Mit der Veröffentlichung eines tiefgreifenden Acht-Punkte-Plans zur Rundumerneuerung des skandalumwitterten Fussball-Weltverbands bringt Fifa-Chef-Aufseher Domenico Scala Bewegung in den stockenden Reform-Prozess.
Zündstoff birgt vor allem der Vorschlag, das Exekutivkomitee aufzulösen. Es soll in zwei verschiedene Organe unterteilt werden – in ein Aufsichtskomitee, das sich um strategische Fragen kümmert und ein wachsames Auge auf die Vorgänge innerhalb der Fifa hat, und in ein Management-Komitee. Dieses soll die Geschäfte führen.
Im Detail fordert Scala, der auf ein sauberes Geschäftsgebaren des nach Skandalen in der Blatter-Ära angeschlagenen Weltverbands achten soll, allerdings nicht nur Neues. Einige Punkte seines Katalogs an Forderungen standen in der Vergangenheit schon auf der Agenda – und wurden abgeschmettert.
Zum Beispiel die Beschränkung der Amtszeit des Fifa-Präsidenten auf maximal zwölf Jahre. Dieser Vorschlag scheiterte beim Fifa-Kongress 2014 in São Paulo krachend. Oder die verschärfte Integritätsprüfung aller Mitglieder des Exekutivkomitees und Inhaber anderer Positionen in zentralen Fifa-Gremien. Das war schon eine Forderung im Fifa-Demokratisierungsprozess von 2011 – sie scheiterte damals auch am Widerstand aus Europa.
Transparenz – aber nicht nach aussen
Andere Forderungen wie die Direktwahl der Exekutivmitglieder durch den Kongress erscheinen wenig sinnvoll. Damit wäre ein Hauen, Stechen und Paktieren unter den 209 Mitgliedern programmiert. Bislang wählen die Konföderationen ihre Exko-Mitglieder für die Fifa.
Nach Ansicht von Scala müssen sämtliche Personen, die in Organe entsandt werden sollen, in ihren jeweiligen Konföderationen und Nationalverbänden strikte Integritätsprüfungen bestehen. Er mahnt ferner eine individuelle und detaillierte Offenlegung der Vergütungen des Präsidenten sowie aller weiterer Top-Funktionäre der Fifa an – allerdings nur intern.
Zu den geforderten organisatorischen Verbesserungen innerhalb des Weltverbands zählen auch verstärkte Kontrollmechanismen, insbesondere in Bezug auf Entwicklungsgelder, sowie die Schaffung eines Wirtschafts- und eines Entwicklungs-Komitees. Beide Gremien sollen unabhängig arbeiten und für eine klare und strikte Trennung zwischen sportbezogenen Zuständigkeiten und wirtschaftlichen Vorgängen sorgen.