Das ist passiert: Nach den verheerenden Unwettern in grossen Teilen Spaniens ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 205 gestiegen. In der am schwersten betroffenen Region Valencia im Osten des Landes wurden 202 Leichen geborgen, wie die Behörden mitteilten. Weitere drei Opfer gab es in den Regionen Andalusien und Kastilien-La Mancha. Noch immer werden Dutzende Menschen vermisst. Verteidigungsministerin Margarita Robles sagte im Sender RTVE, man rechne damit, etwa in Autos möglicherweise noch weitere Tote zu finden.
So sieht es in den Regionen aus: Besonders schlimm ist die Lage in den Mittelmeerregionen Andalusien, Murcia und Valencia. Dort wurden Strassen, Häuser und Felder überschwemmt sowie Autos und Bäume von den Wassermassen mitgerissen. Im Grossraum Valencia seien 80 Kilometer Strassen sowie die Nahverkehrsverbindungen zerstört, sagte Transportminister Óscar Puente. Etwa 5000 Fahrzeuge steckten zwischenzeitlich auf den Autobahnen A3 und A7 in der Region Valencia fest.
Die Verzweiflung: In dem 10'000-Seelen-Ort Sedaví in der Provinz Valencia südlich der gleichnamigen Grossstadt herrscht derzeit Verzweiflung. Dort rauschte das Wasser durch die Strassen, zerstörte Häuser und türmte Autos auf, die jetzt Hauseingänge blockieren, sodass Bewohner ihre Wohnungen nicht verlassen können. «Ich kenne mindestens 30 Menschen, die beinahe ums Leben gekommen wären», sagte ein Anwohner sichtlich mitgenommen der Zeitung «El País». Ein anderer bricht im Beisein einer Reporterin des Staatssenders RTVE vor laufender Kamera fast in Tränen aus und sagt: «Niemand kommt, um die Autos wegzuziehen oder uns irgendetwas zu bringen. Man hat uns aufgegeben.» Die Menschen bräuchten Essen, Kleidung und Schaufeln, um selbst die Erdmassen wegschaufeln zu können.
So kam es zum Unwetter
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Mancherorts fiel innerhalb eines Tages so viel Regen wie sonst in einem Jahr: In einigen Orten der Region Valencia regnete es laut dem spanischen Wetterdienst Aemet bis zu 490 Liter pro Quadratmeter. Der Wetterdienst Aemet gab auch eine Hochwasserwarnung für die gesamte Provinz Castellón heraus, die zur stark getroffenen Region Valencia gehört. Ausserdem rief die Regierung der Balearen die Bevölkerung vor allem auf den Ferieninseln Mallorca und Menorca zu grösster Vorsicht in den kommenden Tagen auf. Dort gilt die zweithöchste Warnstufe Orange.
«Diese krassen Unwetter in Teilen von Spanien wurden durch ein sogenanntes Höhentief, also Kaltlufttropfen, verursacht», sagt Jürg Ackermann von SRF Meteo. «Diese Kaltlufttropfen haben abgeschlossene, kalte Luft in der Höhe – und verursachen immer wieder kräftige Gewitter. In Spanien waren das warme Mittelmeer, die feuchte Luft vom Atlantik und die regionale Topografie zusätzliche Faktoren, die diese grossen Schäden verursacht haben.» Der Wetterdienst Aemet spricht von einem «historischen Unwetter».
Die Rettungsarbeiten: Spaniens Regierung schickte mittlerweile zusätzliche 500 Soldaten in die betroffene Region, allen voran ins Gebiet um die Mittelmeermetropole Valencia. Mehr als 1200 Soldaten sind bereits zusätzlich zu den Rettungskräften im Einsatz. Man werde versuchen, jedes betroffene Dorf zu erreichen, sagte Robles weiter. Dafür wolle sie «so viele Soldaten wie nötig» in die Gebiete schicken. Robles nannte die Ortschaften Ribarroja, Paiporta und Algemesí, in denen das Militär bisher noch nicht im Einsatz sei und in die nun Kräfte geschickt würden. Es werde keine Grenzen für Ressourcen geben.
Isolierte Dörfer organisieren Selbsthilfe: Viele Orte sind nach wie vor abgeschnitten, fast überall fehlen Lebensmittel, Trinkwasser, Geräte wie Schaufeln sowie Strom und Telekommunikation. Es fehle an allem, sagte die Bürgermeisterin des besonders stark verwüsteten Ortes Catarroja südlich von Valencia, Lorena Silvent, am Freitagmorgen im staatlichen Sender RVTE. Silvent plant nun, Versorgungspunkte in dem knapp 30'000 Einwohner zählenden Ort aufzubauen, wo Spenden wie Lebensmittel und Kleidung verteilt werden sollen. Auch in anderen Orten organisieren Bürgermeister mittlerweile Hilfe für die Einwohner. «Wir mussten einen Supermarkt ausräumen, um Lebensmittel an die Bevölkerung zu verteilen», sagte der Bürgermeister des Orts Alfafar, Juan Ramón Adsuara, dem Fernsehsender À Punt in der Provinz Valencia. In der Gemeinde mit 20'000 Einwohnern gebe es noch Menschen, die mit Leichen in ihren Häusern lebten.
EU und Deutschland bieten Hilfe an – Schweiz kondoliert
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Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) schreibt auf X, «unsere Unterstützung gilt den spanischen Behörden und der Bevölkerung in dieser schwierigen Zeit.» Angesichts der verheerenden Überschwemmungen seien die Gedanken bei den Opfern und den Angehörigen.
Wegen der schweren Unwetter und Überschwemmungen bot die EU Spanien bereits am Mittwoch Hilfe an. «Wir haben unser Copernicus-Satellitensystem aktiviert, um bei der Koordinierung der Rettungsteams zu helfen. Und wir haben bereits angeboten, unseren Katastrophenschutz zu aktivieren», sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Brüssel.
Auch Deutschland bot seine Hilfe an. «Wir sind in direktem Kontakt mit der spanischen Regierung, ob es Unterstützungsleistungen aus Deutschland für diese furchtbare Katastrophe bedarf», erklärte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Mittwoch in Berlin. «Wenn wir mit unseren erfahrenen Katastrophenhelfern und Bergungsspezialisten des THW helfen können, dann werden wir helfen», sagte Innenministerin Nancy Faeser (SPD). Die Hilfe könne über den bewährten EU-Katastrophenschutzmechanismus koordiniert werden, «damit genau die Unterstützung schnell ankommt, die gebraucht wird», sagte sie weiter.
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