Der Anführer der palästinensischen Terrororganisation Hamas, Ismail Hanija, ist in Teheran getötet worden. Er soll laut Medienberichten zusammen mit einem Leibwächter ums Leben gekommen sein. Die Hamas und die iranischen Revolutionsgarden haben den Tod bestätigt. Was diese Entwicklung bedeutet, ordnet SRF-Auslandredaktorin Susanne Brunner ein.
Was bedeutet der Tod Hanijas für die Hamas und die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen?
Hanija gilt zwar einerseits als Top-Terrorist, andererseits war er aber auch der politische Ansprechpartner bei der Hamas – jüngst auch bei den Verhandlungen um eine Waffenruhe im Gazastreifen. Er durfte unbehelligt von Katar nach Teheran reisen – wo er jetzt auch getötet wurde.
Wie viel Macht Hanija nach dem 7. Oktober noch hatte, ist umstritten.
Wie viel Macht er nach dem Terroranschlag auf Israel am 7. Oktober innerhalb der Hamas noch hatte, ist umstritten: Weil er den Gazakrieg nicht miterlebt, hat ihm Yahya Sinwar, der sich noch immer im Gazastreifen befinden soll, den Rang als Herrscher des Gazastreifens abgelaufen. Zudem gilt Sinwar als Planer des Angriffs auf Israel am 7. Oktober.
Wer war Ismail Hanija?
Der 61-jährige Hanija war der politische Führer der Hamas. Aufgewachsen in einem Flüchtlingslager bei Gaza-Stadt, nahm er in den 1980er-Jahren am ersten Palästinenseraufstand teil und wurde dafür von Israel mehrmals zu Haftstrafen verurteilt.
Hanija lebte zuletzt vor allem in Katar.
Später, 2006/2007 als Hamas-Mitglied, war er Ministerpräsident der Palästinensischen Autonomiegebiete unter Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Als er für die Hamas die Wahlen gewann, kam es zur Spaltung von Abbas' Fatah Partei und der Hamas – und zum palästinensischen Bürgerkrieg. Danach wurde Hanija die Nummer eins der Hamas-Regierung im Gazastreifen. Er lebte in den letzten Jahren vor allem in Katar.
Welchen Einfluss hatte er zuletzt?
2017 – als die USA Jerusalem als ungeteilte Hauptstadt Israels anerkannten – und damit den Palästinensern jeden Anspruch auf Ostjerusalem als Hauptstadt eines künftigen Palästinenserstaates nahmen, rief Hanija zum dritten Palästinenseraufstand auf. Er wurde danach von den USA auf die Liste der Top-Terroristen gesetzt. Seit dem grausamen Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober läuft ein Haftbefehl des Chefanklägers des Internationalen Gerichtshofs gegen Hanija. Ihm werden «Ausrottung», Mord, Geiselnahmen, Folter, Vergewaltigungen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen.