Die Huthi-Bewegung
Die Huthi-Bewegung ist ein Zusammenschluss schiitischer Gruppierungen im Norden des Jemen. Lange wurde die Bevölkerung dort von der Regierung vernachlässigt. Die Huthi-Bewegung fordert soziale Gerechtigkeit, das Ende der Korruption, mehr Autonomie und wirtschaftliche Ressourcen für den Norden. Die Gruppierung stellt sich nicht nur gegen die jemenitische Regierung, sondern auch gegen den Westen, die Al-Kaida und den IS.
Schliesslich nutzten die Huthis im Frühling die Schwäche des mittlerweile vertriebenen Präsidenten Rabbo Mansur Hadi und die marode Situation des Landes zur Machtergreifung.
Die dürftigen staatlichen Strukturen des Jemen wurden jedoch nach dem Putsch noch mehr geschwächt. Doch der Rückhalt der Huthis ist in der jemenitischen Bevölkerung beträchtlich, auch über die eigene Basis hinaus.
Teile der jemenitischen Armee – die loyal zum früheren Präsidenten Salih stehen – und ein Grossteil des Sicherheitsapparates schlossen sich der Bewegung landesweit an. Sie sind für die militärischen Erfolge der Huthis ausschlaggebend. Letztere sollen sich vor allem via Zwangsbesteuerung in den von ihnen eroberten Gebieten finanzieren.
Ex-Präsident Ali Abdullah Salih
Salih schlug Aufstände der Huthis einst zwar nieder. Heute gilt er aber als heimlicher Verbündeter der schiitischen Rebellen. Salih ist selber den Schiiten zugehörig. Der Langzeitherrscher übergab seine Macht Anfang 2012 nach Protesten gegen ihn an Rabbo Mansur Hadi.
Salih hat vermutlich das Chaos im Jemen entscheidend geschürt, um wieder an die Macht zu kommen. Das behauptet die UNO. Noch immer hat Salih einen starken militärischen Einfluss, politische und tribale Beziehungen. Die soll er dafür verwenden, den Huthis zu helfen und die derzeitige Regierung – oder was davon übrig ist – zu destabilisieren. Es wird gemutmasst, dass Salih seinen Sohn Ahmed ins Präsidentenamt bringen will.
Saudi-Arabien
Seit März fliegt der reiche Golfstaat Luftangriffe gegen die schiitischen Huthi. Unterstützt wird Saudi-Arabien von den Ländern Ägypten, Bahrain, Katar, Kuwait, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Jordanien, Marokko, Sudan und Senegal. Die USA, Frankreich und Grossbritannien helfen mit logistischen Mitteln.
Der Golfstaat fürchtet um seine Vormachtstellung in der Region. Er sieht die Huthi-Miliz als vom Iran finanziert, bewaffnet und gesteuert an. Vor dem Putsch unterstützte Saudi-Arabien die Übergangsregierung von Präsident Hadi mit massiven Finanzhilfen. Saudi-Arabien will ein proiranisches Regime an seiner Grenze verhindern.
Es gibt auch mögliche innenpolitische Gründe: Saudi-Arabien befürchtet, dass auch die Schiiten im Osten Saudi-Arabiens einen eigenen Staat gründen wollen. Die östlichen Küstengebiete Saudi-Arabiens, deren Erdölvorkommen massgeblich zum Wohlstand des Landes beitragen, haben eine mehrheitlich schiitische Bevölkerung. Die Schiiten in Saudi-Arabien sehen sich von der sunnitischen Zentralregierung in Riad stark benachteiligt.
Ein weiterer möglicher Grund: Der saudische König Salman und sein Verteidigungsminister sind noch nicht lange an der Macht und haben nicht viele Erfolge vorzuweisen. Die Jemen-Krise gilt als erste grosse Bewährungsprobe für die beiden: Sie wollen Stärke demonstrieren.
Präsident Rabbo Mansur Hadi
Der Sunnit Hadi wurde 1994 zum Stellvertreter des damaligen Präsidenten Ali Abdallah Salih. Anfang 2012 übergab Salih die Macht an Hadi. Dieser bildete eine Übergangsregierung und führte 2012 Präsidentschaftswahlen durch – mit ihm als einzigen Kandidaten.
Erneut protestierte die Opposition. Später rückten die Huthis vor, so dass sich Hadi gezwungen sah, nach Saudi-Arabien ins Exil zu flüchten. Im September dieses Jahres soll er dann wieder in die jemenitische Hafenstadt Aden zurückgekehrt sein.
Hadi konnte während seiner Präsidentschaft weder dem Aufstand der Huthis wirkungsvoll begegnen, noch dem zunehmenden Terror von Al-Kaida und dem IS Einhalt gebieten. Auch die verfeindeten Parteien im Land konnte er nicht zusammenbringen. Mangelnde Rechtsstaatlichkeit und Korruption begünstigten die Krise.
Hadi gilt für Saudi-Arabien und die westliche Staatengemeinschaft seit der Machtübernahme der Huthis als einziger Hebel, um sich ein Minimum an Einfluss im Jemen zu sichern. Vor diesem Hintergrund rief Hadi nach einer Militärintervention unter der Führung Saudi-Arabiens.
Hadi wird von einigen Teilen der Armee sowie von lokalen sunnitischen Stammesmilizen oder sunnitischen Freiwilligen aus dem Süden des Landes unterstützt. Er verfügt aber kaum noch über Rückhalt in der Bevölkerung. Seit dem Eingreifen der Koalition schwindet dieser weiter.
Der Iran
Der Iran begreift sich seit Jahrhunderten als Hegemonialmacht in der Region und ist ein Rivale von Saudi-Arabien. Im Jemen geht es um die Frage, wer den Ölexport aus der ölreichsten Region der Welt kontrolliert. Der schiitische Iran wird verdächtigt, den seit Jahren schwelenden Konflikt zwischen den schiitischen Huthi-Milizen und der sunnitischen Zentralregierung im Jemen mit Waffen und Geld zu schüren, um einen Stellvertreterkrieg zwischen Sunniten und Schiiten aufrechtzuerhalten.
Unmittelbar nach den saudischen Luftangriffen forderte Teheran einen sofortigen Stopp der militärischen Angriffe. Der Iran hält sich bisher zurück und interveniert selber nicht militärisch.
Die USA
Die USA wollen einen stabilen Jemen, um ihre strategischen und sicherheitspolitischen Interessen in der Region zu wahren. Sie möchten den sogenannten Islamischen Staat und Al-Kaida weiter bekämpfen. Allerdings hat der jahrelange Drohnenkrieg gegen die Terrororganisation wenig bewirken können. Mit dem militärischem Vordringen der Huthis wurden die USA gezwungen, ihren Drohnenkrieg zu beenden.
Al-Kaida und IS
Aqap ist der mächtigste und gefährlichste Ableger des weltweit agierenden Terrornetzwerks Al-Kaida. Die sunnitischen Extremisten profitieren von der Schwäche des jemenitischen Staates und nutzen ihn als Rückzugsgebiet. Mit ihren Anschlägen gegen die schiitischen Huthis punkten sie vor allem bei ärmeren sunnitischen Stämmen. Der Anschlag auf Charlie Hebdo im Januar 2015 geht auf die Kosten der Aqap.
Seit Ende 2014 tritt im Jemen auch die Dschihadistenorganisation IS mit einer Reihe von Selbstmordanschlägen auf. Es ist nicht klar, ob der IS und Al-Kaida im Jemen rivalisieren oder nebeneinander koexistieren.