Hochhäuser, Villen, Einkaufszentren und Hotels. Wir stehen vor einem weitläufigen Modell in der Verkaufshalle von «Forest City». Im 31. Stockwerk eines Wohn- und Bürogebäudes befindet sich der Infinity-Pool. Von hier aus sieht man über die Grenze nach Singapur. Und bei gutem Wetter, sagt Immobilienmaklerin Lily Law, reiche die Aussicht bis nach Indonesien.
In einem anderen Hochhaus führt Lily Law durch ein Luxusapartment mit vier Schlafzimmern, Schwimmbecken und Whirlpool.
Geplant war die Stadt für chinesische Investoren, erklärt der malaysische Immobilienexperte Samuel Tan. «Für Chinesen, die ihr Vermögen im Ausland parkieren wollten. Sie bietet bezahlbare Immobilien mit Meersicht», sagt Tan. Die Immobilien seien hier deutlich günstiger als in chinesischen Städten wie Shenzhen oder gar Shanghai.
Stadt in der Krise
Als die Bauarbeiten vor rund zehn Jahren begannen, boomte der Immobilienmarkt in China. Die «Belt und Road-Initiative» nahm Fahrt auf. China investierte weltweit in Infrastrukturprojekte. Doch dann kam alles anders.
Nachdem die chinesische Regierung den Geldfluss ins Ausland stark eingeschränkt hatte, kollabierten die ursprünglich guten Verkaufszahlen, erklärt Immobilienexperte Samuel Tan.
Dazu kam eine innenpolitische Krise in Malaysia und die zunehmende Kritik am chinesischen Einfluss im Land. Als China während der Pandemie die Grenzen schloss, ging es für die Stadt weiter bergab.
«Wir fühlen uns eingesperrt»
Am Busbahnhof von «Forest City» treffe ich ein älteres Paar. Der Mann stellt sich als Edward vor, er stammt ursprünglich aus Hongkong, lebt aber in Kanada.
Sie würden lediglich Freunde besuchen und fühlten sich auf der Insel wie eingesperrt. Es gebe nichts zu tun und schlechte Verkehrsanbindungen, klagt Edward. Sich hier eine Wohnung zu kaufen, kann sich das Paar nicht vorstellen.
Rund 20 Minuten Autofahrt dauert es bis zum lokalen Fischmarkt. Dort feilschen Verkäufer mit chinesischen Kundinnen. Eine von ihnen stellt sich als Frau Xu vor.
Plan gescheitert
Sie habe die fertige Wohnung zwar 2019 erhalten, aber wegen der Pandemie konnte die Familie sie erst drei Jahre später zum ersten Mal besuchen. Da habe es kaum Menschen in der Stadt gehabt.
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Bild 1 von 7. Vogelschau auf den bereits fertig gebauten Teil der «Forest City». Bildquelle: SRF / Martin Aldrovandi.
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Bild 2 von 7. Wohntürme im Grünen: Die Stadt sollte besonders nachhaltig werden. Bildquelle: SRF / Martin Aldrovandi.
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Bild 3 von 7. Die Autobahn führt zur künstlichen Insel von «Forest City». Bildquelle: SRF / Martin Aldrovandi.
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Bild 4 von 7. An «Forest City» haftet der Ruf einer Geisterstadt. Bildquelle: SRF / Martin Aldrovandi.
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Bild 5 von 7. Die Apartmentblocks der Stadt sind kaum bewohnt. Bildquelle: SRF / Martin Aldrovandi.
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Bild 6 von 7. Das Modell der «Forest City» in der Verkaufshalle zeigt die Stadt mit Hochhäusern und der Küstenlandschaft. Bildquelle: SRF / Martin Aldrovandi.
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Bild 7 von 7. Ein Modell von «Forest City» in der Verkaufshalle. Bildquelle: SRF / Martin Aldrovandi.
Der ursprüngliche Plan, eine Metropole für wohlhabende Chinesen zu werden, ist gescheitert. Die malaysische Regierung versucht nun, die Stadt mit mehreren Massnahmen zu beleben.
So wurde «Forest City» zur Zollfrei-Insel erklärt. Dazu kommt eine Sonderfinanzzone für Fintech-Unternehmen und für reiche Familien, die dort ihr Vermögen verwalten können, mit Steuervorteilen und speziellen Visa-Programmen für Ausländer.
Hoch verschuldete Immobilienfirma
Die Stadt soll zudem von einer geplanten Sonderwirtschaftszone zwischen Singapur und dem malaysischen Bundesstaat Johor profitieren. Dort hofft man auf den Erfolg des Projekts, schliesslich hat der Sultan des Bundesstaats Johor in den Bau von «Forest City» investiert – gemeinsam mit dem chinesischen Immobilienentwickler Country Garden.
Country Garden jedoch ist hoch verschuldet. Unklar ist, ob die Stadt jemals fertig gebaut werden wird.
Vor allem am Abend wird sichtbar, wie wenig Menschen in der Stadt leben. In den Wohnhäusern brennt nur vereinzelt Licht. Die herausgeputzten Gehwege sind leer. Im geplanten Paradies fehlen die Menschen.