- Nach den zunächst ergebnislosen Gesprächen in Moskau über eine dauerhafte Waffenruhe im Bürgerkriegsland Libyen hat sich der einflussreiche General Chalifa Haftar weitere Bedenkzeit genommen.
- Russland will seine Bemühungen um ein Abkommen fortsetzen.
- Deutschland hat inzwischen zu einem Libyen-Treffen in Berlin eingeladen.
Die Bemühungen um ein Abkommen für eine dauerhafte Waffenruhe im Bürgerkriegsland Libyen haben einen Rückschlag erlitten. Der abtrünnige Armeechef Chalifa Haftar reiste aus Moskau ab, ohne eine Vereinbarung zu unterzeichnen, wie die russische Nachrichtenagentur Tass meldete.
Laut dem Verteidigungsministerium in Moskau nahm sich Haftar eine weitere Bedenkzeit, um das Dokument zwei Tage lang mit seinen Verbündeten zu diskutieren. Der von der UNO anerkannte Regierungschef Fajes al-Sarradsch hatte dagegen das geplante Abkommen nach den Verhandlungen am Montag unterzeichnet.
Libyen-Gipfel in Berlin
Russland wolle weiter versuchen, eine Vereinbarung zu erreichen, erklärte der russische Aussenminister Sergej Lawrow. Die libyschen Kriegsparteien hatten auf Drängen Russlands und der Türkei in Moskau verhandelt, um eine seit Sonntag geltende Waffenruhe formal zu vereinbaren und zu festigen.
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat inzwischen zu einem Libyen-Gipfel am Sonntag nach Berlin eingeladen. Das Treffen werde nach Absprache mit UNO-Generalsekretär António Guterres auf Ebene der Staats- und Regierungschefs stattfinden, teilte die deutsche Regierung mit.
Teilnehmen werden Vertreter unter anderen aus der Türkei, Grossbritannien, Frankreich und China. Eingeladen sind auch General Haftar und Al-Sarradsch. Ob sie teilnehmen werden ist noch offen.
«Eine Lektion erteilen»
Nach dem Rückschlag in Moskau drohte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan Haftar mit Konsequenzen. Sollte «der Putschist» Haftar die international anerkannte Regierung in Tripolis und die libysche Bevölkerung weiter angreifen, werde die Türkei nicht davor zurückschrecken, «ihm die Lektion zu erteilen, die er verdient», sagte Erdogan.
Haftar probt vom Osten Libyens aus den Aufstand gegen die Regierung in Tripolis. Seit Monaten befinden sich seine Truppen auf dem Vormarsch. Zuletzt rückten sie immer näher an die Hauptstadt heran. Haftar wird von Russland, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Ägypten und Jordanien unterstützt. Die Türkei steht dagegen Al-Sarradsch zur Seite.