- Am Todestag von Jina Mahsa Amini ist die Lage in Irans Kurdenprovinz angespannt.
- Irans Geheimdienst nahm laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Tasnim mehrere Bewohner in den Kurdengebieten fest.
- Zudem ist Aminis Vater laut Menschenrechtsorganisationen vorübergehend festgenommen worden, was Teheran dementiert.
- Derweil demonstrieren auf der ganzen Welt Menschen für Amini, die Ikone des Protests.
Kurz nach seiner Festnahme am ersten Todestag der Protestikone durch Einheiten der Revolutionsgarden (IRGC) sei der Vater wieder nach Hause gebracht worden, berichtete die in Paris ansässige Gruppe Kurdistan Human Rights Network auf X, ehemals Twitter. Amdschad Amini sei davor gewarnt worden, den Todestag seiner Tochter zu begehen, bevor er wieder freigelassen worden sei.
Zuvor hatte die in Norwegen ansässige Menschenrechtsorganisation Hengaw die Festnahme gemeldet. Irans Staatsmedien wiesen die Nachricht dann als «Falschmeldung» zurück.
Die staatliche Nachrichtenagentur IRNA berichtete unter Berufung auf «informierte Kreise», dass Aminis Vater zu Hause sei. Laut den kurdischen Aktivisten wurde der Mann kurzzeitig verhört. Aminis Familie soll bereits in den vergangenen Wochen eingeschüchtert worden sein.
Festnahmen in Kurdengebieten
In den frühen Morgenstunden seien laut einem Bericht mehrere Personen durch den iranischen Geheimdienst festgenommen worden. Sie sollen Fotos und Videos von Geschäften aufgenommen haben, berichtete die Nachrichtenagentur Tasnim. Tasnim gilt als Sprachrohr der iranischen Revolutionsgarden (IRGC). «Diese Personen (...) versuchten, Unsicherheit zu schaffen, und wurden von den Sicherheits- und Geheimdiensten der Provinz Kurdistan festgenommen.»
Am Freitag hatten Bewohner der Kurdenregionen angekündigt, mit Ladenschliessungen anlässlich des ersten Todestags der Protestikone Mahsa Amini ihren Unmut kundtun zu wollen. Aufrufe zu Strassenprotesten gab es aus Sorge vor einem erneut gewaltsamen Vorgehen der Sicherheitskräfte zunächst nicht.
Aminis Heimatort abgeriegelt
In den Kurdengebieten herrschte unterdessen Ausnahmezustand. Aminis Heimatort Saghes wurde vor ihrem Todestag abgeriegelt. Auch in anderen Städten traf der Machtapparat Vorkehrungen gegen mögliche neue Proteste.
Der Tod Aminis jährt sich am Samstag zum ersten Mal. Im Herbst 2022 hatte ihr Tod die schwersten Aufstände im Iran seit Jahrzehnten ausgelöst. Islamische Sittenwächter hatten die damals 22-Jährige wegen eines angeblich nicht richtig getragenen Kopftuchs festgenommen. Was genau danach geschah, ist bis heute ungeklärt – letztlich fiel die junge Frau ins Koma und starb in einem Spital.
Eltern im Fadenkreuz der Justiz
Aminis Eltern äusserten früh Zweifel an der staatlichen Darstellung, ihre Tochter sei infolge einer Erkrankung gestorben. Sie gaben lokalen und internationalen Medien zahlreiche Interviews und gerieten somit ins Fadenkreuz der Justiz.
Zu Aminis Beerdigung strömten damals Tausende Menschen. Ausgehend von den Kurdenregionen verbreiteten sich die Proteste wie ein Lauffeuer.