- Im Touristenviertel Sultanahmet kam es inmitten einer Touristengruppe zu einer Explosion
- Mindestens zehn Menschen starben, darunter mindestens acht Deutsche
- 15 Menschen wurden verletzt
- Der Selbstmordattentäter gehörte laut Behörden zur Terrormiliz IS
- Offiziell bekannte sich niemand zur Tat
Ein Selbstmordattentäter hat sich am Dienstagmorgen um 10.18 Uhr Ortszeit in Istanbul bei einer deutschen Reisegruppe in die Luft gesprengt. Er riss zehn Menschen in den Tod, darunter mindestens acht Deutsche. Nach Angaben der türkischen Regierung war der Attentäter von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). 15 Personen wurden beim Anschlag verletzt.
Der deutsche Aussenminister Frank-Walter Steinmeier bestätigte am Abend die Zahl von mindestens acht Todesopfern aus Deutschland. Laut der türkischen Regierung sind zwei Tote noch nicht identifiziert.
«Es war der IS»
Zunächst bekannte sich niemand zur Tat. Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sagte aber: «Wir haben ermittelt, dass der Urheber dieser Terrorattacke ein ausländisches Mitglied der Terrormiliz Islamischer Staat war.» Es habe sich um einen 1988 geborenen Syrer gehandelt, der erst kürzlich in die Türkei gereist sei, sagte Regierungssprecher Numan Kurtulmus.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan verurteilte das «terroristische Attentat». Die Türkei sei «das erste Ziel aller Terrororganisationen, die in dieser Region aktiv sind».
Anziehungspunkt für Touristen
Die getöteten Touristen hatten sich vor einem Obelisken vor der Blauen Moschee aufgehalten, als der Attentäter seinen Sprengsatz zündete. Augenzeugen berichteten von einem grossen Feuerball. Der Platz im Stadtteil Sultanahmet ist der grösste Anziehungspunkt für Touristen in Istanbul.
Davutoglu übermittelte der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem Telefongespräch sein Beileid. Er sicherte ihr zu, alles für die Verletzten zu tun und die Tat aufzuklären.
«Feinde der Menschlichkeit»
Merkel nannte den Anschlag einen «mörderischen Akt». Am Abend sagte sie in Berlin: «Die Terroristen sind Feinde aller freien Menschen, ja, sie sind Feinde aller Menschlichkeit.» Die Entschlossenheit, mit der Deutschland mit seinen internationalen Partnern gegen die Terroristen vorgehe, werde sich aber durchsetzen.
Am Abend kam die deutsche Regierung zu einer Sondersitzung zusammen. Das Auswärtige Amt richtete einen Krisenstab ein und rief alle Reisenden in Istanbul «dringend» dazu auf, Menschenansammlungen auf öffentlichen Plätzen zu meiden.
Offenbar keine Schweizer Opfer
Auch das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) wies nach dem Anschlag Schweizer Reisende auf das Risiko von Terroranschlägen in der ganzen Türkei hin. Bis am Abend hatte das EDA keine Kenntnis von Schweizer Opfern.
Die EU bekundete ihre Solidarität mit der Türkei. «Ich verurteile den brutalen Terrorakt in Istanbul», schrieb EU-Ratspräsident Donald Tusk auf Twitter. Die EU-Aussenbeauftragte Federica Mogherini erklärte, die EU und die Türkei stünden vereint gegen alle Formen des Terrorismus. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg versicherte, die Militärallianz stehe geschlossen an der Seite ihres Mitglieds Türkei. Auch die USA betonten, sie stünden weiter fest an der Seite der Türkei. Und Frankreichs Präsident François Hollande sprach von einem «abscheulichen Terroranschlag».
Im Visier der Terroristen
Die türkische Regierung war lange kritisiert worden, sie gehe nicht entschieden genug gegen den IS in Syrien vor. Seit sich das Land im letzten Sommer dem Kampf gegen die Terrormiliz angeschlossen hat, ist es zunehmend ins Visier der Terroristen geraten.