Die Zahl der Toten ist in den letzten Tagen nach Angaben lokaler Behörden auf mindestens 80 gestiegen. Zudem seien rund 8'000 Menschen vertrieben worden. Auch wenn Kolumbiens grösste Guerilla, die Farc, 2016 ihre Waffen niederlegte: Bis heute bekämpfen sich acht weitere Guerillas in dem südamerikanischen Land. Darunter auch eine Splittergruppe der Farc, die EMC-Farc.
Gegen diese richtete sich laut Verteidigungsminister Ivan Velasquez der Angriff der ELN. Und er betonte: Bei den Opfern handle es sich um Rebellen und nicht um Zivilisten. Doch so einfach ist es nicht: Der UNO-Sondergesandte für Kolumbien, Carlos Ruiz Massieu erklärte, unter den Toten seien mindestens fünf ehemalige Farc-Rebellen, die damals 2016 das Friedensabkommen mit der kolumbianischen Regierung mitunterzeichnet hätten.
Friedensverhandlungen mit ELN ausgesetzt
Das heisst: Die Regierung schafft es noch immer nicht, jene Rebellen, die ihre Waffen niederlegen, zu schützen. In dem schon über 60 Jahre andauernden Konflikt wurden bislang mindestens 450.000 Menschen getötet.
Als Reaktion auf das jüngste Blutvergiessen in Catatumbo setzte Präsident Gustavo Petro die Friedensverhandlungen mit der ELN aus. Doch: Was bringen überhaupt Friedensverhandlungen, mit Guerilleros, die ihre Waffen nicht niederlegen wollen? Und mit einer Regierung, die Friedenswillige vor den anderen bewaffneten Guerillas Kolumbiens nicht schützt?
Kokainschmuggel mit Venezuela
Dass die Kämpfe gerade jetzt wieder aufflammen, ist kein Zufall. Denn es lockt ein lukratives Geschäft. Catatumbo, gelegen nahe der Grenze zu Venezuela, ist die Schlüsselregion für den Kokainschmuggel von Venezuela Richtung Kolumbien.
Von dort wird das Kokain in alle Welt verteilt. In Venezuela hat vor einer Woche Präsident Nicolás Maduro seine dritte Amtszeit begonnen – trotz Vorwürfen des Wahlbetrugs. Seine äusserst umstrittene Regierung soll tief ins Drogengeschäft verwickelt sein, gilt als Narco-Regime.
Die blutigen Kämpfe in Kolumbien sind damit auch eine erste Folgeerscheinung von Maduros Festklammern an der Macht und zeigen, wie die Geschehnisse in Venezuela ohnehin schon schwache Regierungen in der Region weiter destabilisieren können.
Folgen für Europa
Die Konsequenzen sind absehbar: Mehr Gewalt in Südamerika, wachsende Kokainexporte in alle Welt, und mit dem Drogengeschäft verbunden mehr Gewalt dann auch in den Abnehmerregionen wie Europa. Um die Gewalt-Spirale zu stoppen, bräuchte es dringend mehr Garantien für Friedensverhandlungen in Kolumbien und internationalen Druck auf das Regime in Venezuela.