Auf Donald Trumps Androhungen habe China klar und deutlich reagiert, sagt der chinesische Ökonom in Peking Li Daokui. Das Verhandlungsspiel habe bereits begonnen.
Landwirtschaft und Nvidia im Visier
Peking habe signalisiert, dass China bereit sei, hart zu reagieren, sollten die USA tatsächlich 60 Prozent Zoll auf alle chinesischen Güter schlagen. Die Palette der Vergeltungsmassnahmen sei breit: «Als erstes könnte China weniger Agrarprodukte aus den USA importieren. Und weniger Flugzeuge.»
Trotz der harten Rhetorik will Peking keine Eskalation.
China unterstreicht die Drohung, einzelne Produkte und Unternehmen aus den USA ins Visier zu nehmen, mit konkreten Taten. Vor wenigen Wochen haben chinesische Behörden Untersuchungen gegen den bekannten US-Mikrochiphersteller Nvidia eingeleitet.
Lieferstopp für Drohnen-Bauteile
Peking signalisiert zudem, dass China seine Marktmacht nutzen wird. So könnten auch strategische Ressourcen wie seltene Erden als Druckmittel genutzt werden. Diese Materialien, die etwa für Satelliten und Batterien benötigt werden, könnten womöglich bald nicht mehr in die USA geliefert werden, sagt Li.
Und er weist darauf hin, dass China wichtige Bauteile für Drohnen, auch militärische, in die USA liefert. Handelsbeschränkungen in diesem Bereich seien ein weiterer Hebel, den Peking ansetzen könnte. In der Tat hat Peking bereits begonnen, US-Firmen im Rüstungsbereich auf eine schwarze Liste zu setzten.
Verhandlungen schwierig
Allerdings: «Trotz der harten Rhetorik will Peking keine Eskalation», sagt der regierungsnahe Ökonom. Die Drohungen seien vor allem als Verhandlungspoker zu verstehen.
China ist jetzt in einer schwächeren Position und es wird schwieriger zu reagieren.
China stehe jedoch schwächer da als noch 2018, als Trump während seiner ersten Amtszeit solche Zölle einführte. Das sagt der China-Experte Arthur Kroeber des Beratungsinstituts Gavekal in Hongkong: «China ist in einer schwächeren Position und es wird schwieriger zu reagieren.»
Weniger Spielraum für China
2018 konnte China die zusätzlichen Zölle einfach abfedern. Zum einen durch eine Abwertung der eigenen Währung Renminbi. Andererseits seien die chinesischen Exporteure sehr gut darin gewesen, ihre Kosten zu senken. Damit seien sie global wettbewerbsfähig geblieben, so Kroeber.
Heute fehlen diese Spielräume: Der Renminbi ist bereits schwach und die Margen der chinesischen Produzenten dünn.
Hoffen auf Trumps Einlenken
Gemäss Kroeber dürfte Peking deshalb darauf hoffen, dass Trump seine Ankündigung nicht wahr macht. Dies insbesondere aus wirtschaftlichen Gründen, denn seine Pläne könnten auf die USA zurückfallen.
60 Prozent Zoll auf alle chinesischen Produkte würde für US-Konsumenten heissen, dass alles, was im Ladenregal steht und aus China kommt, sofort deutlich teurer würde.
China-Experte Kroeber rechnet deshalb – wie Ökonom Li – ebenfalls damit, dass China und die USA, ob kurz oder lang, Verhandlungen beginnen.
Welcher Experte recht behält – also ob nun die Drohungen aus Peking oder die drohende Inflation in den USA dazu führt –, ist für die Weltwirtschaft letztendlich nebensächlich. Hauptsache, der Handelskonflikt eskaliert nicht vollends.