Das ist passiert:
Nach den verheerenden Unwettern in grossen Teilen Spaniens ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 213 gestiegen, die meisten von ihnen in der Region Valencia. Weitere Opfer gab es in den Regionen Andalusien und Kastilien-La Mancha. Noch immer werden Dutzende Menschen vermisst. Es wird mit einer weiter steigenden Zahl von Toten gerechnet.
So sieht es in den Regionen aus:
Besonders schlimm ist die Lage in den Mittelmeerregionen Andalusien, Murcia und Valencia. Dort wurden Strassen, Häuser und Felder überschwemmt sowie Autos und Bäume von den Wassermassen mitgerissen. Im Grossraum Valencia seien 80 Kilometer Strassen sowie die Nahverkehrsverbindungen zerstört, sagte Transportminister Óscar Puente. Viele der Dörfer sind von einer Schlammdecke überzogen und in den Strassen liegen Autos und Möbel. Laut den Behörden ist die Stromversorgung grösstenteils wiederhergestellt. Die Unwetter trafen am Freitag auch die Balearen. Auf Mallorca musste die Feuerwehr rund 90 Mal ausrücken. Am Samstag galt keine Warnstufe mehr für die Inselgruppe.
Wolkenbruch über Mallorca – Dutzende Einsätze der Feuerwehr
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Auch auf der spanischen Urlaubsinsel Mallorca haben heftige Regenfälle und Gewitter für steigende Flusspegel und manch gefährliche Situation gesorgt. Die Feuerwehr musste am Freitag fast 90 Mal ausrücken sowie einmal auf der Nachbarinsel Menorca, wie die Nachrichtenagentur Europapress berichtete. Der Wetterdienst Aemet gab am Morgen jedoch Entwarnung: Es gelte keine Warnstufe mehr für die Inselgruppe.
Am Freitag war die zweithöchste Warnstufe Orange in Kraft gewesen. In der Inselhauptstadt Palma de Mallorca schien vormittags noch die Sonne, aber am Nachmittag setzte dann Starkregen mit Gewittern ein. Am Flughafen Palma führten die Unwetter zum Teil zu mehrstündigen Verspätungen. Am schwersten getroffen habe es aber die Bergkette Serra d'Àlfàbia nördlich von Palma, schrieb die Lokalzeitung «Diario de Mallorca». Dort seien 112.9 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen.
In Gefahr gerieten drei Frauen und eine Jugendliche, die nahe Galatzó im Westen der Insel von dem schnell steigenden Wasserpegel eines Baches überrascht wurden, wie Europapress berichtete. Die Familie habe Schutz in einem geschlossenen Hotelbau gesucht, wo die Feuerwehr sie geborgen habe. Über Schäden oder Verletzte nach den Unwettern ist bisher nichts bekannt. Auslöser für die heftigen Regenfälle und Gewitter war dasselbe Wetterphänomen «Kalter Tropfen», das am Dienstag im Süden und Osten Spaniens Überschwemmungen und schwere Verwüstungen verursacht hatte.
Die Verzweiflung:
In der 10'000-Seelen-Gemeinde Sedaví in der Provinz Valencia südlich der gleichnamigen Grossstadt herrscht derzeit Verzweiflung. Dort rauschte das Wasser durch die Strassen, zerstörte Häuser und türmte Autos auf, die jetzt Hauseingänge blockieren, sodass Bewohner ihre Wohnungen nicht verlassen können. «Ich kenne mindestens 30 Menschen, die beinahe ums Leben gekommen wären», sagte ein Anwohner sichtlich mitgenommen der Zeitung «El País».
So kam es zum Unwetter
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Mancherorts fiel innerhalb eines Tages so viel Regen wie sonst in einem Jahr: In einigen Orten der Region Valencia regnete es laut dem spanischen Wetterdienst Aemet bis zu 490 Liter pro Quadratmeter. Der Wetterdienst Aemet gab auch eine Hochwasserwarnung für die gesamte Provinz Castellón heraus, die zur stark getroffenen Region Valencia gehört. Ausserdem rief die Regierung der Balearen die Bevölkerung vor allem auf den Ferieninseln Mallorca und Menorca zu grösster Vorsicht in den kommenden Tagen auf. Dort gilt die zweithöchste Warnstufe Orange.
«Diese krassen Unwetter in Teilen von Spanien wurden durch ein sogenanntes Höhentief, also Kaltlufttropfen, verursacht», sagt Jürg Ackermann von SRF Meteo. «Diese Kaltlufttropfen haben abgeschlossene, kalte Luft in der Höhe – und verursachen immer wieder kräftige Gewitter. In Spanien waren das warme Mittelmeer, die feuchte Luft vom Atlantik und die regionale Topografie zusätzliche Faktoren, die diese grossen Schäden verursacht haben.» Der Wetterdienst Aemet spricht von einem «historischen Unwetter».
Die Rettungsarbeiten:
Derzeit sind etwa 2000 Soldaten an den Rettungsarbeiten beteiligt, ausserdem fast 2500 Gendarmen der Guardia Civil – die während der Überschwemmungen 4500 Rettungseinsätze durchgeführt haben – und 1800 Beamte der nationalen Polizei. In Valencia selbst fanden sich am Morgen Medienberichten zufolge etwa 15'000 freiwillige Helferinnen und Helfer ein, die die Regionalregierung mit Bussen koordiniert und in Schichten in die betroffenen Ortschaften vor den Toren Valencias bringt.
Zudem schickt Spaniens Regierung 5000 Soldaten und 5000 zusätzliche Polizisten in die östliche Region Valencia, wie Premierminister Pedro Sánchez ankündigte.
Isolierte Dörfer organisieren Selbsthilfe:
Viele Dörfer sind nach wie vor mit Schlamm überzogen, die ein über die Ufer getretener Fluss mit sich gebracht hatte. In den Strassen liegen übereinander getürmte Autos, Möbel und Hausrat. In der Region Valencia ist die Stromversorgung nach Behördenangaben grösstenteils wiederhergestellt. Vielerorts fehlt es aber an Lebensmitteln, Trinkwasser, Räumungsgeräten sowie funktionierenden Telekommunikationsnetzen.
EU und Deutschland bieten Hilfe an – Schweiz kondoliert
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Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA)
schreibt auf X
, «unsere Unterstützung gilt den spanischen Behörden und der Bevölkerung in dieser schwierigen Zeit.» Angesichts der verheerenden Überschwemmungen seien die Gedanken bei den Opfern und den Angehörigen.
Wegen der schweren Unwetter und Überschwemmungen bot die EU Spanien bereits am Mittwoch Hilfe an. «Wir haben unser Copernicus-Satellitensystem aktiviert, um bei der Koordinierung der Rettungsteams zu helfen. Und wir haben bereits angeboten, unseren Katastrophenschutz zu aktivieren», sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Brüssel.
Auch Deutschland bot seine Hilfe an. «Wir sind in direktem Kontakt mit der spanischen Regierung, ob es Unterstützungsleistungen aus Deutschland für diese furchtbare Katastrophe bedarf», erklärte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Mittwoch in Berlin. «Wenn wir mit unseren erfahrenen Katastrophenhelfern und Bergungsspezialisten des THW helfen können, dann werden wir helfen», sagte Innenministerin Nancy Faeser (SPD). Die Hilfe könne über den bewährten EU-Katastrophenschutzmechanismus koordiniert werden, «damit genau die Unterstützung schnell ankommt, die gebraucht wird», sagte sie weiter.
Provisorische Leichenhalle in Valencia:
Auf dem Messegelände von Valencia wurde mittlerweile eine 1300 Quadratmeter grosse provisorische Leichenhalle eingerichtet. Dorthin werden die Todesopfer nach der Obduktion gebracht. Angehörige müssten warten, bis sie angerufen werden, erst dann könnten sie in die Leichenhalle kommen, sagte Nuria Montes, Mitglied der Regionalregierung.
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