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Gipfel in Paris Wie die Grande Nation zur KI-Nation werden soll

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron gibt sich zuversichtlich, was den globalen Wettlauf um die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz angeht. Hierfür hat er internationale Prominenz aus Technologie und Politik an einen KI-Gipfel in Paris eingeladen.

Von Paris soll ein Zeichen ausgehen: KI ist eine Chance für die Menschheit – so der französische Präsident. Eine technologische und wissenschaftliche Revolution sei angelaufen, wie wir sie selten erlebt hätten, sagt Macron. Und Europa sollte sich dabei nicht abhängen lassen.

Der Präsident ist innenpolitisch unter Druck. Da kommt jede Gelegenheit gut, sich im internationalen Kontext ins beste Licht zu stellen. Das zweitägige Treffen im Grand Palais an den Champs-Elysées sieht er als solche. Der Glaspalast ist ein architektonisches Zeugnis aus der technologiefreundlichen Belle Époque, in der auch der Eiffelturm gebaut wurde. Diesen symbolischen Ort hat Macron für zwei Tage zur Vitrine französischer Innovationskunst erklärt.

Macron spricht vor Publikum, im Hintergrund beleuchtete Kuppeln.
Legende: Der KI-Gipfel in Paris – eine grosse Bühne für Präsident Emmanuel Macron. Diese kommt ihm im aktuellen politischen Klima ganz gelegen. REUTERS/Benoit Tessier

Denn das Land habe auch heute Potenzial. Französische Unternehmen seien bei der Entwicklung der KI bereits vorne dabei. Auch dank Macrons investitionsfreundlicher Politik habe Frankreich eine lebendige Start-Up-Szene.

Bis Dienstag sind politische Entscheidungsträger aus zahlreichen Ländern ins Grand Palais eingeladen. Ebenso Delegationen aus den Chefetagen der Tech-Giganten.

Sie diskutieren Investitionschancen, aber auch, welche Leitplanken die Politik setzen kann und soll, angesichts der rasanten Entwicklung der KI. Wie organisiert sich die Gesellschaft, wenn die Realität ungewiss wird, wenn Maschinen Entscheidungen übernehmen. Was tun gegen Fälschung und Betrug, die nicht mehr als solche zu erkennen sind. Was bleibt vom geistigen Eigentum, der Arbeit, überhaupt der Ordnung der Dinge. Dass die neue Welt auch grosse Risiken birgt, steht ausser Frage.

Zeichen stehen auf Deregulierung

Die EU hat sich letztes Jahr das weltweit erste umfassende Gesetzeswerk zur Regulierung von Künstlicher Intelligenz gegeben. Doch der Wind dreht. Die Zeichen stehen auf Deregulierung. Mit Trump sowieso.

Und wenn man Macron zuhört, geht es auch in Europa darum, die Vorschriften möglichst flexibel zu halten. Um im Wettbewerb mit der regelscheuen Konkurrenz aus Übersee nicht völlig abgehängt zu werden.

109 Milliarden Euro für die Entwicklung

Die erste Aufgabe für Europa sei es, zu investieren. Macron sagt es mit Nachdruck. Danach werde man weitersehen. Frankreich will beim Investieren vorangehen. 109 Milliarden Euro sollen in den nächsten Jahren in die Entwicklung der künstlichen Intelligenz in Frankreich fliessen.

Der Präsident betont, dass das im Verhältnis die gleiche Summe sei, wie die 500 Milliarden, die Präsident Trump im Rahmen seines Projekts Stargate versprochen habe.

Frankreich mit Strom im Überfluss

Doch Frankreich ist auch ganz vorne mit dabei bei der Staatsverschuldung. Die Milliarden sind deshalb vorwiegend die Milliarden anderer. Die Vereinigten Arabischen Emirate sollen in grossem Stil in Frankreichs Technologiesektor investieren. Kanadische und französische Privatinvestoren sind ebenfalls gefragt.

Was der französische Staat aber bieten kann, ist Strom im Überfluss. Atomstrom. Macron macht im Standortwettbewerb auch ihn zum Argument. Während anderswo die gefrässigen Computerzentren klimaschädliche Dreckschleudern seien, könne in Frankreich dank dieses Atomstromes mit sauberem Gewissen gerechnet werden, argumentiert der französische Präsident.

Echo der Zeit, 10.2.205, 18 Uhr

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