Der Terrorismus in Nigeria fordert weiter zahlreiche Opfer. Bei der Explosion von zwei Bomben auf einem belebten Markt in der zentralnigerianischen Stadt Jos sind mindestens 118 Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt worden. Dies meldete der nationale Krisenstab (Nema).
Rund um den Ort des Anschlags wurden laut den Rettungsdiensten ein Krankenhaus und andere Gebäude beschädigt. Mächtige Rauchwolken lagen über dem Ort des Geschehens. Eine Bombe habe sich in einem Lastwagen befunden, ein anderer Sprengsatz in einem Minibus, berichtete ein Offizier der Spezialeinsatzkräfte.
Der Verdacht fällt auf die islamistische Boko Haram, deren Aggressivität inzwischen weltweit Entsetzen auslöst. Die islamistische Organisation ist seit 2009 verantwortlich für den Tod Tausender Menschen in Nigeria. Allein seit Jahresbeginn gab es nach nigerianischen Angaben insgesamt schon über 2000 Opfer.
200 Schülerinnen in der Gewalt von Boko Haram
Die Streitkräfte des Landes hatten im Mai 2013 eine Offensive gegen die Gruppe begonnen, jedoch ohne grossen Erfolg. Die Terrorgruppe mit Kontakten zu nordafrikanischen Al-Kaida-Ablegern will im muslimischen Norden Nigerias einen fundamentalistisch-islamischen Staat errichten.
Mitte April hatte Boko Haram mehr als 200 Schulmädchen im Norden Nigerias entführt. Die Islamisten drohen, die Mädchen zu verkaufen, wenn die Regierung in Abuja gefangene Boko Haram-Mitglieder und deren Angehörige nicht freilässt. Bisher fehlt trotz der Unterstützung von amerikanischen und europäischen Experten sowie dem Einsatz von Aufklärungsflugzeugen noch jede Spur von den Mädchen.
Hilfe aus dem Westen
Frankreich, Nigeria und vier andere afrikanische Länder hatten am vergangenen Samstag bei einem Anti-Terrorgipfel einen Aktionsplan gegen die Terrororganisation beschlossen. Man werde den Informationsaustausch der Geheimdienste verstärken, die Aktionen afrikanischer Militärs koordinieren und die Grenzen in Afrika kontrollieren, sagte der französische Präsident François Hollande. Eine Militäraktion des Westens gegen Boko Haram schloss Hollande allerdings aus.
Der Terror der Extremisten treibt im Norden Nigerias immer mehr Menschen in die Flucht: Rund ein Jahr nach der Verhängung des Ausnahmezustands in den besonders schlimm betroffenen Bundesstaaten Yobe, Borno und Adamawa wurden dort nach UNO-Angaben 250'000 Menschen vertrieben. Rund 61'000 weitere hätten in Kamerun, Tschad und Niger Zuflucht gesucht.