Nauru ist so klein, dass es auf manchen Karten nicht einmal eingezeichnet ist. Der Mikrostaat im Pazifik besteht aus nur einer Insel. Über Jahrtausende haben durchziehende Vögel dort ihr Geschäft erledigt und Tonnen von hochwertigem Phosphat zurückgelassen. Das wurde abgebaut und als Dünger in alle Welt exportiert.
Für ein paar Jahre war Nauru eines der reichsten Länder der Welt. Zurück blieb allerdings eine tote, vernarbte Landschaft. Heute sehen die rund 13'000 Bewohnerinnen und Bewohner kaum eine Zukunft. Nauru lebt primär davon, ein Internierungslager zu sein.
Millionen für Naurus Polizei
Australien inhaftiert auf der Insel Bootsflüchtlinge, unter horrenden Bedingungen, wie Menschenrechtler sagen. Nauru lässt sich dafür zwar gut bezahlen. Laut der Pazifikexpertin Jessica Collins von der australischen Denkfabrik Lowy Institute hat das Land aber «Probleme mit dem Wachstum, mit der Diversifizierung der Wirtschaft».
Nun will der australische Premierminister Anthony Albanese umgerechnet 70 Millionen Franken in die Haushaltskasse Naurus pumpen. Die Hälfte des Geldes fliesst in Polizeiarbeit, in Sicherheitsinfrastruktur und in die Rekrutierung von Polizisten.
Massnahmen gegen China
Der Vertrag hat eine Nebenklausel: Im Gegenzug verliert Nauru nämlich sein Recht zur Selbstbestimmung in Sicherheitsfragen. Der Grund sei China, macht die Expertin Jessica Collins klar: «Australien weitet im ganzen Pazifik seine Unterstützung von Sicherheits- und Polizeikräften aus. Denn China versucht, dasselbe zu tun».
Seit Jahren pumpt Peking Geld und Goodwill in die kleinen Pazifikländer und schafft sich so immer mehr Freunde. China füllte ein Vakuum aus. Denn die frühere konservative australische Regierung hatte die Nachbarn jahrelang vernachlässigt, trotz deren eskalierender Probleme.
Viele Inselnationen sind von den Folgen der Klimaerwärmung und dem steigenden Meeresspiegel existenziell bedroht.
Tuvalu und Papua-Neuguinea im Visier
Nun versucht Australien aufzuholen in einem Gebiet, das traditionell der Einflussbereich des Westens war. So unterzeichnete Albanese vor ein paar Monaten mit Tuvalu ein ähnliches Abkommen. Auch diese Kleinstnation gibt Canberra dafür ein Vetorecht in Sicherheitsfragen. Ein Sicherheitsabkommen etwa mit China abzuschliessen, wäre somit unmöglich.
Und vor kurzem weitete Australien mit dem Aufbau eines Rugby-Teams seinen Einfluss beim nördlichen Nachbarn Papua-Neuguinea aus – weiche Diplomatie als Schritt zu einem harten Sicherheitsabkommen.
Werben um Salomonen
Tage danach meldete Australien einen weiteren Erfolg: Albanese unterzeichnete ein Sicherheitsabkommen mit den nahe gelegenen Salomon-Inseln. Dort allerdings kommt Canberra zu spät: Peking gelang 2019 ein Coup, als sich der frühere Taiwan-Verbündete Peking zuwandte.
Heute bilden in der Hauptstadt Honiara chinesische Polizisten ihre pazifischen Kollegen aus. Es ist eine offene Frage, wie diese auf die Ankunft australischer Instruktoren reagieren werden. Auch in den Salomonen wird sich Canberra auf die Ausbildung von Sicherheitskräften konzentrieren.