor das Flugzeug im Raum Grosny die Steuerungsfähigkeit, weil am Boden auch radioelektronische Mittel eingesetzt worden seien. «Das ist die erste Beschädigung, die dem Flugzeug zugefügt wurde», so Alijev. Danach habe direktes Feuer die Maschine getroffen.
Aufs offene Meer hinausgeflogen
Schliesslich flog die Maschine nach Osten über das Kaspische Meer in Richtung Kasachstan. Ob dies auf Anweisung der russischen Luftraumüberwachung geschah, ist noch nicht geklärt.
Die Piloten versuchten, das Flugzeug nahe der kasachischen Stadt Aktau am Kaspischen Meer zu landen. Dabei waren am Mittwoch 38 Menschen ums Leben gekommen, 29 Personen an Bord überlebten die Bruchlandung.
«Leider haben wir von Russland in den ersten drei Tagen nichts als idiotische Versionen gehört», sagte Alijev weiter. Neben einem klaren Schuldeingeständnis forderte er von Russland die Bestrafung der Verantwortlichen und Schadenersatz.
Putin hat sich für «Vorfall» entschuldigt
Am Samstag hatte Alijev mit dem russischen Machthaber Wladimir Putin telefoniert . Dabei hatte sich der Kreml-Herrscher bei seinem Amtskollegen für den «tragischen Vorfall» entschuldigt – aber nicht zugeben, dass das Flugzeug von der russischen Flugabwehr beschossen worden war.
«Eines der Dinge, die uns frustriert und überrascht haben, war, dass die russischen Beamten die Version von der Explosion eines Gasballons verbreiteten», sagte Alijev im Fernsehen. «Mit anderen Worten: Dies zeigte offen, dass die russische Seite das Thema vertuschen wollte, und das gereicht natürlich niemandem zur Ehre.»
Alijev nahm in Baku auf dem Flughafen Abschied von den Opfern der Katastrophe. Darunter waren auch drei Besatzungsmitglieder. Er lobte den Mut und die Professionalität der Piloten, die das Flugzeug nach Kasachstan zur Notlandung gesteuert hatten.