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Luxusvillen im Ausverkauf In Hongkong brechen die Immobilienpreise ein – für Superreiche

In einer der teuersten Städte der Welt implodieren die Immobilienpreise. Allerdings nur für den Geldadel der Metropole.

Wer gerade im Zug oder auf der Autobahn einen akuten Anfall von Dichtestress hatte, kann sich trösten: Was wir zu Stosszeiten erleben, kommt bei Menschen aus Hongkong einem Yoga-Retreat gleich. In der Megametropole leben auf der Fläche des Kantons Uri über sieben Millionen Menschen; die meisten von ihnen in luftiger Höhe.

Appartmens in Hongkong
Legende: Auf dem schmalen Küstenstreifen schiessen über 9000 Hochhäuser in den Himmel. 4000 von ihnen sind höher als 100 Meter – nirgendwo sonst auf der Welt stehen mehr Wolkenkratzer. Keystone/EPA/Paul Hilton

Für Touristen gehört es zum (halboffiziellen) Sightseeing-Programm, den Kopf in den Nacken zu legen und sich zu fragen, wie all diese Menschen auf derart engem Raum leben. Die Antwort: Viele Einheimische sind eingezwängt in Wohnkäfige, berühmt-berüchtigt ist das «Monster Building». Der Name ist Programm.

Monster Building in Hongkong
Legende: Das Monster Building verbindet fünf Gebäude mit jeweils 18 Stockwerken. Darin finden sich 2243 Wohneinheiten, in denen rund 10'000 Menschen leben. Getty Images/Matt Hunt

Der Grund dafür, dass viele Wohnungen nur Platz für einen Esstisch und ein Bett bieten: Der Wohnraum in Hongkong ist knapp – und extrem kostspielig. Denn die ehemalige britische Kolonie gehört zu den teuersten Städten der Welt.

Preissturz bei Luxusimmobilien

Im Luxussegment sind die Preise jedoch implodiert. Villen, für die man vor kurzem noch 20 Millionen Franken hinblättern musste, sind derzeit für den halben Preis zu haben.

Um den Preissturz zu erklären, muss man den Blick von der chinesischen Sonderverwaltungszone aufs Festland richten. «Hongkong ist abhängig von der chinesischen Wirtschaft», sagt der freie Journalist Stefan Kretschmer. «Und seit der Pandemie erholt sich die Wirtschaft im Land nur extrem schleppend.»

Die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt kränkelt, und das schlägt auch auf den Immobilienmarkt durch. Leisten könnten sich diese Luxusobjekte vor allem Festlandchinesen aus der politischen und wirtschaftlichen Elite, sagt der deutsche Journalist, der lange Jahre aus China berichtet hat.

Peking nimmt Immobilienbosse ins Visier

Einer von ihnen ist Xu Jiayin, der Gründer des Immobilienkonzerns Evergrande. Er galt lange als einer der reichsten Menschen Asiens und besass ein sündhaft teures Anwesen in Hongkong. Der Konzern ging pleite und löste eine Immobilienkrise in China aus. Schliesslich wurde Xu verhaftet und seine Villa regelrecht verscherbelt.

Blick auf Victoria Hafen
Legende: Lange war Hongkong sicheren Hafen, in dem wohlhabende Chinesen ihren Wohlstand parken konnten. Damit ist es nun aber vorbei: Die Immobilienkrise und der politische Druck auf die Superreichen lassen die Preise für Luxusbehausungen purzeln. Getty Images/Chan Long Hei

Damit teilt er das Schicksal anderer Immobilien-Tycoons, die in Hongkong residierten: Nachdem die Immobilienblase geplatzt ist, hat Peking die Auflagen für die Branche verschärft und sich umtriebige Manager vorgeknüpft. «Gleichzeitig nimmt Xi Jinpings Anti-Korruptionskampagne die Ultrareichen ins Visier, also genau die Leute, die Luxusimmobilien in Hongkong besitzen», sagt Kretschmer.

Erschütterndes Elend und zelebrierter Reichtum

Box aufklappen Box zuklappen
Obdachloser in Hongkong in einer Archivaufnahme.
Legende: In der glitzernden Metropole ist das Gefälle zwischen Arm und Reich gewaltig. Keystone/EPA/Alex Hofford

Die Millionenmetropole ist ein Mekka der Superreichen. Gleichzeitig sei die Ungleichheit in Hongkong «extrem krass», sagt Journalist Kretschmer. «Im Geschäftsviertel reihen sich gläserne Bankentürme aneinander und in den Parks sitzen Hausmädchen aus den Philippinen auf Pappkartons, weil sie sich sonst nirgends aufhalten können.» Auch indische Gastarbeiter würden dahinvegetieren und unter unzumutbaren Zuständen in Hongkong wohnen.

Ausserdem sei der wirtschaftliche Druck auf die hart arbeitende, alteingesessene Lokalbevölkerung gestiegen. «Dazu hinterlassen die Menschen, die die Stadt aus politischen Gründen verlassen haben, ein spürbares Vakuum», sagt der China-Kenner. Denn Pekings Repression gegenüber der einstigen «Insel der Demokratie» hat sich in den letzten Jahren massiv verschärft. «Und dieses Vakuum wird mit Migranten aus Festlandchina gefüllt, die in Strömen nach Hongkong kommen.»

Die schwächelnde Wirtschaft und Pekings langer Arm wirken sich aus: Die Zahl der Milliardäre in China ist laut einer aktuellen Erhebung seit 2021 um einen Drittel geschwunden (von 1185 auf 753). Auch, weil einige ihr Vermögen ins Ausland retten und Hongkong den Rücken zukehren.

Es lässt sich noch immer leben

«Hongkong bleibt aber eine extrem wohlhabende Stadt», relativiert Kretschmer. «Auf den Strassen fahren Bentleys, in den Shopping-Malls reihen sich Designerläden aneinander, an den Häfen liegen die Jachten der Superreichen und am Himmel schwirren ihre Helikopter herum.»

Blick auf den Victoria Peak
Legende: Auf dem Victoria Peak – dem Berg, der Hongkongs Hauptinsel überragt – befinden sich viele der begehrtesten Luxusimmobilien der Metropole. Getty Images/Paul Yeung

Die «Krise» betreffe nur das obere 0.1 Prozent. Und es gibt in Hongkong genug Menschen, die das nötige Kleingeld haben, um sich die Villen der Festlandchinesen zu ergattern: «Laut Schätzungen ist einer von 14 lokalen Hongkongern Multimillionär, wenn man in US-Dollar rechnet», sagt Kretschmer. «Das ‹höher, schneller, weiter› im Luxussegment mag vorbei sein, die Nachfrage bleibt aber gross.»

SRF 4 News, 09.01.2024, 8:53 Uhr ; 

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