- Die Schweiz unterstützt die humanitäre Hilfe in Jemen mit 14 Millionen Franken. Das sagte Bundesrat Ignazio Cassis an einer virtuellen Geberkonferenz.
- Die humanitäre Lage in dem kriegsgeplagten Land sei noch nie schlimmer gewesen, betonte UNO-Generalsekretär António Guterres. Der Krieg in Jemen verschlinge eine ganze Generation.
- Der Beitrag der Schweiz ist ein Tropfen auf den heissen Stein: Rund 3.8 Milliarden US-Dollar werden gemäss der UNO für Nothilfe benötigt.
Zum Auftakt der Online-Geberkonferenz bat UNO-Generalsekretär António Guterres angesichts einer drohenden Hungersnot und Millionen Leidtragenden des Kriegs dringend um Spenden. Obschon die Lage in Jemen nie schlimmer war, seien die Spenden vergangenes Jahr zurückgegangen – mit «brutalen» Folgen. Organisationen, die Wasser, Lebensmittel und medizinische Hilfe lieferten, hätten ihre Arbeit einschränken oder ganz einstellen müssen.
Kindheit im Jemen ist eine besondere Art der Hölle.
Guterres: Krieg verschlingt eine ganze Generation
Besonders schwer leiden Kinder unter dem Konflikt. «Kindheit im Jemen ist eine besondere Art der Hölle», sagte Guterres. Fast die Hälfte aller Kinder unter fünf Jahren drohe akute Unterernährung. Ohne rasche ärztliche Behandlung könnten 400'000 sterben. «Der Krieg verschlingt eine ganze Generation», sagte der UNO-Generalsekretär.
Das Geld aus der Schweiz geht an humanitären Organisationen wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) und an das Welternährungsprogramm, wie das Aussendepartement EDA mitteilte. Die Unterstützung der Schweiz konzentriert sich auf die Bereiche Wasser und sanitäre Anlagen, Ernährungssicherheit und Schutz von Zivilpersonen.
Wir müssen Ansätze für eine dauerhafte Lösung entwickeln, um den Menschen im Jemen eine Zukunftsperspektive zu geben.
Cassis rief die Konfliktparteien zur Einhaltung des humanitären Völkerrechts auf. Zugleich sprach er sich für den Friedensprozess unter der Leitung der UNO aus. «Wir müssen Ansätze für eine dauerhafte Lösung entwickeln, um den Menschen im Jemen eine Zukunftsperspektive zu geben», sagte er. Dafür brauche es eine enge Verknüpfung der Massnahmen für humanitäre Hilfe, Entwicklung, Menschenrechte und Frieden.
Schweiz war Mitorganisatorin der Geberkonferenz
Vertreter von 53 Staaten nahmen an der Geberkonferenz teil, die von der Schweiz und von Schweden in Zusammenarbeit mit dem UNO-Nothilfebüro OCHA in Genf organisiert wurde.
Die Vereinten Nationen benötigen dieses Jahr 3.85 Milliarden Dollar für Nothilfe in Jemen. Bei einer Geberkonferenz im vergangenen Jahr kam mit 1.9 Milliarden Dollar nur etwa die Hälfte der benötigten Summe zusammen. «Wenn wir nicht genügend Geld zusammenbekommen, werden wir die schlimmste Hungersnot seit Jahrzehnten erleben. Wir müssen verhindern, dass Menschen langsam und qualvoll verhungern», betonte der Nothilfekoordinator der Vereinten Nationen, Mark Lowcock.
67 Prozent auf humanitäre Hilfe angewiesen
Seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs im Herbst 2014 und namentlich seit der Intervention einer internationalen Militärkoalition unter Führung von Saudi-Arabien im Frühling 2015 besteht in Jemen die grösste humanitäre Krise der Welt.
Es ist eine einzig von Menschen gemachte Hungersnot, eine Entscheidung von Mächtigen über Machtlose.
Bis dahin war Jemen arm, hatte aber eine einigermassen funktionierende Wirtschaft, eine nationale Infrastruktur und eine Exportbasis. Heute sei alles hinüber, sagt Lowcock. Die Felder zerbombt, die Fischerboote zerstört. «Es ist eine einzig von Menschen gemachte Hungersnot, eine Entscheidung von Mächtigen über Machtlose.»
20 Millionen Menschen, das sind 67 Prozent der jemenitischen Bevölkerung, sind derzeit unmittelbar auf humanitäre Hilfe angewiesen.