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Gemeinsame Wirtschaftswährung Neuer Anlauf für südamerikanische Gemeinschaftswährung

Brasilien und Argentinien streben eine gemeinsame Währung an. Doch es bleiben noch viele Hürden bis dahin.

Brasilien und Argentinien streben eine gemeinsame Währung und eine stärkere wirtschaftliche Integration an. «Wir haben beschlossen, die Gespräche über eine gemeinsame südamerikanische Währung voranzutreiben», erklären der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva und der argentinische Regierungschef Alberto Fernández in einem gemeinsamen Artikel für die Internetseite der argentinischen Wochenzeitung «Perfil».

Präzisierung

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Obwohl Brasilien und Argentinien eine Gemeinschaftswährung für bestimmte Transaktionen ins Auge fassen, ist kein baldiges Ende des argentinischen Pesos und des brasilianischen Reals in Sicht. Von einer gemeinsamen Werteinheit wäre lediglich der bilaterale Handel zwischen Argentinien und Brasilien betroffen, wie die Nachrichtenagentur Reuters präzisiert.

«Diese Währung würde weder in Brasilien noch in Argentinien zirkulieren. Sie soll speziell ein gemeinsamer Nenner für den Handelsaustausch sein», sagte Fabio Terra, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Bundesuniversität in São Paulo, gegenüber Reuters. Das ist ein grosser Unterschied zum Euro, der für alle Arten von Transaktionen innerhalb des europäischen Blocks verwendet wird.

Die Zeitung «Financial Times» hatte zuvor über eine Wiederbelebung der Gespräche über eine gemeinsame Währung berichtet. Demnach soll die zunächst als bilaterales Projekt gestartete Initiative später auf andere lateinamerikanische Länder ausgeweitet werden.

Währungswechselkurse in Argentinien während Wirtschaftskrise 2019.
Legende: Argentiniens Präsident Alberto Fernández (links) will mit seinem brasilianischen Amtskollegen Luiz Inácio Lula da Silva die südamerikanische Gemeinschaftswährung auf den Weg bringen. Keystone/AP/Natacha Pisarenko

Gibt es in Südamerika also bald schon eine gemeinsame Währung analog zum Euro im EU-Raum? Günther Maihold, Lateinamerika-Experte bei der deutschen Stiftung Wissenschaft und Politik SWP, ist skeptisch.

Von der Wiederaufnahme der Gespräche über eine Gemeinschaftswährung würden sich Argentinien und Brasilien vorderhand eine Signalwirkung versprechen. «Die strategische Beziehung zwischen Buenos Aires und Brasilia läuft wieder», fasst Maihold die Botschaft zusammen.

Entkopplung vom US-Dollar

Demnach wollen die Regierungschefs Lula und Fernández demonstrieren, dass die beiden südamerikanischen Schwergewichte auf eine grössere wirtschaftliche Integration auf dem Kontinent hinarbeiten.

In Brasilien grassieren Ängste, dass man für fehlende Strukturreformen in Argentinien mitzahlen muss.
Autor: Günther Maihold Lateinamerika-Experte bei der Stiftung Wissenschaft und Politik

Brasilien und Argentinien wollen den Real respektive Peso laut eigenen Angaben vom US-Dollar entkoppeln und sich damit unabhängiger von Wechselkursschwankungen machen. «Zum anderen soll durch eine Umrechnung der Handelswerte wieder Schwung in den wirtschaftlichen Austausch untereinander kommen», erklärt der Lateinamerika-Experte.

Der nächste Anlauf

Bisher scheiterten die Pläne für eine Währungsunion daran, dass das wirtschaftlich dauerkriselnde Argentinien nicht eben als verlässlichster Partner schien. Hohe Inflationsraten, Verschuldung und Zahlungsunfähigkeit – in Brasilien fürchtet man, dass diese Risiken überwälzt werden könnten.

«Es grassieren Ängste, dass man für fehlende Strukturreformen in Argentinien mitzahlen muss», sagt Maihold. «Deswegen gab es bislang immer nur bloss ein Grundsatzbekenntnis zur Währungsunion, aber keine dynamischen Schritte in der Frage.»

1-Euro-Münze bei Einführung des Euro
Legende: In Europa dauerte es 35 Jahre, bis der Euro realisiert wurde. Auch in Südamerika mahlen die währungspolitischen Mühlen langsam. Die Idee wurde dort bereits 2019 diskutiert. Es gab aber Vorbehalte von Brasiliens Zentralbank. Keystone/EPA/Boris Rössler

Argentinien erhofft sich von einer Gemeinschaftswährung eine «externe Stabilisierung», wie es Maihold nennt. «Durch eine Assoziierung mit dem deutlich grösseren Partner Brasilien würde man sehr viel gewinnen. Gleichzeitig hätte man Spielraum gegenüber internationalen Organisationen, die angesichts der Verschuldung klare Massnahmen von Argentinien erwarten.»

Gedämpfte Erwartungen

Brasilien und mithin Präsident Lula da Silva könnten dagegen ihren regionalen Führungsanspruch unterstreichen. So könnte Brasilien mittelfristig weitere Länder in die Gemeinschaftswährung einbeziehen und als Impulsgeber auf dem südamerikanischen Kontinent auftreten. «Andererseits dürfte die Zentralbank in Brasilia aber eher auf die Bremse treten», sagt Maihold.

Eine Voraussetzung für eine Währungsunion sei, dass die Wirtschaftspolitiken der beteiligten Länder in die gleiche Richtung laufen. «Hier gibt es aber starke Divergenzen. Bevor diese bereinigt sind, ist die Umsetzung der Idee eher unwahrscheinlich.»

SRF 4 News, 23.01.2023, 9:45 Uhr ; 

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