Trotz Waffenruhe sind bei Luftangriffen auf ein Spital im nordsyrischen Aleppo nach Angaben von Rettungshelfern Dutzende Menschen getötet worden. Das IKRK bestätigte mittlerweile die vollständige Zerstörung des Spitals im Osten der Stadt. Nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen, welche die Klinik
Al-Kuds im rebellenkotrollierten Gebiet unterstützte, sind unter den Opfern auch drei Ärzte.
Das Bombardement traf Rettungshelfern zufolge auch umliegende Gebäude, in dem medizinisches Personal untergebracht war. Es würden noch Menschen unter den Trümmern vermisst.
Regimetruppen bestreiten Verantwortung
Wer für den Angriff auf das Al-Kuds-Spital verantwortlich ist, war zunächst unklar. In den vergangenen Monaten wurden der syrischen Regierung sowie Russland wiederholt gezielte Angriffe auf Kliniken vorgeworfen. Aus syrischen Militärkreisen heisst es heute, in dem Gebiet des zerstörten Spitals seien keine syrischen Kampfflugzeuge im Einsatz gewesen.
«Wir rufen alle Parteien auf, die Zivilisten zu schonen», schreibt das IKRK. «Greifen Sie keine Krankhäuser an, setzen Sie keine Waffen ein, die umfangreiche Zerstörung anrichten.»
Keine andere Gruppe wird so unter Feuer genommen wie Ärzte und Sanitäter.
Keine andere Gruppe würde so unter Feuer genommen wie Ärzte und Sanitäter, beklagt der Leiter der UNO-Hilfsoperationen, Jan Egeland. Auch würden Ärzte daran gehindert, Verletzten und Kranken zu helfen.
Hilfsaktionen für belagerte Zivilisten in Gefahr
Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes warnt angesichts der neuen Gewalteskalation vor einer humanitären Katastrophe. Nicht nur in Aleppo gefährdeten sie die Versorgung von Millionen Menschen, in der Region von Homs sei die Lage ähnlich prekär. «Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie viel in den kommenden Stunden und Tagen auf dem Spiel steht», sagte der für humanitäre Hilfe zuständige Jan Egeland in Genf.
Zwar habe in den belagerten Regionen Syriens zuletzt mehr als die Hälfte der dortigen Bevölkerung versorgt werden können. Aber es hänge von der Entwicklung in allernächster Zeit ab, ob es zu einem «katastrophalen Monat» komme. Wenn die Kämpfe so weitergingen, würden die Vereinten Nationen ihre geplanten Hilfsaktionen für die Zivilbevölkerung in 35 belagerten Orten nicht umsetzen können.
Gegen 200 getötete Zivilisten
Die seit Ende Februar geltende Waffenruhe in dem Bürgerkriegsland Syrien ist zuletzt immer brüchiger geworden. Die Feuerpause sei «in grosser Gefahr und kann jederzeit kollabieren», warnte der UNO-Sonderbeauftragte für Syrien, Staffan de Mistura, am Mittwoch.
Nach Erkenntnissen der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden in den vergangenen sechs Tagen bei Luftangriffen der Regierungstruppen in Aleppo mehr als 100 Zivilisten getötet. Zuletzt kam im Stadtteil Kallasa eine unbekannte Anzahl Menschen ums Leben.
Den Angriffen der Rebellen auf die von der Armee kontrollierten Stadtteile seien mehr als 60 Zivilisten zum Opfer gefallen. Die Zahlen sind jedoch kaum zu überprüfen.
Die Regimegegner machen für den Anstieg der Gewalt die Regierung verantwortlich. Aus Protest reisten die Vertreter der Opposition Ende vergangener Woche von den Friedensgesprächen in Genf ab.