Im Westen Syriens ist es zu Gefechten zwischen Sicherheitskräften der neuen syrischen Übergangsregierung und Anhängern des alten Regimes von Baschar al-Assad gekommen. Vierzehn Menschen sollen dabei getötet und 10 weitere verletzt worden sein.
Der Vorfall ereignete sich gut zwei Wochen nach dem Sturz von Machthaber Al-Assad. Sicherheitskräfte der Übergangsregierung wollten in der Nähe der syrischen Küstenstadt Tartus einen früheren Offizier des Assad-Regimes festnehmen. Laut der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte gerieten sie dabei aber in einen Hinterhalt Assad-naher Milizen.
Tartus ist eine Hochburg der schiitischen Minderheit der Alawiten, zu der auch die frühere Herrscherfamilie gehört. Es ist naheliegend, dass gerade dort einzelne Gruppierungen gegen die Umwälzungen im Land ankämpfen. Die von den Rebellen geführte Übergangsregierung warnte denn auch vor Versuchen solcher Gruppierungen, das Land zu destabilisieren.
Proteste an den Feiertagen
Über die Feiertage kam es zudem in mehreren Städten Syriens zu Protesten. Dies aufgrund eines Videos, das die Schändung eines alawitischen Heiligtums in der Stadt Aleppo zeigen soll. Laut dem Innenministerium war der Schrein aber bereits im November von Unbekannten verwüstet worden, als die Rebellenoffensive auf die Stadt Aleppo begann.
Das Video werde nun aber gezielt im Internet verbreitet, um «Unfrieden zu stiften» so das syrische Innenministerium. Wegen dieser Proteste wurde etwa in der Stadt Homs eine nächtliche Ausgangssperre verhängt.
Minderheiten in Syrien wehren sich
Auch unter der christlichen Minderheit im Land kam es in den letzten Tagen zu Protesten, dies, nachdem in der Provinz Hama ein Weihnachtsbaum von Unbekannten in Brand gesetzt worden war. Hunderte waren daraufhin in Damaskus und anderen Städten auf die Strasse gegangen, um gegen die Tat zu demonstrieren.
Die Menschen machen dabei von einem Grundrecht Gebrauch, das ihnen über Jahrzehnte verwehrt blieb: Sie demonstrieren und äussern ihren Unmut über bestimmte Ereignisse im Land. Besonders in der christlichen und alawitischen Minderheit ist die Sorge vor Repressionen gross nach der Machtübernahme durch die HTS. Die islamistischen Rebellen unter der Führung der Haiat Tahrir al-Scham (HTS) stand einst der Al-Kaida nahe.
Die von den Rebellen eingesetzte Übergangsregierung beschwichtigt derweil und erklärt, diese Ängste seien unbegründet. Vielmehr handle es sich bei den Vorfällen um gezielte Angriffe verbliebener Assad-Anhänger, die versuchen, religiöse Gruppen gegeneinander aufzubringen und das Land zu destabilisieren.
Auf Distanz zum Iran
Auch gegenüber dem Iran äussert sich die neue Führung in Damaskus kritisch. Teheran schüre solche Angriffe auf die Minderheiten, um die neue Führung in Damaskus zu diskreditieren. Einmischung von aussen oder von Assad-Anhängern zum Trotz. Es liegt nun an der neuen Führung in Syrien, die Sorgen und Anliegen der Minderheiten ernst zu nehmen und sie in einen politischen Prozess einzubeziehen.