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Forschung unter Druck Trump-Regierung befragt Hochschulen – auch ETH Zürich betroffen

Donald Trump hat seit Amtsantritt drastische Kürzungen bei der amerikanischen Forschung ausgesprochen. Auch Schweizer Forschungsinstitute spüren den Druck.

Die Trump-Regierung setzt den Sparhammer in der Forschung ein – und verschickt Fragebogen an die von ihr finanzierten Forschungsprojekte, um die Einhaltung politischer Vorgaben zu kontrollieren. In sozialen Medien kursieren Auszüge davon.

Dabei geht es unter anderem um Fragen, ob das Forschungsprojekt mit Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion zu tun hat.

Auch die ETH Zürich hat so einen Fragebogen erhalten, weil die Hochschule ein mit US-Geldern finanziertes Forschungsprojekt betreibt. Das berichtete die NZZ. Weitere Schweizer Unis erhalten ebenfalls Gelder aus den USA.

Forschung in den USA soll frei bleiben

Es ist davon auszugehen, dass auch andere Schweizer Universitäten, welche US-Gelder erhalten, Fragebögen erhalten werden, sagt Luciana Vaccaro. Sie ist Präsidentin von Swissuniversities, der Konferenz der Rektorinnen und Rektoren der schweizerischen Hochschulen.

Über den Inhalt sei sie sich nicht im Klaren. Trotzdem zeigt sie sich gegenüber RSI besorgt: «Was mich beunruhigt, ist, dass die amerikanische Regierung im Moment versucht, uns auf eine Ebene zu bringen, auf der wir nicht sind.» Die Wissenschaft sei keine politische Partei.

Sie habe den Eindruck, dass diese Art von Fragebögen darauf abzielen, die akademische Freiheit einzuschränken. Die Wissenschaft müsse in alle Richtungen gehen können, um zu wissen, welche Beweise verwendet werden sollen, um eine Theorie zu bestätigen.

Die USA seien aber nicht Hauptgeldgeber für die Schweizer Universitäten – die Hauptfinanzierung komme aus der Schweiz und der EU, betont Vaccaro. Doch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler müssten sich international positionieren und einsetzen können, damit die Forschung auch in den USA frei bleibe. «Die USA sind seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein Leuchtturm für die weltweite Forschung. Ich mache mir mehr Sorgen um diesen Aspekt, nämlich den Verlust der Fähigkeit, mit diesen Kollegen international zu interagieren.»

Schweizer Hochschulen wollen informieren

Auch für Andreas Wimmer, Professor an der Columbia University, ist eine Beeinträchtigung der Forschungsfreiheit fatal für liberale Demokratien. Forschungsoffene Diskurse seien für den öffentlichen, demokratischen Diskurs ganz wichtig.

Menschenmenge bei einer Kundgebung mit Schildern für die Wissenschaft.
Legende: Trumps Sparpolitik in der Forschung führt zu Unmut in den USA. Tausende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler protestieren gegen Kürzungen und Stellenstreichungen. (7.3.2025) Keystone/EPA/WILL OLIVER

Im Fall der Schweiz kann er sich nicht vorstellen, dass sich hierzulande ein ähnliches antiwissenschaftliches Klima wie in den USA ausbreiten könnte. «In der Schweiz mit Mehrparteiensystem, Mehrparteienregierung und Volksabstimmungen denke ich nicht, dass sich so eine radikal antiwissenschaftliche politische Strömung in dieser Radikalität so durchsetzen kann, wie das in den USA der Fall ist.»

Wie Schweizer Hochschulen mit dem Druck vonseiten der USA reagieren wollen, wird aktuell bei Swissuniversities intern abgeklärt. Laut Medienberichten will der Verband der Schweizer Hochschulen frühestens nächste Woche ein entsprechendes Statement abgeben.

Tagesschau, 19.3.2025, 19:30 Uhr ; 

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