In der libanesischen Küstenstadt Tripoli mehrten sich zuletzt die Schusswechsel zwischen Anhängern und Gegnern des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad.
Zum ersten Mal seit Beginn des Aufstandes ist nun auch die Hauptstadt Beirut zum Ziel geworden. Zwei Raketen sind in ein schiitisches Viertel eingeschlagen. Die Bilanz: mindestens fünf Verletzte. Libanons Innenminister Marwan Charbel sieht darin einen Versuch, die Sicherheitslage in seinem Land zu destabilisieren.
Hisbollah verteidigt Assad
Der Angriff erfolgte nur wenige Stunden nach einer Rede des Anführers der schiitischen Hisbollah-Bewegung. In der Rede zum 13. Jahrestag des Abzugs der israelischen Truppen aus dem Südlibanon hatte der Hisbollah-Führer Hassan
Nasrallah einen «Sieg» in Syrien versprochen.
Er versicherte, die Hisbollah werde immer zu Assad stehen. Ein Sturz seines Regimes komme nicht in Frage. Syrien sei das Rückgrat des Widerstands, und die Hisbollah werde nicht mit verschränkten Armen zuschauen, wie Syrien von den USA, Israel und Extremisten das Rückgrat gebrochen werde.
Die Hisbollah unterstützt Assad seit einiger Zeit mit mehreren hundert Kämpfern. Insbesondere im Kampf um die Rebellenhochburg Kusseir sollen Berichten zufolge bis zu 1700 Kämpfer im Einsatz sein. Im Libanon gibt es aber auch Muslime sunnitischer Glaubensrichtung. Die unterstützen schwer bewaffnet die syrische Opposition. Damit droht dem Land immer mehr eine Zerreissprobe.
Arabische Liga verurteilt Angriffe
Die Arabische Liga hat die Hisbollah-Miliz im Libanon aufgefordert, sich aus dem Bürgerkrieg im Nachbarland herauszuhalten. Zugleich verurteilte der Generalsekretär der Liga, Nabil Elaraby, die Raketenangriffe auf Beirut. Er rufe die Anführer der Hisbollah auf, ihre Haltung zu überprüfen und sich nicht an dem Töten in Syrien zu beteiligen, hiess es in einer Erklärung der Liga. Die Raketenangriffe auf Beirut und die Krawalle in Tripoli seien inakzeptabel und zerstörerisch.
Auch UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich besorgt über die zunehmende Beteiligung der Hisbollah an den Kämpfen in Syrien. Damit steige die Gefahr einer Ausweitung des Konflikts, liess Ban am Abend über einen Sprecher in New York mitteilen. Er forderte alle Parteien zu verantwortlichem Handeln auf.
Syrien will in Genf über Frieden verhandeln
Angesichts der wachsenden Sorge vor einem Flächenbrand in Nahost ruhen viele Hoffnungen auf einer von den USA und Russland initiierten Syrien-Friedenskonferenz in Genf. Syriens Aussenminister Walid al-Muallim sagte in Bagdad, die Regierung in Damaskus sei grundsätzlich zu einer Teilnahme bereit. Dagegen kam die syrische Opposition am Wochenende in Istanbul bei ihren Beratungen über eine Teilnahme zu keinem Ergebnis. Nach Angaben von Oppositionellen in Damaskus könnte das Treffen für den 12. Juni einberufen werden.
Der Syrienkonflikt hat seit seinem Beginn im März 2011 UNO-Schätzungen zufolge mehr als 80'000 Menschen das Leben gekostet. Im Nordlibanon wurden bei den jüngsten Kämpfen zwischen Unterstützern des syrischen Regimes und dessen Gegnern binnen einer Woche mindestens 26 Menschen getötet.