Die deutsche Lokführergewerkschaft GDL hat ihren Streik auf den Personenverkehr der Deutschen Bahn ausgedehnt. Seit der Nacht auf Mittwoch gilt der Streikaufruf auch für die Lokführer von Fern- und Regionalzügen. Damit müssen Millionen Pendler und Reisende in Deutschland auf andere Verkehrsmittel umsteigen oder hoffen, mit einem der Züge mitzukommen, die trotz des Streiks unterwegs sind.
Nur jeder dritte Fernverkehrszug fährt
Die Deutsche Bahn hat Ersatzfahrpläne aufgestellt. Sie erwartet, dass im Regional- und S-Bahnverkehr am Mittwoch und Donnerstag 15 bis 60 Prozent der Züge fahren, im Fernverkehr soll es etwa jeder dritte sein. Im Osten seien grössere Auswirkungen des Streiks zu erwarten als in anderen Regionen, sagte eine Sprecherin der Bahn. Der Ausstand hatte bereits am Dienstagnachmittag beim Güterverkehr begonnen.
Die GDL will mit dem Streik weiteren Druck auf die Deutsche Bahn machen. Sie hatte die Verhandlungen am vergangenen Freitag ein weiteres Mal für gescheitert erklärt. Als entscheidenden Punkt bezeichnete sie die Einstufung der Rangier-Lokführer im Tarifgefüge der Bahn. Die Bahn versuche, diese Berufsgruppe «als billigen Jakob im Tarifvertrag zu verankern».
Keine Einigung in Sicht
Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky kritisierte ferner, auch nach 16 Tarifverhandlungsrunden seit Sommer 2014 fehlten noch immer Ergebnisse in zentralen Fragen. Als Beispiel nannte er eine Begrenzung der Überstunden. Die GDL verlangt ausserdem fünf Prozent mehr Geld und eine Stunde weniger Arbeitszeit pro Woche.
Im laufenden Tarifkonflikt der Gewerkschaft mit der Bahn ist der aktuelle Ausstand inklusive Warnstreiks bereits die siebte Arbeitsniederlegung seit September vergangenen Jahres. Insgesamt sollen dadurch für die Wirtschaft finanzielle Schäden von bis zu 600 Millionen Euro entstanden sein, schreibt die «Bild»-Zeitung.