Der Besuch der indonesischen Insel Komodo kostet einen Touristen künftig umgerechnet 500 Franken Gebühren. Damit sollen die Touristenströme auf die Insel mit den Riesenechsen verkleinert werden. Ob eine solche Massnahme gegen den vielerorts grassierenden Overtourism etwas bringen kann, weiss der Tourismus-Professor Florian Eggli.
SRF News: Kann der Plan der indonesischen Regierung funktionieren?
Florian Eggli: Das ist doch ein signifikanter Eingriff – ich gehe stark davon aus, dass er einen Effekt haben wird. Künftig wird nur noch eine ausgewählte Gruppe Touristen die Insel besuchen können, sie wird zum Premium-Reiseziel. Leute mit geringerem Reisebudget wie Rucksacktouristen, Studenten oder Familien werden diese Insel nicht mehr besuchen können. Das wird auch Auswirkungen auf die touristische Infrastruktur auf der Insel Komodo haben.
Wo liegen die Risiken dieser Premiumziel-Strategie?
Das System vor Ort ist für den bislang vorherrschenden Tourismus eingespielt. Dieses System wird nun verändert. Viele Tourismus-Dienstleister auf der Insel werden ihr Angebot nicht mehr im gleichen Umfang an die Touristen bringen können.
Die Inselbewohner werden sich mit einer neuen Art Tourismus auseinandersetzen müssen.
Die Massnahme wird auch einen sozialen Wandel bei den rund 2000 auf der Insel lebenden Menschen bewirken. Sie müssen sich nun mit der neuen Art Tourismus auseinandersetzen. Auch ist noch unklar, wie Nicht-Touristen – Verwandte oder Freunde der Inselbewohner – vom neuen Regime betroffen sein werden.
Welche anderen Massnahmen ausser eines hohen Eintrittsgelds gibt es, um allzu grosse Touristenströme zu lenken?
Idealerweise werden solche Probleme vorausgesehen, dann ist man nicht auf kurzfristige Lösungen wie hohe Zutrittspreise oder Verbote angewiesen. Eine langfristige Massnahme ist etwa das «Demarketing». Dabei werden nur noch jene Leute angesprochen, die man für seine Destination tatsächlich haben möchte. Diese muss im Markt entsprechend positioniert werden. Das Angebot muss über lange Zeit so gestaltet werden, dass es sozial- und umweltverträglich ist. So kann zusammen mit der Bevölkerung an einer Destination gearbeitet werden, die den Bedürfnissen von Einwohnern und Feriengästen entspricht. Eine solche Entwicklung ist allerdings langfristig angelegt. Es kann Generationen dauern, bis eine solche Destination dort steht, wo sie einst hinwollte.
Die Zahl der Touristen nimmt weiter zu, an manchen Orten werden sie zum Problem.
Overtourism wird weltweit immer mehr zum Problem. Müssen wir deshalb in Zukunft vermehrt mit Massnahmen wie jener auf Komodo rechnen?
Tatsache ist: Die Zahl der Touristen nimmt weltweit weiter zu, an manchen Orten werden sie tatsächlich zu einem Problem. Allerdings haben nicht alle Destinationen dieselben Möglichkeiten, kurzfristige Massnahmen zu ergreifen. Inseln wie Komodo oder die Galapagos können einfacher Kapazitätsbeschränkungen verordnen. Doch in Städten, die auch von vielen Tagestouristen besucht werden, sind preisliche Steuerungsmassnahmen viel schwieriger umsetzbar. Das Verhalten der Tagesbesucher lässt sich nicht über Übernachtungspreise oder Kurtaxen steuern. Doch auch dort arbeitet man an Konzepten, wie Besucherströme besser gelenkt und verteilt werden können, damit sie sozial- und umweltverträglicher werden.
Das Gespräch führte Janis Fahrländer.