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International Donald Trump knickt ein

Also nun doch: Der US-Präsidentschaftskandidat Trump sichert seinen Parteikollegen John McCain und Paul Ryan seine Unterstützung zu. Zuvor hatte er sie noch verweigert – und auch weitere Fauxpas begangen, was ihm eine miserable Wahlkampfwoche bescherte.

Es war die wohl schwierigste Wahlkampfwoche für Donald Trump. Nachdem der republikanische Präsidentschaftskandidat die Eltern eines Kriegsopfers beleidigt hatte, wandten sich mehrere prominente Republikaner von ihm ab. Zudem versagte Trump zwei hohen Parteikollegen seine Unterstützung. Das will er nun offenbar wiedergutmachen.

In einer Rede am Freitagabend (Ortszeit) stellte sich Trump hinter den Speaker des Abgeordnetenhauses, Paul Ryan, und den Senator von Arizona, John McCain. Beide stehen zur Wiederwahl.

Arm in Arm werden wir die Nation vom Obama-Clinton-Desaster retten.
Autor: Donald Trump Präsidentschaftskandidat

Noch vor wenigen Tagen hatte Trump gesagt, dass er noch nicht so weit sei, die Parteikollegen zu unterstützen – eine offensichtliche Revanche dafür, dass sich Ryan selber zuvor nur zögerlich hinter Trump gestellt und McCain den Immobilienmogul wiederholt scharf kritisiert hatte.

Viele Unterschiede, aber ein gemeinsames Ziel

«Arm in Arm werden wir die Nation vom Obama-Clinton-Desaster retten», sagte Trump nun in Green Bay im US-Bundesstaat Wisconsin. Trotz mancher Meinungsverschiedenheiten gebe es ein gemeinsames Ziel: Hillary Clinton, seine demokratische Rivalin, bei der Wahl im November zu besiegen.

Schlechte Umfragewerte

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Trump lag vor ein paar Wochen in einer CNN-Umfrage noch knapp vor Hillary Clinton. Die aktuellen Kurven auf dem Umfragen-Index von RealClear Politics sprechen indes eine andere Sprache: Hillary Clintons Werte kletterten in den letzten Tagen weiter nach oben – Donald Trumps Werte fielen hingegen in den Keller.

Der republikanische Präsidentschaftskandidat versuchte damit offensichtlich, nach Tagen neuer Kontroversen um ihn und absackender Umfragewerte wieder Fuss zu fassen.

Wie Trump die Kriegsveteranen gegen sich aufbrachte

Die Serie negativer Schlagzeilen hatte am vergangenen Wochenende an der National Convention der Demokraten in Philadelphia begonnen. Neben vielen prominenten Persönlichkeiten hielten dort auch Ghazala und Khizr Khan , die Eltern eines im Irak-Krieg gefallenen muslimischen Soldaten, eine bewegende Rede. In dieser hat sich Khizr Khan an Donald Trump gerichtet und ihm vorgeworfen gegen Muslime wie seinen Sohn zu hetzen, obwohl er selber nichts und niemanden für Amerika geopfert habe.

Das hatte auch bei Republikanern Kritik ausgelöst, und nach seiner Weigerung, Ryan und McCain zu unterstützen, nahm der Unmut über ihn so zu, dass Beobachter von einem «Bürgerkrieg» bei den Konservativen sprachen.

Neue Berater für Trump

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Donald Trump hat ein neues Team von Wirtschaftsberatern vorgestellt. Es besteht aus 13 Männern, wie die «Washington Post» berichtet. Jeder von ihnen habe ein Durchschnittseinkommen «mehreren hundert Millionen». Überwiegend handle es sich um persönliche Freunde Trumps oder um Geschäftspartner, nur einer sei akademischer Wirtschaftspolitik-Experte.

Trump beging daraufhin den fatalen Fehler, sich Tage später in einem Fernsehinterview abfällig über die Khans zu äussern.

Mit diesen Angriffen gegen die Eltern eines Kriegsopfers stellte er sich nicht nur bei der Allgemeinbevölkerung sondern auch bei den meist konservativen US-Veteranen ins Abseits.

Die amerikanische Kriegsveteranenorganisation VFW erklärte in einem Statement, Donald Trump habe mit seinen Beschimpfungen gegen die Angehörigen eines getöteten Soldaten eine Grenze überschritten. Diese Meinung teilt auch der ehemalige republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain.

Unbelehrbar?

Doch warum tut er das? Warum scheint sich Donald Trump allen Regeln eines erfolgreichen Wahlkampfes entgegenzusetzen?

Der Blog zur US-Wahl

Einer seiner langjährigen Weggefährten hat Erklärungen. Tony Schwartz, der Autor des Trump-Bestsellers «The Art of the Deal» hatte Trump während 18 Monaten begleitet und legt nun alles daran, dessen Sieg zu verhindern. Schwartz sagt: «Donald Trump hat keine Ideologie. Er ist nicht eine Person mit bestimmten Ansichten oder Überzeugungen. Es geht ihm nur darum, dass er selber am Ende Erfolg haben wird.»

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Eine andere Erklärung liefert Ari Fleischer. Er war unter George W. Bush der Pressesprecher des Weissen Hauses und meint: «Was mit Donald Trump passiert, habe ich bei vielen Milliardären gesehen: Wenn man ihnen sagt, was sie machen sollen, dann tun sie genau das Gegenteil. Nur um zu beweisen, dass niemand ihnen sagen kann, was sie tun sollen.»

Dass Donald Trump seinen eigenen unbeirrten Kurs fährt, hat er zur Genüge bewiesen. Ob er mit seiner Art und Weise im US-Präsidentschaftswahlkampf gewinnen wird, scheint aber nach seinen jüngsten Entgleisungen zusehends unwahrscheinlicher – trotz Bemühungen um Schadensbegrenzung.

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