Nach dem Abschuss eines russischen Kampfjets durch die Türkei im türkisch-syrischen Grenzgebiet herrscht zwischen der Türkei und Russland grosse Verstimmung.
Beide Seiten kritisieren sich seither teils harsch – und lassen ihre Muskeln spielen. Russland hat bereits am Donnerstag Sanktionen gegen die Türkei ausgesprochen. Nun hat Präsident Putin zudem den visafreien Reiseverkehr mit der Türkei gestoppt: Türkinnen und Türken müssen also ab Januar wieder ein Visum beantragen, wenn sie nach Russland reisen möchten.
Derweil hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan in einem Interview mit dem Sender France24 gesagt, die Türkei wolle keine Spannungen mit Russland. Es sei nun wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren.
Auch Erdogans Kopf bleibt nicht kühl
Erdogan will seinen russischen Amtskollegen kommende Woche am Rande des Klimagipfels in Paris treffen. Er wolle mit ihm «von Angesicht zu Angesicht» sprechen, so Erdogan.
Offensichtlich bleibt auch Erdogans Kopf nicht allzu kühl. Denn Erdogan warnte Russland in einem anderen Fernsehinterview im türkischen Fernsehen davor, «mit dem Feuer zu spielen».
Der türkische Staatschef wies dabei etwa die russischen Vorwürfe zurück, wonach die Türkei von der Terrormiliz Islamischer Staat Öl kaufe. Er sprach von Verleumdung: Zwischenstaatliche Beziehungen würden sich nicht auf Verleumdung und Klatsch stützen.
Und an Putin gerichtet: «Wenn sie ihre Vorwürfe nicht belegen können, dann stehen sie vor der Welt als Lügner da.» Trotzdem: Er sei dagegen, den Konflikt auf andere Gebiete der zwischenstaatlichen Beziehungen auszudehnen.
Putin nimmt den Hörer nicht ab
Erdogan sagte auch, er habe Putin angerufen – jedoch keinen Rückruf erhalten. Kremlsprecher Dmitri Peskow bestätigte, dass Erdogan Putin um ein Treffen gebeten hat.
Wir sehen den türkischen Widerwillen für eine simple Entschuldigung.
Ob es tatsächlich zu einem Treffen zwischen Erdogan und Putin kommt, ist unklar. Denn laut Präsidenten-Berater Yuri Ushakov weigere sich Putin, mit Erdogan Kontakt zu haben, weil Ankara für den Abschuss des russischen Kampfjets nach wie vor eine Entschuldigung verweigere.