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Geberkonferenz für den Jemen «Ohne ein Ende des Krieges gibt es kein Ende der Not»

Die Situation in Jemen und insbesondere in der Provinz Marib im Norden des Landes ist prekär. Da kommt eine Geberkonferenz in Genf gerade rechtzeitig. Sie wurde gemeinsam von der UNO, der Schweiz und Schweden organisiert. Fredy Gsteiger, der diplomatische Korrespondent von SRF, über die grösste humanitäre Krise der Gegenwart.

Fredy Gsteiger

Diplomatischer Korrespondent

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Fredy Gsteiger ist diplomatischer Korrespondent und stellvertretender Chefredaktor bei Radio SRF. Vor seiner Radiotätigkeit war er Auslandredaktor beim «St. Galler Tagblatt», Nahost-Redaktor und Paris-Korrespondent der «Zeit» sowie Chefredaktor der «Weltwoche».

Hier finden Sie weitere Artikel von Fredy Gsteiger und Informationen zu seiner Person.

SRF News: Was ist das Ziel der Konferenz?

Fredy Gsteiger: Es geht darum, von den UNO-Mitgliedsländern Geld zusammenzubekommen, konkret 3.9 Milliarden Dollar. 20 Millionen Menschen oder zwei Drittel der jemenitischen Bevölkerung sind auf humanitäre Nothilfe angewiesen. Es handelt sich um die schlimmste humanitäre Katastrophe weltweit – und das seit vielen Jahren.

Nur halb so viel Geld, wie nötig

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Bei der Geberkonferenz für Jemen in Genf wurden Hilfsgelder in Höhe von 1.7 Milliarden Dollar zugesagt – weniger als die Hälfte der benötigten Summe. Wegen des Krieges brauchen zwei Drittel der Menschen in Jemen – rund 20 Millionen Menschen – dringend Nahrungsmittelhilfe. UNO-Generalsekretär António Guterres sprach denn auch von einem «enttäuschenden» Ergebnis der Konferenz. Die Summe sei geringer als bei der Geberkonferenz im vergangenen Jahr und liege sogar eine Milliarde Dollar unter den Zusagen im Jahr 2019. Mit 430 Mio. Dollar sagte Saudi-Arabien, das den Krieg gegen die Houthi-Rebellen in Jemen anführt, am meisten Geld zu. Es folgt Riads wichitgster Verbündeter, die VAE, mit 230 Mio. Dollar. Die EU sagte 114 Mio. zu, die USA 191 Mio. Dollar. Deutschland kündigte weitere 240 Mio. Dollar Hilfe für Jemen an. Die Schweiz hat 14 Mio. Franken zugesagt.

Hilfsaktionen sind immer nur eine Hilfe auf Zeit. Was der Zivilbevölkerung im Jemen wirklich helfen würde, wäre Frieden. Hier stehen die Aussichten nicht gut – trotz des Regierungswechsels in Washington.

Das ist in der Tat so. Denn die schiitischen Rebellen im Land sehen den Kurswechsel von US-Präsident Joe Biden in Sachen Jemen nicht als Aufforderung zum Nachgeben für Kompromisse und Friedensgespräche. Sie sehen darin eher eine Aufforderung für eine Militäroffensive, mit der sie bereits begonnen haben.

Die Tatsache, dass der Jemen zum Spielball internationaler Interessen geworden ist, erschwert die Situation zusätzlich.

Es gibt zwar den UNO-Friedensplan für Jemen vom November 2019. Aber im Grunde genommen ist der kaum noch das Papier wert, auf dem er steht. Aber es ist ganz klar: Ohne ein Ende des Krieges gibt es kein Ende der Not. Und solange Krieg geführt wird, ist selbst Nothilfe extrem schwierig im Jemen. Es gibt immer wieder Situationen, in denen Hilfe blockiert wird. NGOs und Hilfswerke müssen sich zurückziehen, es gibt Geiselnahmen. Längst nicht alle Hilfe kommt wirklich an.

Selbst wenn die Saudis und die Iraner – also die grossen Kräfte ausserhalb des Jemen – sich aus dem Konflikt zurückzögen, wäre der innere Konflikt nicht gelöst.

Es gibt im Jemen sehr viele sehr unterschiedliche Interessen. Das Land war kaum je ruhig. Die schiitischen Houthis sind die mächtigste Gruppe im Moment, sie haben weite Teile des Landes unter ihrer Kontrolle. Es gibt Islamisten, teils sind es Ableger von Al Kaida oder der Terrormiliz IS. Es gibt säkulare Kräfte im Süden des Jemen, die am liebsten eine Loslösung vom Nordjemen möchten.

Schliesslich gibt es mächtige Stammesfürsten und Anhänger des Langzeitdiktators Saleh. Die Tatsache, dass der Jemen zum Spielball internationaler Interessen geworden ist, erschwert die Situation zusätzlich. Als sie auf sich allein gestellt waren, haben es die jemenitischen Gruppierungen in der Regel geschafft, eine halbwegs stabile Beruhigung des Landes herbeizuführen.

Das Gespräch führte Beat Soltermann.

Echo der Zeit vom 01.03.2021, 18 Uhr ; 

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