Willem Els war schon häufig Teil von Spezialoperationen in stillgelegten Minen. Er ist Spezialist für internationale Verbrecherorganisationen, Terrorismus, Sprengsätze und arbeitet für das renommierte Institut für Sicherheitsstudien in Pretoria.
Die Mine im Nordwesten von Südafrika, in der gerade Tausende Bergbauarbeiter ausharren, besuchte er bereits im Januar. «Damals haben wir die Waffen der Mineure konfisziert sowie das Gold, das sie bereits unter Tag verarbeitet hatten. Doch sobald man weg ist, kehren sie zurück. Die Mineure sind nur die Spitze des Eisbergs.»
Solche Syndikate funktionieren nur dank korrupter Staatsbeamter. Darum ist es so schwierig, die Drahtzieher zu fassen.
Die illegalen Goldschürfer sind Teil eines weitverzweigten, transnationalen Verbrechersyndikates, ja mehrerer Syndikate. Es gibt etwa ein Syndikat, das die Männer über die Grenzen schleust, ein anderes, das Waffen liefert, oder ein drittes rund um die Minen, die eigentlich versiegelt sein sollten.
2.5 Milliarden Dollar Geschäft
«Solche Syndikate funktionieren nur dank korrupter Staatsbeamter. Darum ist es so schwierig, die Drahtzieher zu fassen», sagt Els. Zudem sei mit den gestiegenen Goldpreisen die Nachfrage so hoch wie nie. Es sei ein riesiges Geschäft. Das Gold, was Männer während Monaten unter unmenschlichen und gefährlichen Bedingungen schürften, sei rund 2. 5 Milliarden Dollar wert. Und das jährlich. «Stellen Sie sich vor, wie viele Schulen und Häuser man damit in Südafrika bauen könnte», fügt Els an.
Das illegal geschürfte Gold wird laut Willem Els auf verschiedene Arten weissgewaschen. Eine beliebte Methode ist der Weg über das Syndikat der Secondhand Schmuckläden. Sie kaufen das illegale Gold, schmelzen es zusammen mit altem Goldschmuck ein und fertigen daraus neuen Goldschmuck an. «Diesen verkaufen sie auf dem legalen Markt, meist in Dubai.» Auf die Frage, ob dieses Gold auch in der Schweiz lande, meint er: «Natürlich, die Schweiz kauft und konsumiert viel Gold.»
Er fügt an, dass auch einige legale Minenbetreiber in Südafrika das illegale Gold kaufen und mit ihrem eigenen mischen. Für das illegale Gold würden sie viel weniger bezahlen, das sei ein gutes Geschäft für sie, meint er lakonisch.
Es braucht Massnahmen
Das Problem mit den illegalen Goldschürfern besteht in Südafrika seit mehr als zehn Jahren. Eben weil die Korruption mittlerweile so tief verwurzelt ist, braucht es koordinierte Anstrengungen, um diese illegalen Aktivitäten zu unterbinden.
Heute kann ein Mineur, der sich in einer stillgelegten Mine aufhält, nur verhaftet werden, wenn er Gold auf sich hat, illegale Waffen besitzt oder illegal ins Land gekommen ist. Ansonsten müssen wir ihn freilassen.
Els ist überzeugt, dass es möglich ist, vor allem auch mit dem Polizeiminister der neu gewählten Multiparteienregierung. «Er scheint das Problem ernst zu nehmen und ist gewillt, wirklich substantielle Aktionen einzuleiten.» Südafrika brauche einen ganzheitlichen Ansatz, der verschiedene Ministerien zusammenbringe. Auch das Justizsystem sei gefordert. «Heute kann ein Mineur, der sich in einer stillgelegten Mine aufhält, nur verhaftet werden, wenn er Gold auf sich hat, illegale Waffen besitzt oder illegal ins Land gekommen ist. Ansonsten müssen wir ihn freilassen.»
Es brauche zudem den politischen Willen, mit anderen Ländern zusammenzuarbeiten, um die Anführer der transnationalen Verbrecherorganisationen zu finden und zu verhaften. Das alles geschieht nicht von heute auf morgen, sondern kann Jahre dauern.