In Brasilien werden Handfeuerwaffen 20 Prozent günstiger. Impulsgeber ist der ultrarechte Staatspräsident Jair Bolsonaro. Der ehemalige Armee-Hauptmann ist selbst ein Waffennarr.
Seit er an der Macht ist, ist es in Brasilien für Zivilisten viel einfacher geworden, Waffen zu beschaffen und sie zu tragen. Jetzt hat Bolsonaro dafür gesorgt, dass die Zölle für importierte Handfeuerwaffen von 20 auf null Prozent fallen.
Vom eigenen Versagen ablenken
Dass Pistolen und Revolver in Brasilien massiv billiger werden, hat aber nichts mit der öffentlichen Sicherheit zu tun. Es handle sich um einen Trick des Rechtspopulisten Bolsonaro, erfährt das Publikum auf dem Nachrichtensender des Fernsehgiganten TV Globo.
Bolsonaro versuche damit, von den immer grösseren Problemen mit der Corona-Epidemie abzulenken. Der Präsident weiss, dass die Kauf-Erleichterungen für Pistolen und Revolver eine heftige Diskussion in der Gesellschaft auslösen – und er hofft, die hitzige Debatte über sein Versagen in der Corona-Krise werde abflauen.
Spitäler sind überlastet
Die Bolsonaro-Regierung hält Abstandsregeln für überflüssig und erlebt nun, wie die zweite Corona-Welle über Brasilien rollt. In sieben Teilstaaten sind die Spitäler bereits wieder überlastet. Täglich kommt es zu 50'000 Neuansteckungen. Insgesamt sind schon über 170'000 Menschen am Virus gestorben.
Bolsonaros Regierung hat grosse Mühe, einen nationalen Impfplan zu entwickeln. Allein das Impfen der Risikogruppen soll ein halbes Jahr in Anspruch nehmen.
Die Abschaffung von Importzöllen auf Handfeuerwaffen schafft Kaufanreize in einem Land, das wie kein zweites in Südamerika unter organisierter Kriminalität und Gewalttätigkeit leidet. Allein im letzten Jahrzehnt sind bei Gewalttaten gegen 600'000 Brasilianerinnen und Brasilianer ums Leben gekommen.