26 Jahre nach Margaret Thatcher wird wieder eine Frau Grossbritannien regieren. Innenministerin Theresa May (59) und Energie-Staatssekretärin Andrea Leadsom (53) machen das Endspiel um die Nachfolge des scheidenden Premierministers David Cameron unter sich aus.
Dies entschieden die Tory-Abgeordneten im Londoner Parlament. May erhielt 199 von 329 möglichen Stimmen, Leadsom hatte 84 Abgeordnete hinter sich. Das Nachsehen hatte Justizminister Michael Gove. Er konnte lediglich 46 Stimmen für sich verbuchen.
In der Endrunde wählen die rund 150'000 Parteimitglieder eine der beiden Kandidatinnen zu ihrer neuen Chefin, die als neue Premierministerin Grossbritannien aus der EU führen soll. Das Ergebnis soll am 9. September verkündet werden.
Die «knallharte» Innenministerin ...
Auf die neue Frau an der Regierungsspitze kommen die langen und schwierigen Austrittsverhandlungen mit der EU zu. May will den offiziellen Prozess – zum Ärger der EU – eher erst im nächsten Jahr beginnen. Sie plädierte beim EU-Referendum für einen Verbleib in der Union, hielt sich aber mit ihrer Meinung im Wahlkampf diskret zurück – jetzt präsentiert sie sich als Versöhnerin, die die tief gespaltene Partei einigen könnte.
Die Innenministerin wird als Favoritin für den Chefsessel gehandelt. Sie gilt als kühl, kompetent und neue «Eiserne Lady» der Tories. In ihrem aktuellen Amt verantwortet May schwierige Themen: Terrorabwehr, Überwachung, Polizei, Kindesmissbrauch. Vor allem in Sachen Einwanderungspolitik gilt sie als knallhart.
... gegen die unbekannte Brexit-Befürworterin
Andrea Leadsom war bis zum EU-Votum wenig bekannt. Doch während der Kampagne für den Brexit erwarb sie sich mit sachlichen und durchdachten Argumenten Respekt. Unter ihren Unterstützern ist auch der Brexit-Wortführer und Londoner Ex-Bürgermeister Boris Johnson. Die Politikerin sieht den Austritt Grossbritanniens aus der EU als grosse Chance für das Land. Falls sie Premierministerin wird, will sie mit den Austrittsverhandlungen aufs Tempo drücken. Vor ihrer politischen Karriere war Leadsom 25 Jahre lang als Bankerin tätig.
Die 53-Jährige rief am Donnerstag zu Optimismus nach der Brexit-Entscheidung auf. Falls sie zur Nachfolgerin Camerons gewählt werde, wolle sie den gegenwärtigen Pessimismus vertreiben. Es gehe um «Wohlstand, nicht um Sparpolitik», sagte sie.
Cameron hatte seinen Rücktritt für die nächsten Monate angekündigt. Er zog damit die Konsequenz aus seiner Niederlage beim Referendum Ende Juni, als 52 Prozent der britischen Wähler für den Brexit stimmten.